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Bell UH-1D Huey

SAR Nürnberg 74

von Roland Kunze (1:48 Revell)

Bell UH-1D Huey

Zum Vorbild

Zu Beginn der 1960er Jahre fanden Überlegungen statt, die kolbenmotorgetriebenen H-34 der Bundeswehr durch ein zeitgemäßeres Modell zu ersetzen. Der Blick fiel schnell auf das Bell Modell 204/205, das zu dieser Zeit als leichter Mehrzweckhelikopter im Vietnamkrieg im Einsatz stand und sich dort bereits bewährt hatte. Nach Truppenerprobungen mit von Bell hergestellten Maschinen startete 1966 die Lizenzfertigung von 352 UH-1D bei Dornier in Oberpfaffenhofen, das Lycoming T53-L13B-Triebwerk wurde in Lizenz bei MTU in München gefertigt. Im Innenraum fanden maximal 13 Pasagiere bzw. 1.760 kg Zuladung Platz. Das 1.420 PS starke Triebwerk beschleunigte den Helikopter bei einer Reichweite von ca. 500 km auf bis zu 220 km/h.  

Bell UH-1D Huey

Mit den Maschinen wurden Einheiten der Heeresflieger, der Luftwaffe und des Bundesgrenzschutzes ausgerüstet, die bald die Vorzüge und Vielseitigkeit des Hubschraubers zu schätzen und einzusetzen lernten. So avancierte die „Huey“ schnell zum Arbeitspferd der verschiedenen Truppenteile. Auch bei den Besatzungen war sie überaus beliebt. Leicht zu fliegen, robust, zuverlässig und in dem Ruf stehend „alles mit sich machen zu lassen“, erreichte sie im Lauf der Zeit einen Kultstatus, der mit „Harley unter den Hubschraubern“ bezeichnet wurde.

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Die Bundeswehr führte ein ständiges zweites Besatzungsmitglied an Bord der „Huey“ ein. Dies war der „Bordmechaniker für Hubschrauber“, ein Triebwerks- oder Hubschraubermechaniker mit Zusatzausbildung zum Navigator und Windenoperator. In dieser Funktion unterstützte er den Piloten, und „da blieb das nicht aus, dass man auch mal mit anfassen (also fliegen) durfte, was richtig Spaß machte!“

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Neben der rein militärischen Verwendung setzte man die „Huey“ ebenso im militärischen Such- und Rettungsdienst (SAR) ein. Relativ schnell expandierte der Rettungsdienst auch auf den zivilen Bereich. Der Erfolg des im Jahr 1971 am Bundeswehrkrankenhaus Ulm stationierten „SAR Ulm 75“ ließ die Einrichtung weiterer Rettungszentren folgen, so unter anderen auch „SAR 74“, das am Nürnberger Flughafen stationiert war. Die Maschinen für diese Stationen stellte das LTG 61 in Penzing zur Verfügung. Mit der flächendeckenden Präsenz von Rettungszentren über das Gebiet der BRD leistete die Bundeswehr und die UH-1D einen wesentlichen Beitrag zum Aufbau des deutschen Luftrettungsnetzes.

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Die Ausstattung der für den SAR-Dienst eingesetzten Maschinen glich der eines Notarztwagens am Boden. Zusätzlich war eine Rettungswinde an Bord, die mit einer Seillänge von 45 m und einer Traglast von 245 kg auch Bergungen aus schwierigem Gelände erlaubte. Die Besatzung bestand aus Pilot, Bordmechaniker, Luftrettungsmeister und Notarzt. Der große Innenraum bei kompakten Außenmaßen und der starke Antrieb machten die „Huey“ zum idealen Fluggerät für den Rettungseinsatz, so dass die Maschine „auf dem letzten Hinterhof gelandet werden konnte und auch wieder hochkam.“

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Trotz bisweilen starker emotionaler Belastungen am Unfallort war der Rettungsdienst für die Besatzungen eine erfüllende Aufgabe, was durch das Bewusstsein gestärkt wurde, Menschenleben retten zu können. „Wann hat man als Soldat schon die Gelegenheit, Leben zu retten? Als Soldat wird man damit in Verbindung gebracht, zu kämpfen. Aber wir haben zusammen mit den Ärzten um Leben gekämpft.“ So flogen die „Hueys“ der Bundeswehr in über 35 Jahren SAR-Dienst ca. 300.000 Rettungseinsätze. Ab 1998 zog sich die Bundeswehr sukzessive aus der zivilen Luftrettung zurück, in diesem Jahr ging auch „SAR Nürnberg 74“ unter dem neuen Rufzeichen „Christoph 27“ an die DRF über.

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Obwohl die UH-1D immer wieder modernisiert wurden, konnten sie zuletzt die Anforderungen einer modernen Einsatzdoktrin nicht mehr erfüllen, so dass sie nach und nach durch den NH-90 ersetzt werden. So waren die Maschinen zuletzt älter als die Besatzungen, die sie flogen. Die Soldaten schätzten das „Hubschrauberfliegen in seiner natürlichsten Form“, das mit der Huey möglich gewesen ist. Das reine Handwerk des Fliegens, bei dem Steuerbefehle mit Seilen, Ketten und Stangen ohne Rechner übertragen werden, aber das „Popometer“ eine große Rolle spielt, weckte eine große Leidenschaft für die Maschine, die sich auch über Generationen hinstrecken konnte. Die Aussage „Mein Vater hat sie eingeführt, ich führe sie aus, danach ist das Fliegen für mich erledigt“ lässt erahnen, welche Emotionen das Fliegen mit der „Huey“ hervorgerufen hat.

Quelle: N24-Dokumentation „Hubschrauberlegende Bell UH-1D“

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Das Modell

Manch einer in der Modellbaugemeinde mag es als Frevel bezeichnen, aber ich habe es trotzdem getan und aus dem seltenen Revell-Bausatz der UH-1D SAR/Heeresflieger dieses Modell gebaut. Als Ergänzung zum Bausatz fand der Eduard-Ätzteilsatz Nr. 48292 und der HaHen-Decalbogen 48033 Verwendung.

Bei der Vorbildauswahl spielte wieder eine gehörige Portion Lokalpatriotismus eine Rolle: es sollte „SAR Nürnberg 74“ werden. Jedoch war es schwierig, Bildmaterial zu finden, auf dem eine Huey aus dem Zeitraum der 1980/1990er (was mit der Inneneinrichtung des Modelles korrespondieren dürfte) als SAR 74 zu sehen ist. Das einzige brauchbare Dokument zeigt 71+09 im Januar '89 auf einem Helipad der Universitätsklinik Erlangen.

Bell UH-1D Huey

Der Bau

Begonnen wurde klassischerweise mit der Inneneinrichtung. Teile für die SAR-Version liegen dem Bausatz zwar bei, geben das Interior aber nur in seinen Grundzügen wieder. Die Sitzbank erhielt Gurte aus dem Ätzteilsatz, die Tragbahre Seitenbügel aus gebogenem Draht. Dazu kam aus gefalteter Alufolie eine Vakuummatratze, die ebenfalls mit Ätzteilgurten ergänzt wurde. Viel Arbeit steckte im Rack mit den rettungs- und intensivmedizinischen Geräten, die alle im Scratchbau, hauptsächlich mit Evergreen-Profilen, entstanden. Das Rack auf der Steuerbordseite erhielt als Inhalt Koffer und Kästen, davor kam ein Netz aus Tamiyatape. Auch die Rettungswinde kam nicht ungeschoren davon. Die Bausatzausführung wirkte etwas mager, mit aufgeklebten Sheetstreifen von Evergreen kommt sie dem Vorbild schon viel näher. Dazu erhielt sie noch Verkabelung und das Fernbedienungsteil. Um den Frachtraum weiter zu beleben, wurden noch Notfallrucksack, Decken und Planen, Feuerlöscher und ein Handfeger hinzugefügt.

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Auch im Cockpitbereich sind die Ätzteile eine große Bereicherung. Die Aufhängungen für die Fußpedale erhielten noch Ansätze für das Steuergestänge, auch die Teile für das Armaturenbrett verbessern dessen Aussehen erheblich. Die für die Pilotensitze im Ätzteilsatz enthaltenen Panzerplatten fallen hier weg, dafür kamen die Sitzgurte zum Einsatz. Auch die im Bausatz fehlenden „B-Säulen“ wurden mit Ätzteilen aufgebaut und an die Seitenwände angepasst. Die mit Baufortschritt entsprechend lackierte und fertiggestellte Innensektion konnte zu guter Letzt noch mit den ebenfalls aus Tamiyatape erstellten Gurten zur Aufhängung der Tragbahre(n) und aus Kupferlitzendrähten gedrehten Comkabeln vervollständigt werden.

Bell UH-1D Huey

Im nächsten Bauabschnitt habe ich den Hauptrotor montiert. Neben den Bausatzteilen kamen auch hier wieder Ätzteile zum Einsatz, hauptsächlich für den Stabilisator. Das ausgefüllte Bausatzteil wird durch einen filigranen, vorbildgetreuen Rahmen ersetzt, dessen Montage aber einiges an Fingerspitzengefühl erfordert. Ergänzt wird der Hauptrotor noch durch fehlende Steuerstangen, erstellt wiederum aus Evergreen-Profilen und gezogenem Gussast.

Bell UH-1D Huey

Dann folgte die Montage des Rumpfes. Beim Zusammenfügen der Rumpfhälften mit der Innensektion musste sorgfältig gearbeitet werden, einerseits damit die Innensektion spannungsfrei und korrekt positioniert (da kaum Einpasshilfen vorhanden) im Rumpf sitzt, andererseits, um das Dachteil sauber und ohne Fugen aufsetzen zu können. Die Lüftungsgitter in der Triebwerksabdeckung wurden ausgefräst und durch die sehr schön ausgeführten Ätzteile ersetzt. Um hier den Einblick in einen Hohlraum zu vermeiden, habe ich das aus dem Bausatz UH-1 Huey Hog von Revell spendierte und entsprechend zurechtgestutze Triebwerk unter die Abdeckung gesetzt. Einiges an Ausgleichsarbeit hat das Aufsetzen der Triebwerksabdeckung auf den Rumpf erfordert. Hier entstand auf einer Seite ein recht großer waagerechter Spalt zum Rumpf, der mit Evergreen und Spachtelmasse verschlossen wurde.

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Die restliche Rumpfmontage ließ sich problemlos erledigen. Um dem Vorbild zu entsprechen, mussten gegenüber der Bauanleitung einige Anbauteile weggelassen werden. Zu den freistehenden Ätzteil-Türgriffen habe ich noch zwei aus Metalldraht gebogene Haltegriffe angebracht.

Bell UH-1D Huey

Die Lackierung

Nach der entsprechenden Abdeckung der Rumpöffnungen erfolgte die Grundierung mit Revell 65 Bronzegrün, das Tarnschema habe ich aus Revell 9 Anthrazit und Humbrol 80 freihand mit der Airbrush aufgetragen. Die Schiebetüren erhielten eine weiße Grundierung, dann erfolgten zwei Sprühgänge Humbrol 209 Leuchtorange. Auf eine Schicht Klarlack wurden die Decals aufgebracht. Hoheitszeichen, Nummer, Wappen und SAR-Schriftzug kamen vom HaHen-Bogen, die Stencils sind Bausatz-Decals. Auch hier musste mit Revell AquaColor Klarlack gearbeitet werden, um ein Silbern zu verhindern. Als Abschluss kam über alles noch eine Schicht Mattlack darüber.

Bell UH-1D Huey

Die Endmontage

Die Klarsichtteile passten recht gut und ließen sich mit Revell Contacta Clear sauber einsetzen. An einer Cockpittür wollte ich ein Fenster geöffnet zeigen. Dies war dann die Gelegenheit, die Panzerglasscheiben aus dem Bausatz, die auch noch recht wellig waren, gegen Klarsichtsheet auszutauschen. Das nahtlose Einpassen der Fenster war zwar eine Heidenarbeit, ist aber eine ordentliche optische Verbesserung.

Bell UH-1D Huey

Dann konnten die großen Schiebetüren geöffnet mit Ponal Fix&Fest Klebe-Creme angebracht werden. Nach dem Trocknen ging es mit dem Heckrotor weiter. Die Ansteuerung hier entstand ebenso wie die Scheibenwischer aus Evergreen-Profilen und gezogenem Gussast. Dann folgte die Detailbemalung, hier hauptsächlich die Positionslampen. Zu guter Letzt wurde noch die kleine Steuerbord-Laderaumtür in geöffnetem Zustand angebracht, wobei die kleinen, entsprechend gebogenen Ätzteilscharniere eine große Hilfe waren.

Insgesamt ging der Bau meiner SAR-Huey recht reibungslos über die Bühne und machte sehr viel Spaß. Ich hoffe, mein "Teppichklopfer" gefällt!

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Roland Kunze

Publiziert am 26. September 2017

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