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Tirpitz

von Frank Spahr (1:700 Revell)

Tirpitz

Das Vorbild

Die Tirpitz war das letzte deutsche Schlachtschiff. Obwohl als Schwesterschiff der Bismarck in Wilhelmshaven vom Stapel gelaufen, wies sie in zahlreichen Details Unterschiede auf. Ihre Dienstzeit verbrachte sie praktisch zur Gänze in norwegischen Gewässern, wo sie als Bedrohung der Konvois nach Murmansk starke gegnerische Kräfte band. Ihre tatsächlichen Einsätze hielten sich in Grenzen, der Wert des Schiffes lag in der potentiell von ihm ausgehenden Gefahr.

So unternahmen die Briten zahlreiche Angriffe mit den unterschiedlichsten Kampfmitteln gegen die Tirpitz, und die Deutschen trieben einen erheblichen Aufwand zu ihrem Schutz. Erst mit der Versenkung der Tirpitz durch die britische Luftwaffe am 12. November 1944 endete die Bedrohung der alliierten Nachschubwege um das Nordkap in die Sowjetunion. Britische Großkampfschiffe konnten nun in den Pazifik verlegt und gegen die Japaner eingesetzt werden.

Tirpitz

Der Bausatz

Nachdem Revell erheblichen Aufwand in die Produktion von Bausätzen von Bismarck und Tirpitz im Maßstab 1:350 getrieben hat, war es nur eine Frage der Zeit, bis die dabei gewonnenen Daten auch im Sammlermaßstab 1:700 genutzt wurden. Im Firmenprogramm hatte es bis dahin nur völlig veraltete Bausätze im Maßstab 1:570 gegeben. Der Bausatz bietet ein exzellentes Preis-Leistungs-Verhältnis und ist von generell hoher Qualität. Und wie bei den großen Pendants bestehen sehr deutliche Unterschiede zwischen Bismarck und Tirpitz. Revell hat auch durch die Firma Eduard Ätzteilsätze für Bismarck und Tirpitz produzieren lassen.

Der Firmenpolitik von Revell geschuldet, besitzt der Bausatz einen Vollrumpf. Damit setzt er sich deutlich von den Mitbewerbern ab, die primär Wasserlinienmodelle anbieten, an die ein Unterwasserschiff ggfs. angebaut werden kann. Wer hier also auf Wasserlinie arbeiten will, muss selbst aktiv werden. Die leichte Flak ist weniger detailliert, als es heute möglich ist. Das ist meiner Einschätzung nach den Formenkosten und der Baubarkeit auch durch weniger Geübte geschuldet. Immerhin ist dieser Bausatz für eher schlankes Geld zu haben, und die Zielgruppe ist erheblich weiter gefasst als es engagierte Modellbauenthusiasten gibt. Für diese bietet der heutige Zubehörmarkt reichliche Möglichkeiten. Unglücklich finde ich die Gestaltung der Niedergänge. Hier wurden Aussparungen zur Aufnahme der Kunststoffteile in die Decks eingearbeitet, die bei Benutzung fotogeätzter Ersatzteile erst verschlossen werden müssen. Die Bauanleitung ist vollständig, allerdings aufgrund des sehr kleinen Kartons auch ziemlich klein gedruckt und von daher unübersichtlich.

Alles in allem ist es ein Bausatz, der dem Anfänger ohne großen finanziellen Aufwand den Bau eines ansehnlichen Modells erlaubt, und der Fortgeschrittenen eine Ausgangsbasis für weitere Detaillierungen bietet.

Tirpitz

Baubeginn und ein Geständnis

Ich hatte den Bausatz zur Rezension erhalten und verfolgt, wie groß die Enttäuschung darüber in Diskussionsforen war. Es wurde einerseits bedauert, dass noch ein weiterer überflüssiger Bausatz eines gut repräsentierten Schiffstyps herausgebracht wurde, und es wurde die fehlende Wasserlinienoption und die schlecht detaillierte Flak kritisiert.

Die Kriegsmarine ist nicht mein Steckenpferd, von daher ließ mich die Sache eher kalt. Ich war aber in der Lage zu verstehen, dass die geschäftliche Entscheidung von Revell durchaus sinnvoll war. Als deutscher Hersteller sollten eine passable Bismarck und Tirpitz im Programm sein, weil diese Schiffe einfach so bekannt sind und für langfristigen Umsatz sorgen. Ich hatte auch Verständnis dafür, dass die Befindlichkeiten von uns als engagierten Modellbauern nicht die alleinige Entscheidungsgrundlage für ein Unternehmen sein können.

Von daher griff ich irgendwann ins Regal und begann, die Tirpitz zu bauen. Mit den Ätzteilen von Eduard, dazu mit Ätzteilen von WEM, die mir persönlich besser liegen, aber für einen anderen Bausatz gedacht waren. Zudem besorgte ich mir bei BMK gedrehte Rohre bis hinunter zur 105 mm Flak.

Ziemlich zügig beging ich meinen Hauptfehler im Projekt, und auch einen, den ich noch länger hätte richtigstellen können. Ich trennte nämlich die Rumpfhälften ein wenig zu tief ab. Je nach dem, wie tief ein Dampfer im Wasser liegt und wie der Seegang ist, schaut nun mal gern so hier und da ein Stück des Unterwasserschiffs heraus. Von daher sind Wasserlinienrümpfe, die genau am Wasserpass enden, gern mal hier und da etwas zu kurz und müssen partiell unterfüttert werden. Ich hatte wohl beim Abtrennen einen etwas lebhafteren Seegang im Auge, als er nachher modelliert wurde. Von daher hätte ich noch einmal zu einem auf einer planen Fläche aufgeklebten großen Stück Schmirgelpapier greifen müssen, aber das habe ich versäumt. So, nun ist es raus.

Meine Erklärung ist, dass die Tirpitz auf dem Weg zu einem Liegeplatz ist, der nur nach Passieren einer Flachwasserstelle zu erreichen ist, und deshalb der gesamte Wasserpass sichtbar ist. Letztendlich ist das meine Faulheit, und in meinen Augen spricht es nicht gegen die Herangehensweise, einen Vollrumpf zu produzieren. Ich muss sagen, dass es mehr Arbeit macht, ein (in meiner Erfahrung nie richtig passendes) Unterwasserschiff sauber an ein Wasserlinienmodell anzubauen, als eine Rumpfhälfte zu kürzen.

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Und es geht weiter

Der Bau des Modells ging ansonsten flott und unkompliziert von der Hand. Die Basis wurde wie immer sehr früh vorbereitet, die größte Trumpeter - Displaybox war erforderlich, um das Schiff aufzunehmen. Erhabene Bereiche der Wasserbasis wurden nach Markierung des Umrisses des Rumpfes aus Baumarktspachtel modelliert. Hierzu benutze ich Spachtel für Künstlerölfarben und eine kleine Drahtbürste, mit der ich das aufgewühlte Kielwasser hackend gestalte. Dabei entstehende hochgezupfte Überschüsse lassen sich nach dem Aushärten leicht abtrennen. Nach dem Aushärten der Spachtelmasse wurde Wandfarbe mit einem Heizkörperpinsel aufgestippelt, um eine homogene und leicht unregelmäßige Oberfläche zu erzielen. Diese wurde mit grüner und blauer Acrylfarbe aus der Airbrush gespritzt. Nach dem vollständigen Austrocknen der wasserbasierten Farben erhielt die Basis mehrere Schichten lösungsmittelbasierten Glanzlacks aus der Spraydose - erst dadurch erwacht die Oberfläche zum Leben und wirkt vorbildähnlich.

Derweil wurde das Schiff gebaut. Die diversen Aufbaudecks wurden als Baugruppen erstellt und vorlackiert. Die Ätzteile von Eduard haben den Vorteil, dass sie genau auf den Bausatz abgestimmt sind, sie sind jedoch weniger fein geätzt als die Pendants von WEM. Auch hier scheint mir die Baubarkeit bei der Gestaltung Priorität gehabt zu haben. Unglücklich finde ich die Entscheidung, die Niedergänge aus Kunststoff zu belassen und nur mit geätzten Handläufen zu versehen. Das wirkt in meinen Augen einfach zu klobig. Von daher verschloss ich die Aussparungen in den Decks und setzte fotogeätzte Niedergänge von Lion Roar und WEM ein. Generell versuchte ich, jeweils die Ätzteile zu benutzen, die mir besser geeignet schienen. So schätze ich, dass zwischen einem Drittel und knapp der Hälfte der Teile von WEM stammt.

Die Holzdecks sind schön graviert und lassen sich durch einen dezenten braunen Wash vorteilhaft betonen. Ich verwende grundsätzlich Acrylfarben, ein Wash aus Humbrol-Verdünnung und Künstlerölfarben funktioniert darauf hervorragend. Schön gefallen hat mir ebenfalls die Aufteilung der Decks – hier sind nachher keine unschönen Nähte zu beseitigen.

Sehr wichtig ist mir, alle Masten durch Metallteile zu ersetzen. Nur so können die Teile später unter dem Zug der Takelung stabil bleiben. Hierzu benutze ich konisch gedrehtes Messing von BMK, Stahldrähte aus einer Drahtbürste und gerichteten Messingdraht in verschiedenen Durchmessern.

Bei der Gestaltung des Tarnmusters benutzte ich die Abbildungen aus der lobenswerten dänischen Website von John Asmussen, www.bismarck-class.dk Meine Tirpitz trägt das Tarnschema H aus dem Sommer 1942. Ich habe mich weiterer Nachforschungen über die Akkuratesse des Rüstzustandes meines Modells wohlweislich enthalten. Wie gesagt, die Kriegsmarine ist nicht meine Feldpostnummer.

Wohlwollende Modellbaufreunde versuchten mich davon zu überzeugen, nun aber auch noch komplett alle Flak zu ersetzen – auch hier winkte ich ab und beließ mein Modell mit den klobigen Dingern. Ich mag diese flachen Ätzteilgebilde nicht, und hatte auch keine Lust für Flakersatz mehr auszugeben, als der gesamte Bausatz gekostet hatte. Im Gesamteindruck gefällt es mir persönlich, und das ist es letztendlich, worauf es für jeden von uns ankommt.

Die zahlreichen Verkehrsboote bedeuteten einiges an Bemalungsarbeit, letztendlich war das aber nur eine Geduldsfrage. Schließlich konnte ich die Haupt- und später die Unterbaugruppen zu einem Ganzen zusammenfügen. Nun wurde das Schiff bemannt, hierzu benutzte ich geätzte Figuren von Lion Roar. Die Takelung erfolgte mit gezogenem beigem Gussast für die Signalleinen und mit ultrafeinem Caenis – Faden für den Rest. Eine Schicht Mattlack von Vallejo versiegelte und egalisierte die Oberflächen zum Abschluss. Nun konnte das Modell auf der Basis verschraubt werden. Verbleibende Spalten wurden mit glänzendem klarem Acrylgel verschlossen, das sich aus einer stumpfen Salbenkanüle auftrug. Dieses Gel wurde auch benutzt, um der Hecksee mehr Fülle und Struktur zu geben. Ganz zum Schluss wurden die gischtenden Bereiche der Wasserbasis noch mit weißer Künstlerölfarbe trockengemalt. Insgesamt hat der Bau etwa fünf Wochen gedauert.

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Fazit

Ich habe diesen Bausatz als ein solides Produkt mit einem erfreulichen Detaillierungsgrad empfunden, aus dem sich ein ansehnliches Modell bauen lässt. Gestört hat mich die Gestaltung der Niedergänge, ich denke, es ließe sich auch eine Lösung finden, die es dem etwas anspruchsvolleren Erbauer leichter macht, auf diese zu verzichten. Aber mal ehrlich, es gibt weitaus schwerwiegendere Probleme, die man mit Modellbausätzen haben kann...

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Quellen

bismarck-class.dk

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Weitere Bilder

Der Umriss des Rumpfes ist markiert - nun kann die Wasserfläche modelliert werden.Baumarktspachtel, Drahtbürste und Ölfarbenspachtel - das reicht.Stellprobe des Rumpfes - hier und jetzt hätte ich noch mehr abtragen müssen.Die Hecksee ist schön aufgewühlt - hochstehende Fädchen lassen sich leicht abtrennen.Mit dem Aufstippeln der Wandfarbe entsteht die gewünschte Struktur der Oberfläche.Mit grüner und blauer Acrylfarbe aus der Airbrush wurde die Basis eingefärbt.Das Tarnmuster erfordert reichlich Abkleben.
Die verschiedenen Aufbaudecks nach dem Bemalen und vor dem Zusammenbau.Die fertige Basis nach dem Glanzlackauftrag - dadurch erst entsteht der Wassereffekt.Wie immer bei Schiffsmodellen - sehr, sehr viele Anbauteile wollen vorbereitet werden.Die gedrehten Rohre werten das Modell wirksam auf.Ein Blick auf die zahlreichen Verkehrsboote während der Bemalungsphase - hier muss noch viel korrigiert werden.So hält der Mast auch den Zug der Takelung aus, ohne sich zu verformen - Metall ist einfach stabiler.Das Schiff ist fertig zum Takeln - immer noch leistet der Schraubstock gute Dienste.
Aus einer stumpfen Salbenkanüle wird Acrylgel in den Spalt zwischen Schiff und Basis gespritzt.Fotogeätzte Figuren von Lion Roar werden am Rahmen vorbemalt und dann mit Sekundenkleber am Modell befestigt.Eine Schichtung mit klar aushärtendem Acrylgel gibt dem Kielwasser mehr Tiefe......und ein leichtes Trockenmalen mit weißer Künstlerölfarbe den letzten Schliff.

Der Umriss des Rumpfes ist markiert - nun kann die Wasserfläche modelliert werden.

Der Umriss des Rumpfes ist markiert - nun kann die Wasserfläche modelliert werden. 

Frank Spahr

Publiziert am 01. Februar 2013

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