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Avia CS-92 Turbina

von Thomas Hannecke (1:72 Smer)

Avia CS-92 Turbina

Das Original

Während des Zweiten Weltkriegs werden in mehreren von deutschen Truppen besetzten Ländern, unter anderem auch in der Tschechoslowakei, Flugzeuge für die Luftwaffe gebaut. Neben einer bereits vorhandenen Infrastruktur in Form von alteingesessenen Flugzeugfirmen und eingelerntem Fachpersonal stellt die Lage des Landes, fernab von den alliierten Bomberbasen in Südengland, einen zusätzlichen Bonus dar. So verwundert es nicht, dass in den Avia Werken neben der Me 109 auch die Me 262 gebaut wird. Die Fertigung ist dezentralisiert: außer am Hauptstandort in Letnany nahe Prag werden Komponenten in umgebauten Eisenbahntunneln gefertigt, die Turbinen stammen von den CKD und Walter Werken, und die Endmontage erfolgt in Eger (heute Cheb) nahe der deutschen Grenze. Im Mai 1945 ist der Spuk vorbei, die Montagebänder stehen erst einmal still, die einrückenden Russen beschlagnahmen Werkzeuge, Formen und Maschinen. Aber das bleibt nicht lange so. Die Fertigungsanlagen werden der neu gebildeten tschechoslowakischen Regierung übergeben, die bereits am 27. Mai 1945 beschließt, die Produktion wieder aufzunehmen. Genügend Ersatzteile für den Bau von 17 Ein- und zwei Doppelsitzern liegen auf Lager.

Avia CS-92 Turbina

Die erste Avia S 92 (wie der Einsitzer jetzt heißt) wird anscheinend bereits 1945 im Forschungsinstitut in Letnany zusammengebaut, startet aber erst am 27. August 1946 zum Erstflug. Ein langes Leben ist ihr nicht beschieden, bereits am 31. August (bzw. 5. September, die Daten divergieren je nach Quelle) geht sie bei einem Unfall verloren. Das erste Exemplar der zweisitzigen Schulmaschine, Avia CS-92 genannt, startet am 10. Dezember 1946 zum Jungfernflug. Genau diese Maschine (Werknummer CS-92.3, Kennzeichen V-31) stellt das Modell dar. Ihre Karriere ist unspektakulär. Sie kommt 1950 zur 5. Jagdstaffel in Prag-Kbelny, wird noch im gleichen Jahr wieder ausgemustert, für Bodentraining aufgebraucht und anschließend verschrottet.

Insgesamt werden neun Ein- und drei Doppelsitzer gebaut, von denen 1952 keiner mehr im Einsatz steht. Eine überlebende Avia CS-92 kann heute noch im Luftfahrtmuseum in Prag-Kbelny bewundert werden.

Avia CS-92 Turbina

...und das Modell

Als mir meine Frau (für deren unermüdliche Suche nach „exotischen" Bausätzen im Internet ich mich hier ganz explizit bedanken möchte) dieses Kit in die Hand drückte, muss ich wohl erst einmal recht ratlos dreingeschaut haben. Das Flugzeug auf dem Karton war eindeutig eine Me 262, und von der Modellbaufirma „SMER" hatte ich nie in meinem Leben gehört. Vorsichtige Skepsis. Ein Blick in den Stülpkarton bestätigte den Verdacht. Eindeutig ein Me 262 B1a Nachtjäger mit Radarantennen und Abwurftanks, und der „Fluglehrer" auf dem hinteren Sitz hat einen dicken Radarschirm vor der Nase. Das einzige, was daraus eine Avia CS-92 macht, sind die Decals der tschechischen Luftwaffe (die sich übrigens gut verarbeiten ließen).

Avia CS-92 Turbina

Ansonsten war meine Skepsis unberechtigt. Die Cockpiteinrichtung ist für ein 1:72 Modell gar nicht schlecht detailliert, und so wurden dort nur selbstgefertigte Sicherheitsgurte ergänzt. Die Passgenauigkeit der Teile ist gut bis hervorragend. Das Fahrwerk ist ein wenig lieblos ausgeführt, so dass neue Fahrwerksklappen im Eigenbau entstanden. Ganz wichtig! Für das Bugfahrwerk sollte ein wie immer auch gearteter Fahrwerksschacht selbst gebaut werden. Wer sich diese Mühe sparen will wird am fertigen Modell durch einen unverbauten Blick auf das Bleigewicht in der Rumpfspitze „belohnt". Und Ballast im Bug braucht man wirklich reichlich, denn die Maschine ist ein leidenschaftlicher „Tailsitter".

Für die Lackierung wurde Tamiya XF-22 RLM 02 Graugrün verwendet, überschichtet mit mehreren Lagen Tamiya Glanzlack farblos als Untergrund und für die Versiegelung der Decals und noch mal überhaucht mit stark verdünntem transparenten Gunze Mattlack, um den Hochglanz auf Seidenmattniveau abzustumpfen. Die Avia CS-92 war nur kurze Zeit bei der Truppe und wurde als erstes Düsenflugzeug der neuen tschechoslowakischen Luftwaffe sicherlich pfleglich behandelt. Auf eine „Alterung" der Lackierung habe ich daher bewusst verzichtet.

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Avia CS-92 Turbina

 

Quellen:

Thomas Hannecke

Publiziert am 27. Februar 2013

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