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Sd.Kfz. 304, NSU Springer

Der Einwegpanzer von NSU

von Frank Schulz (1:35 JP Hobby)

Sd.Kfz. 304, NSU Springer

Eigentlich sollte der NSU „Springer“ nach dem Erscheinen des Kettenkrades von Dragon im Eigenbau auf meinem Basteltisch entstehen. Unterlagen, Fotos und Zeichnungen stapelten sich schon um mit dem Bau zu beginnen, da kam die Nachricht das auch der tschechische Hersteller JP Hobby diese Idee hatte und sie auch schon in guter Qualität ausgeführt hatte. Also Arbeit gespart und das Resin Modell gebaut.

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Das Original

Die Entwicklung ferngesteuerter Fahrzeuge begann bereits in den 30iger Jahren. In England entstand 1935 ein ferngesteuertes Kettenfahrzeug mit Namen „Edward“ und auch Frankreich baute zu dieser Zeit einen ferngesteuerten Ladungsträger. Deutschland hatte kurz vor Beginn des Krieges mit der Entwicklung solcher ferngesteuerten Fahrzeuge begonnen und 1940 wurde die erste Einheit mit unbemannten ferngesteuerten Fahrzeugen ausgerüstet. Die Firmen die sich bei der Entwicklung ferngesteuerter Fahrzeuge besonders hervortaten waren die Bremer Borgward Werke und NSU. Bei Borgward entstanden die Typen B I und B II deren Aufbauten aus Beton waren und die als unbemannte Minenräumer eingesetzt wurden. Am meisten wurde der Borgward B IV in den Ausführungen A, B und C gebaut der als schwerer Ladungsleger konzipiert war und nach dem Ablegen der Sprengladung wieder verwendet werden konnte. Anders der ebenfalls von Borgward produzierte „Goliath“. Dieser Sprengpanzer war kabelgelenkt und wurde bei der Detonation der Sprengladung mit zerstört. NSU entwickelte verschiedene ferngelenkte Versionen des Kettenkrades die ausgiebig erprobt wurden. Anfang 1943 wurde NSU dann beauftragt einen mittleren Ladungsträger zu entwickeln. Das Fahrzeug sollte ca. 300 kg Sprengstoff transportieren können und bei der Detonation mit zerstört werden. Die Entwicklung von NSU basierte zuerst auf einem verändertem Kettenkrad Laufwerk mit 6 statt 5 Laufrollen pro Seite. Schnell wurde aber klar das das Fahrzeuggewicht eine weitere Verlängerung des Fahrwerkes erforderte macht. So erhielt der Springer letztendlich sieben Laufrollen pro Seite. Ende April 1944 ging das erste 0-Serien-Fahrzeug an die Heeresversuchsstelle in Kummerstorf. Danach wurden auch bei der Panzer-Versuchs- und Ersatz-Abteilung 300 (Fkl) der „Springer“ erprobt. Da das Fahrzeug durch die Verwendung von Kettenkradteilen wesentlich günstiger zu fertigen war als Borgewards B IV sollte eine Produktionsrate von 500 „Springern“ gefertigt und gleichzeitig die Produktion des Borgward B IV heruntergefahren werden. Bis Februar 1945 wurden tatsächlich aber nur 50 Fahrzeuge gefertigt von denen auch ein Teil noch zur Truppe gelangt sein soll. Genaues über deren Einsätze ist bis heute nicht bekannt. Zwei intakte Fahrzeuge wurden von den Alliierten 1945 in Eisenach erbeutet, eines davon steht noch heute in Bovington/England im Museum.

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Das Modell

Wie schon Eingangs erwähnt hatten auch die Leute bei JP Hobby die gleiche Idee wie ich, nämlich unter Verwendung von Dragons neuen Kettenkradteilen einen „Springer“ zu bauen. So erklärt es sich auch, daß natürlich alle Laufwerkskomponenten von diesem Bausatz stammen. Sie sind wie alle anderen Bauteile auch sehr sauber und blasenfrei aus Resin gegossen. Eine große Platine mit Ätzteilen für die Kettenabdeckbleche, Panzerung des Fahrerstandes und andere diverse Kleinteile ergänzt den Bausatz sehr sinnvoll. Der Motorraum ist komplett nachgebildet. Leider ist dieser nicht korrekt wiedergegeben! Der Bauplan ist sehr gut und übersichtlich und läßt keine Fragen aufkommen. Die Resinteile haben nur sehr kleine Angüsse und können problemlos mittels einer Feinsäge von diesem abgetrennt werden. Auch die Ätzteile lassen sich sehr gut verarbeiten. Einige kleine Details sollten allerdings geändert und ergänzt werden. Hierzu nun mehr.

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Der Zusammenbau

Ich habe zuerst mit dem Zusammenbau der Teile in der Wanne begonnen. Das der Motorraum falsch wiedergegeben ist merkte ich leider zu spät. Da es nur ein Foto mit Blick auf dem Motorraum gibt und ich auch keine Fotos vom Motor des in England ausgestellten „Springer“ hatte, entschloß ich mich schweren Herzen den Motorraum zu verschließen und zu vergessen. Die vorderen beiden Abdeckplatten der Wanne waren etwas beschädigt, ich habe sie daher kurzerhand durch Plastikplatten ersetzt. Übrigens der einzige große Wehmutstropfen an diesem Modell. Erst nachdem die Wanne vervollständigt war, wurde das filigrane Laufwerk montiert. Die besondere Schwierigkeit hier war die Kette, bei der jedes Glied aus Kettenglied und separatem Gummipolster besteht. Kann man bei Dragons Kettenkrad diese Klippe noch gut umschiffen indem man zuerst alle Kettenglieder mit einem Gummipolster versieht und diese dann nach dem Trocknen mit leichter Gewalt zusammen klippst, so geht dies bei den Resinteilen nicht. Das bedeutet, man muß die Kettenglieder um das Laufwerk kleben und danach die kleinen Kettenpolster darauf befestigen. Eine sehr fummelige und zeitraubende Arbeit die sehr viel Fingerspitzengefühl und Ruhe erfordert. Der weitere Zusammenbau des Modells bereitet keine weiteren Schwierigkeiten, allerdings gibt es noch einige fehlende oder falsche Details zu ergänzen und zu ändern. Zuerst sollte man auf der Motorabdeckung in der Mitte des Fahrzeuge in Fahrtrichtung eine Naht eingravieren. Die Motorklappe des Springers war nämlich zweiteilig und klappte in der Mitte nach oben. Daher ist es auch erforderlich hier zwei Scharniere zu ergänzen. Ich verwendete hierzu Abgüsse von Scharnieren der Motorhaube des „Sd.Kfz. 250 neue Art“ von Dragon. Die vordere Abdeckung des Motorraumes hat sechs statt der im Bauplan gezeigten vier Schnellverschlüsse. Glücklicherweise enthält die Ätzplatine genügend dieser Teile. Der an der Motorklappe angebrachte Halter für die Antenne entspricht nicht dem Original und wurde anhand von Originalfotos neu gebaut. Gleiches gilt für den an der Fahrzeugfront angebrachten Notek-Scheinwerfer. Neben dem Notek-Scheinwerfer befand sich auf der in Fahrtrichtung rechten Seite eine Halterung für die über das Fahrzeug hinausragende, nach hinten zeigende Positionslampe. Durch sie war das Fahrzeug auch in unebenen Gelände noch für den Kommandanten des Leitpanzers sichtbar auch wenn es einmal in einer Bodenwelle verschwand. Am Modell fehlten die vorderen Enden der Kettenabdeckbleche. Diese sind sicherlich im Einsatz nicht lange dort gewesen. Ich habe sie trotzdem aus Alublech angefertigt und montiert. Die Form dieser Teile ist sehr komplex und erfordert ein mehrmaliges Anpassen. An den Seitenschürzen selbst gibt es einige kleine Details zu ergänzen. Dies sind drei große Schrauben auf jeder Seite an den Stellen wo unter den Abdeckblechen im Original zusätzliche Streben sitzen. Am Heck wurde zwischen Kettenabdeckung und Wanne eine Strebe ergänzt die von hinten sichtbar ist. Auf den Abdeckungen wurden diverse kleine Nieten ergänzt. Die abklappbare Panzerung des Fahrerstandes erhielt auf jeder Seite einen Handgriff. Für die Scharniere der Fahrerpanzerung wurden wiederum die erwähnten Abgüsse verwendet. An den Innenseiten der Fahrerpanzerung wurden die Verriegelungen ergänzt damit die Panzerplatten in aufgestelltem Zustand verbleiben.

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Die Bemalung

Nach dem kompletten Zusammenbau wurde das Fahrzeug mit Revell Grundierung gespritzt. Die Farbgebung erfolgte mit Vallejo-Airbrush-Farben. Da die zeitgenössischen Fotos der Fahrzeuge keinerlei Markierungen zeigen, habe ich ebenfalls keinerlei Markierungen angebracht. Nach dem Trocknen der Dreifarben-Tarnung wurde ein leichtes Washing mit stark verdünnter dunkelbrauner Ölfarbe aufgebracht und nach dem Antrockenen gleich wieder gleichmäßig ausgerieben. Danach wurde das Modell trockengemalt und mit Mikrobemalung versehen. Hierzu benutze ich einen sehr feinen Pinsel und Vallejo-Airbrush-Farbe des Tones Panzergrau. Damit wird an Ecken und Kanten abgeplatzte Farbe imitiert. Zuletzt erfolgt eine Alterung mit Pastellkreide. Hierzu wird Pastellkreide gerieben und dann mit Verdünner zu einer dünnen Paste vermischt. Diese wird mit Bereich der Ketten und an allen anderen zu verstaubenden Stellen aufgetragen. Nach dem Trocknen kann man überschüssige Kreide mit einem Borstenpinsel wieder abtragen.

Sd.Kfz. 304, NSU Springer

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Das Diorama

Da über den Einsatz der „Springer“ nicht viel bekannt ist habe ich darauf verzichtet den obligatorischen Leitpanzer zu diesem Fahrzeug zu bauen um einen Fernlenkeinsatz darzustellen. So entschied ich mich für ein kleines Diorama. Gezeigt wird ein „Springer“ der von Hand gesteuert, 1945 in Deutschland eingesetzt ist. Die Straßenecke mit der Litfaßsäule besteht aus Resin und stammt von GeF Modell Design. Die Figuren stammen von Warriors. Die zwei Soldaten der Waffen-SS im Hintergrund sind aus dem Set „Hitlerjugend Normandy“ und der Panzersoldat stammt aus dem Set „Ungarn 1945“. Er erhielt einen anderen Kopf und die Pistole in der Hand wurde entfernt. Die Plakate auf der Liftfaßsäule stammen aus verschiedenen Verlinden-Sets. Sie wurden ausgeschnitten und dann wurde vorsichtig eine Schicht des relativ dicken Papiers abgezogen. Dadurch erhielten die Plakate eine vorbildliche Stärke. Nun wurden sie mit dreckigen Fingern mehrfach gefaltet und zerknittert. Erst danach wurden sie mit Weißleim auf die Säule aufgeklebt. Das Laub auf der Erde sind übrigens getrocknete Birkensamen. So entstand mit wenig Aufwand ein kleines aber interessantes Endzeit-Diorama für den „Springer“.

Weitere Bilder

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Sd.Kfz. 304, NSU Springer

 

Frank Schulz

Publiziert am 12. Dezember 2009

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