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HAI-1

(Amodel - Nr. 72174)

Amodel - HAI-1

Produktinfo:

Hersteller:Amodel
Sparte:Flugzeuge Zivil
Katalog Nummer:72174 - HAI-1
Maßstab:1:72
Kategorie:Bausätze (Plastik)
Preis:ca. 16 €
Inhalt:
  • 3 graue Spritzlinge
  • 1 klarer Spritzling
  • Decalbogen
  • Bauanleitung

Besprechung:

Unter der Artikelnummer 72-174 befindet sich seit ca. einem Jahr der Bausatz des sowjetischen Schnellverkehrsflugzeuges Chai-1 (englische Umschrift: Khai-1) im Handel.

Ursprünglich von der ukrainischen Firma TEMA zum 75. Jubiläum des „Charkovskij Aviatsionyi Institut" (Charkover Luftfahrt Institut; abgekürzt ChAI) als Spritzgussmodell aufgelegt, hat sich A-Model der Formen angenommen und sie in leicht (aber entscheidend!) veränderter Form erneut auf den Markt gebracht: Statt des bei TEMA recht krude dargestellten Motors ließ A-Model bei der ebenfalls ukrainischen Fa. „Master 44" einen komplett neuen Motorspritzling herstellen, der diesen Teil des Bausatzes ganz erheblich aufwertet.

Amodel - HAI-1

Aus den 53 (und nicht 40 wie auf der Bauanleitung vermerkt!) in weißem Kunststoff gespritzten Teilen (plus 11 Klarsichteile) lässt sich ein ansprechendes Modell dieses an zum Beispiel die Lockheed Orion, die Clark GA-43 oder die Heinkel He 70 erinnernden Flugzeuges bauen.

Die Chai-1 wurde 1932 von Studenten des ChAI unter der Leitung von Iossif Grigorievitsch Neman konstruiert und hatte ihren Erstflug am 8. Oktober des gleichen Jahres. Die zum Großteil aus Holz gefertigte Maschine war eines der ersten Verkehrsflugzeuge mit Einziehfahrwerk - zu Beginn der 1930er Jahre ein Novum, das sich langsam, aber sicher durchsetzen sollte. Ausgelegt für sechs Passagiere erreichte die Maschine eine Höchstgeschwindigkeit von 252 km/h bei 1.130 Kilometer Reichweite. Die Serienfertigung startete im März 1933 und insgesamt wurden 43 Chai-1 gebaut, deren letzte Exemplare bis 1940 ihren Dienst bei der Aeroflot versahen.

Die Inneneinrichtung des Modells ist insgesamt nur als „rudimentär" zu bezeichnen: Eine Bodengruppe, ein Pilotensitz, ein Steuerknüppel, ein Armaturenbrett ohne jegliche Detaillierung und ohne Nassschieber für die Skalen sowie vier Passagiersitze - das war´s dann schon!

VIER Passagiersitze? Bei einem 6-Sitzer? Ja, es sind „nur" vier Sitze beigegeben, weil zwei Passagiere gegen die Flugrichtung auf einer Bank hinter dem Piloten saßen...

Amodel - HAI-1

Die beiden Rumpfhälften machen einen ordentlichen Eindruck und geben die Halbschalen-Holzbauweise gut wieder - allerdings finden sich in sämtlichen Fensteröffnungen und am Übergang Tragfläche/Rumpf teilweise recht heftige Gussgrate, die vorsichtig zu entfernen sind. Die Rumpfoberfläche ist zudem noch übersät mit unzähligen Plastik-„Pickeln" - ein untrügliches Zeichen, dass die Formen Verunreinigungen und Erosionen aufweisen.

Amodel - HAI-1

Die Tragflächen, bestehend aus einer durchgehenden unteren Hälfte und je einer oberen Hälfte für Back- und Steuerbord sind von mittelmäßiger Qualität - insbesondere die Gravuren können ein Nachbearbeiten vertragen.

Amodel - HAI-1

Sehr schön, weil zurückhaltend dargestellt, ist die Wiedergabe der stoffbespannten Steuerflächen - hier einmal am Beispiel der Querruder:

Amodel - HAI-1

Das Fahrwerk mit seinen zweigeteilten Rädern macht einen filigranen, jedoch stabilen Eindruck - shortrun-bedingt sollte man die Fahrwerksklappen unbedingt dünner schleifen. Die Bereifung ist absolut ohne Profil und auch ein wenig „ballonförmig" - vielleicht wäre ein Austausch angeraten.

Amodel - HAI-1

Absolut nicht "shortrun" ist das Antriebsaggregat in Form eines sehr schon wiedergegebenen M-22 Sternmotors - hier muss kaum etwas ergänzt werden - nur die einzeln zu verklebenden und aus dem Gussrahmen herauszutrennenden Abgasrohre dürften so manchen Bastler auf eine Geduldsprobe stellen!

Amodel - HAI-1

Und wo wir schon beim "business end" der Chai angekommen sind: Anders als TEMA hat A-Model beide Propellervarianten der Chai beigelegt: Sowohl den laminierten Holzpropeller als auch den verstellbaren und wesentlich schlankeren Metallpropeller der späteren Serienversion. Auch hier macht der Holzpropeller (zu finden am neuen Motorspritzling) einen wesentlich besseren Eindruck als der Metallpropeller.

Die Bauanleitung ist teils als Explosionszeichnung gehalten und schweigt sich mitunter über die korrekte Position einzelner Teile oder Baugruppen aus - mittelmäßige, aber ausreichende Hausmannskost.

Amodel - HAI-1

Die Abziehbilder sind rudimentär, aber ausreichend - die Chai-1 in Diensten der Aeroflot waren recht karg markiert, wenngleich die blauen Zierstreifen durchaus zu gefallen wissen.

Amodel - HAI-1

Zuletzt möchte ich noch die gut gemachte Bemalungsanleitung erwähnen:

Amodel - HAI-1

Fazit:

Mein abschließendes Urteil fällt insgesamt positiv aus: Zunächst einmal gibt es keinen anderen Spritzguss-Bausatz dieser recht schnittigen sowjetischen Konstruktion - und unter den Blinden ist der Einäugige König. Deshalb kann man auch kleinere Hürden des Bausatzes wie die unsauberen Oberflächen und den Gussgrat an vielen Teilen getrost und gnädig übersehen. Mit etwas Geduld und ein wenig Fingerfertigkeit kann der geneigte Modellbauer auf dieser soliden Bausatzgrundlage einen wirklichen Exoten in seine Sammlung von Verkehrsflugzeugen der 1930er Jahre einreihen.

Diese Besprechung stammt von Michael Brodhaecker - 02. März 2011

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