Lola T90-50Die zweite Chancevon Thomas Ehrensperger (1:24 Hasegawa)Persönliche Vorbemerkung
Vor 20 Jahren besuchte ich eine Zeitlang Bergrennen in Frankreich und der Schweiz, genoss die familiäre Atmosphäre, wenn z.B. das mittelalterliche Städtchen Turckheim im Elsass von 200 Rennboliden mitsamt Tross überschwemmt wurde, wo man auf Knopfdruck eine Kolonne Rennwagen an der Fußgängerampel anhielt, bevor diese die knapp sechs Kilometer nach Trois Epis unter die Räder nahmen. Nirgends war man den PS-Rittern (sowie einigen Ritterinnen, meist Töchter früherer Recken) und ihrem Sportgerät so nah wie dort. Gut, die Akteure wie Lionel Regal, Francis Dosières oder Alain Castellana kannten nur wenige, auch das Fernsehen war ganz woanders, das Publikum eher lokal als regional. Aus dieser Zeit und von dieser Begeisterung gespeist stammt ein Modell, das ganz unten in einer Vitrine unter Brummbär, Sherman und Tiger sein glanzloses Dasein fristete. Zum Vorbild
Das Chassis wenige Zentimeter über dem Boden, ein hochgezüchteter Mugen-Motor (ein Ableger von Honda), Frontspoiler, ein Heckflügel, vier Räder oder besser Gummiwalzen - ein Einsitzer mit freistehenden Rädern. Spektakulär auf der Rennstrecke, erst recht, wenn sie auf einer Departmentstraße durch den Wald bergan jagten. Nicht selten hörte man Worte wie „ouf“ oder „fou“, „verrückt“ in Umgangs- und Hochsprache: nicht ganz von der Hand zu weisen. Die schnellsten erreichten einen Durchschnitt von über 140 km/h und Spitzenwerte jenseits der 250 km/h. Ein Kampf gegen Berg und Uhr. Auch ein kleines bisschen Formel 1-Flair verbreiteten die zuvor in Japan so populären Formel 3000 Monoposti, die Hasegawa als Vorbilder wählte. Bausätze
Wie beim großen Vorbild die ausrangierten Wagen einer Vorsaison ihren Weg z.B. an französische Berge fanden, sollten einige Hasegawa-Modelle bei mir ihren zweiten Frühling erleben. Auch ich habe alle gebraucht erworben – vom originalverpackten Bausatz bis zum begonnenen und bereits wenig ansehnlich lackierten Modell. Was ich als nicht so schlimm empfand, da der Kaufpreis der Modellbausätze das Inland-Porto nur unwesentlich überschritt. Meine Bausätze stammen von 1990/1991. Inzwischen hat Hasegawa die Modelle neu aufgelegt (2019 ff). Ein gebautes Modell eines Lola-Mugen T90-50 möchte ich hier vorstellen. Das Konkurrenzfahrzeug, der Reynard 89D, wurde auf Modellversium bereits einmal besprochen (Link zum Beitrag vom 11.1.2025) Das Modell
Von Anfang an war klar, dass ich ein gebrauchtes Fahrzeug darstellen möchte, ein Team mit wenig Geld, das zum Ende der Saison hofft, mit dem Verkauf des Wagens im besten Fall Soll und Haben aneinander anzugleichen. Das bedeutet, das Modell kann sich auf eine recht monochrome Farbgebung mit wenig Sponsorenwerbung beschränken. Den Schönheitspreis soll und wird es nie gewinnen. Eine stilisierte Trikolore an der Motorabdeckung, Nummern am Heckflügel, zwei Aufkleber eines englischen Reifenherstellers auf den Frontspoilern, nicht mal Fahrername und dessen Blutgruppe, das war es bereits: fin. Der Bau ging locker von der Hand alles passte ordentlich. Ein recht problemloser Bau, bei dem keine Teile selber anzufertigen waren oder mit irgendwelchen Tricks an die richtige Stelle gelockt werden mussten. Das Versäubern beschränkte sich hauptsächlich auf die Gummiwalzen, die mit feinstem Schmirgel ihr gebrauchtes Aussehen bekamen. Entspannendes Basteln und Bauen - aber, wenn alles passt, ist es auch wieder nicht recht: Man fühlt sich zumindest in der Rückschau unterfordert. Es gäbe noch viel zu tun: eine ordentliche Lackierung, Kabel, Leitungen, Sicherheitsgurte usw. usf.. Schon bald kehrte ich dem Bergrennsport (und den entsprechenden Modellen) den Rücken und wandte mich den gewohnten Präferenzen wieder zu. Weitere seit über zwanzig Jahren im Bastellager übersehene Bausätze (2x Reynard, 1x Lola) warten noch auf ihren zweiten Frühling; mal sehen … eine Fingerübung zwischendurch … erste Ideen sind zwangsläufig nicht zu vermeiden. Referenzen
Thomas Ehrensperger Publiziert am 21. Mai 2025 © 2001-2025 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |