Weißkopf 21 (1901)Erster Motorflug der Welt?von Jürgen Wagenknecht (1:72 Eigenbau)Das OriginalGustav Weißkopf war ein Franke aus Leutershausen, der nach Amerika emigrierte und dort Flugmotoren und Flugzeuge baute. Bereits am 14.8.1901 soll ihm dort ein erfolgreicher Flugversuch gelungen sein, über den auch eine lokale Zeitung berichtete. In diesem Zeitungsbericht war aber, wie damals häufig üblich, kein Foto des Fluges enthalten, sondern eine Lithographie, die auf einem Foto basierte. Da dieser Flug aber vor dem erfolgreichen Flug der Gebrüder Wright erfolgte, wurde er immer bezweifelt und Gustav Weißkopf wäre fast in Vergessenheit geraten. Dazu beigetragen haben auch diverse Bücher zur Pionierzeit, in denen Weißkopf konsequent ignoriert wurde. So auch die häufig von mir als Referenz angeführten Bücher von Enzo Angelucci „Flugzeuge von den Anfängen bis zum Ersten Weltkrieg“ und das Werk von Kenneth Munson „Pionierzeit“, welches alles vor den Gebrüdern Wright ignoriert.
Das Originalfoto ist verschollen, aber auf einem Panoramafoto der New Yorker Luftfahrtausstellung von 1906 gibt es ein Bild, auf dem das Foto sichtbar sein soll. Leider ist die Qualität aber so schlecht, dass es nur mit gutem Willen als solches identifiziert werden kann. In den gängigen Publikationen gibt es zwei Lager, die einen verneinen konsequent die Möglichkeit, dass Weißkopf geflogen sein könnte, die anderen haben keinerlei Zweifel. Eine sachliche Aufarbeitung findet meistens nicht statt.
Mittlerweile wird der Erstflug von Weißkopf von der wichtigsten Publikation der Luftfahrt „Jane´s All the World‘s Aircraft“ anerkannt. Ob er wirklich geflogen ist, wird wohl nie bewiesen werden können. Quellen:
Das ModellMit der Weißkopf 21 habe ich einen Meilenstein der Pionierzeit in meine Sammlung aufnehmen können. Das Modell wurde aus Draht, Evergreenprofilen, Laminierfolie und Angelgarn gebaut. Die Flügel sind aus Laminierfolie entstanden, in die für die Flügelrippen Angelgarn eingelegt wurde. Dazu habe ich Ausdrucke der Flügelprofile mit Tesa außen an der Laminierfolie fixiert und dann die Angelgarnfäden (0,15 mm) eingelegt. An beiden Enden wurden die Fäden jeweils mit Sekundenkleber befestigt. Die Kontur der Flügel wurde mit einem Permanentmarker aufgemalt, dann die Ausdrucke entfernt und das ganze laminiert. Anschließend habe ich die Flügel ausgeschnitten und mit Sprühlack aus der Dose grundiert.
Die Profilleisten der Flügel wurden mit 0,35 mm Draht nachgebildet. Der Draht wurde braun gestrichen und mit Ölfarbe gemasert, anschließend, wie im Original, mit dem Flügel verknotet. Für beide Flügel und das Leitwerk wurden 23 Drähte benötigt, jeder mit 13 Fäden verknotet. Somit wurden insgesamt 299 Fäden benötigt, die alle mit Sekundenkleber gesichert wurden. Für die äußeren Streben wurde pro Faden ein Loch benötigt, für die inneren Streben jeweils zwei. Somit wurden die 299 Fäden in insgesamt 520 Löcher eingefädelt. Durch die Verknotung der Drähte mit der Laminierfolie ergab sich eine sehr stabile Befestigung, so dass die Flügel gut dauerhaft gewölbt werden konnten. Der Rumpf besteht aus einer Grundplatte, auf der die untere Rippenstruktur aus einem Evergreen-Profil aufgebracht wurde. Die oberen gebogenen Profile sind aus einem quadratischen Draht gebogen. Dann wurde alles bemalt, gemasert und mit Spannpapier verkleidet.
Die Motoren bestehen aus Draht und Evergreenprofilen. Die Weißkopf 21 hatte zwei Motoren. Der kleinere Motor treibt die Vorderräder an, der größere die beiden Propeller. Das ist alles sehr filigran, da die Kurbelwellen offen liegen. Bei den Motoren handelt es sich um Karbidmotoren. So besteht der Fahrantrieb aus ca. 50 Einzelteilen und der Flugantrieb aus über 100 Einzelteilen.
Glücklicherweise war ich vor einigen Jahren im Gustav-Weißkopf-Museum in Leutershausen. Damals stand der Nachbau noch mit Nachbildungen der Originalmotoren auf dem Boden. Ohne die Fotos, die ich damals gemacht habe, wäre ein originalgetreuer Nachbau hier nicht möglich gewesen. Nachdem das Museum jetzt umgestaltet wurde, hängt der Nachbau an der Decke und hat moderne Motoren eingebaut, wie sie für die erfolgreichen Flugversuche des Nachbaus eingesetzt wurden. Da habe ich einfach Glück gehabt.
Ich habe leider kein einziges Bild gefunden, wie der Fahrantrieb eingebaut wurde. Es gibt aber aus meiner Sicht nur eine sinnvolle Möglichkeit und so habe ich ihn dann auch eingebaut. Obwohl der Rumpf oben offen ist, ist der Fahrantrieb dann nur noch schlecht sichtbar, während der Flugmotor gut einsehbar ist. Bei der Farbgebung habe ich mich an den Nachbau gehalten, zumal auch die Fotos vom Original ein sehr helles Flugzeug zeigen; bemalt mit Pinsel und mit dünnen Draht verstrebt. Sicherlich nicht alles perfekt, aber in dem Maßstab für mich nicht besser machbar. Somit habe ich in meiner Sammlung jetzt drei Anwärter auf den ersten Motorflug.
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Jürgen Wagenknecht Publiziert am 21. Juni 2025 © 2001-2025 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |