HMCS Assiniboinevon Frank Brüninghaus (1:1200 Eigenbau)
Das OriginalDas Schiff wurde 1932 als HMS Kempenfelt, ein Zerstörer der C-Klasse fertiggestellt. Erste Einsätze führten die Kempenfelt ins Mittelmeer, es folgten Fahrten nach Westindien, Skandinavien und ins Rote Meer. Während des Spanischen Bürgerkriegs evakuierte die Kempenfelt britische Bürger aus spanischen Häfen. Mitte Oktober 1939 übernahm die kanadische Marine das Schiff und taufte sie ohne großartiges Zeremoniell in „Seiner Majestät Kanadisches Schiff Assiniboine" um. Vier Wochen später lag sie auf Station in Halifax, von dort aus lief sie zu ihren weiteren zahlreichen Einsätzen aus. Zusammen mit dem Kreuzer Dunedin brachte Assiniboine den deutschen Blockeadebrecher Hannover auf, der später zu dem ersten Geleitträger Audacity umgebaut wurde. Ihre wichtigste Aufgabe war der Schutz der Geleitzüge auf dem Weg nach Großbritannien (escort mid ocean service). Von hier wurde die Assiniboine, oder „Bones" wie sie in der Marine genannt wurde, zur Begleitung der Prince of Wales detachiert. Ihre Position war auf dieser Begleitfahrt etwa sechs Kabel, ca 1.1 km hinter dem backbordseitigen Heck der PoW. Bei der Verteidigung des Geleitzuges SC 94 im Spätsommer 1942 versenkte Assiniboine, selbst schon schwer beschädigt, das deutsche U-Boot U 210. Ihre Reparatur dauerte vier Monate. Ein Vierteljahr nach diesem Werftaufenthalt wurde sie erneut beschädigt - dieses Mal durch eigene, falsch eingestellte Wasserbomben, die unter ihrem Heck explodierten. Nach weiteren Reparaturen unterstützte sie die Landeoperationen in der Normandie und versenkte weitere U-Boote und Kriegsfischkutter. Im August 1945 wurde Assiniboine außer Dienst gestellt, auf dem Weg zur Abwrackwerft brach das Schleppkabel und der Zerstörer strandete auf der Prince Edward Insel und wurde vor Ort abgewrackt. Der Name Assiniboine stammt von einem nomadisch lebenden Volk der nördlichen Plainsindianer und bedeutet etwa „die mit Steinen kochen". Die Methode mit im Feuer erhitzten Steinen Wasser zu erwärmen, ja zum Kochen zu bringen, ist seit dem Mesolithikum weit verbreitet. Bei den Briten hießen die Assiniboine „Stone Indians" oder auch „Stone Dakota".
Die IdeeBereits beschrieben ist der Bau bzw. das Detaillieren der Prince of Wales im Maßstab 1:1200. Da mir die PoW zu einsam und langweilig im Diorama schien, wollte ich noch andere Schiffe dazu setzen. Ich wollte einen historischen Kontext beibehalten und suchte nach einem entsprechenden Ereignis. Bald fand ich die Berichte zur Entstehung der „Atlantic Charta" und Churchills Trip über den Atlantik. Einen Zerstörer dazu gebastelt wird schon nicht so schwer sein. Die Wahl fiel auf die Assiniboine - allein wegen des hübschen Namens. Auf Fragen aus der Modellmarine hin entschloss ich mich, auch die anderen beiden Zerstörer zu bauen. Assiniboine war gleichsam das Probestück. Der BauJetzt hieß es zuerst: wieder Recherche. Auch das macht ziemlich viel Spaß, aber man möchte ja eigentlich basteln... doch die nötigen Informationen waren schnell beisammen. Eine kleine Liste zu Informationsquellen ist unten angehängt. Der Bau der im Original 329 Fuß/100,3 m langen, umgerechnet knapp 8 cm langen Assiniboine war dann erstaunlich einfach: drei schmale Polystyrolstreifen aufeinander geklebt, einen weiteren vorne für die höhere Back und diese ausreichend mit flüssigem Plastikkleber verpreßt und trocknen gelassen. Nach der Durchtrocknung der Rumpfscheiben bohrte ich zwei Löcher (d= 3mm) ins Deck um wie schon bei der PoW zwei Schrauben mit Muttern im Rumpf zu installieren. Damit befestigte ich „Bones" dann auf einer Holzleiste, die vorn und achtern weit über den Rumpf hinaus ragte. Damit musste ich das Modell beim Bau kaum noch anfassen. Auf den Plastikblock klebte ich den Decksriss. Mit den verkleinerten Spantrissen auf Karton als Kontrolle schliff ich nun den Rumpf in Form. Schwierig war die konkave Wölbung des Schiffsrumpfes im Bereich der Back bis zum Bug. Mit einem eng um einen Pinselstiel gewickelten Schleifpapier ging das aber doch ganz gut. Erste Aufbauten entstanden aus Evergreen-Profilen die meist einfach nur von der Stange abgelängt wurden, selten musste ich Stücke auf Maß schleifen. Die 4.7" Geschütze der Hauptartillerie entstanden bei der „Bones" noch aus sieben Einzelteilen, später bei Restigouche habe ich dann doch noch vereinfacht. Die Schornsteine entstanden auch aus Evergreen-Rohr: oben mit einer Schlüsselfeile die Schlotwand ausgedünnt und die Seiten etwas abgeflacht. Weitere Rohre an den Schornsteinen entstanden aus gezogenem Gussast. Der verkleinerte und auf Karton aufgezogene Seitenriss der Kempenfelt diente zum Abnehmen der korrekten Längen und Höhen der Decksaufbauten. Ein wenig schwieriger gestaltete sich der Bau der Mündungsdruckabweiser der oberen Geschütze der Hauptartillerie. Die Basis baute ich aus rund ausgestanzten Plastikscheiben aus Segelresten, ebenso den eigentlichen Schirm, den ich vor dem Ankleben durch Biegen ein wenig wölbte. Vielleicht hätte ich die tragende Konstruktion noch nachempfinden können. Auch auf dem Deck der Assiniboine ist eine Vielzahl von Kästen, Schränken und Schlauchtrommeln verteilt - diese machen auch hier einen Großteil der verbauten Teile aus. Der Wellenbrecher auf der Back wurde als Rechteckprofil auf das Deck geklebt und erst nach guter Durchtrocknung in Form geschliffen. Winschtrommeln des Ankergeschirrs entstanden wiederum aus PS-Profilen oder gezogenem Gussast. Geradezu einfach waren die Vierfach-Torpedowerfer zu bauen: Vier PS-Stäbe mit 0,5 mm Durchmesser auf Querstäbe geklebt, das Ganze auf eine kleine runde Scheibe als Lafette, zwei Steuergeräte an das hintere Ende und ein, zwei Abschnitte dünnster Gussast obendrauf, fertig. „Bones" hatte zu dieser Zeit noch zwei Vierfachwerfer an Bord. In weiser Voraussicht hatte ich genügend Schlauchboote aus Kettengliedern gebaut, um damit auch die anderen Begleitzerstörer ausrüsten zu können. Anders war es mit den festen Verkehrsbooten an Bord. Zwei Whaler und eine Motorbarkasse schnitzte ich aus reichlich vorhandenem Buchsholz. Das ging nach einigen Fehlversuchen ganz gut - man muss sich Zeit dabei lassen. Die klitzekleinen Bötchen wurden grob in Form geschnitzt und der Rest mit feinem Schleifpapier in die Endfassung gebracht. Die Dächer auf der Barkasse sind aus Bristolkartonabschnitten. Alle Kräne an Bord, für WaBos, Torpedos, Davits für die Boote, für die Jakobsleiter und anderes Ladegut, entstanden alle aus auf der Pinzette gebogenem, 0,2 mm starkem Messingrohr. Der Kranmast wurde etwas länger gelassen, damit ich die Kräne in vorgebohrte Löcher einstecken und so haltbarer verkleben konnte. Ein besonderes Vergnügen war die Recherche nach dem richtigen Anstrich. An dieser Stelle Dank an die reichen Infos aus der Modellmarine(!). Zuletzt fand ich dann aber noch heraus, das Mr. Rowley Walter Murphy nicht nur sehr schöne Bilder gemalt hat, sondern auch mit der Camouflage von Kriegsschiffen befasst war. Eines seiner Werke war dann auch die HMCS Assiniboine von der ein farbiger Riss der Steuerbordseite und ein s/w-Foto von der Backordseite im Netz zu finden ist. „Bones" erhielt also das hübsche Farbkleid von Mr. Murphy. Ob es für diese Zeit korrekt ist, kann ich nicht hundertprozentig belegen, Murphy arbeitete aber bereits seit Januar 1941 für die kanadische Regierung, der Anstrich könnte also schon erfolgt sein.
FazitAuch der Bau der „Bones" hat eine Menge Spaß bereitet, so dass ich mich schon auf die zum Teil parallel begonnenen anderen Zerstörer freute - immer noch angetan davon, wie einfach der Bau dieser kleinen Schiffchen ist. Nun, dies war mein erstes scratch Modell in 1:1200 - und man sieht es ihm sicherlich auch an... QuellenEsquimalt Naval and Military Museum hier Naval Museum of Manitoba hier Aryeh Wetherhorn hier The-Blueprints.com hier Wikipedia Frank Brüninghaus Publiziert am 06. Dezember 2025 © 2001-2025 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |