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Ling-Temco-Vought XC-142A

von Bernhard "Flugi" Pethe (1:72 AniGrand Craftswork)

Ling-Temco-Vought XC-142A

Geschichte:

Die Idee ist genial, ein Fluggerät, das senkrecht starten und landen kann wie ein Hubschrauber und gleichzeitig horizontal so schnell fliegen kann wie ein konventionelles Flugzeug. Gemeinhin wird dieser Wunschtraum der Ingenieure und Militärs mit dem Kürzel VTOL bezeichnet. Der Kippflügler war einer der steinigen Wege zum Erfolg, wenngleich aber nicht der Durchbruch. Die XC-142A war das Produkt der Zusammenarbeit von LTV, Hiller und Ryan. Konventionell flog sie am 24. September 1964 erstmalig und der erste Schwebeflug fand am 29. Dezember 1964 statt. Die erste der fünf XC-124A verließ die Montagehallen am 17. Juni 1964. Der Antrieb bestand aus vier 3080 PS starken General Electric T64-GE-1-Motoren, montiert in Gondeln auf den Flügeln, die alle mit einer Welle verbunden waren. Ein fünfter, dreiblättriger Propeller war zur Nicksteuerung am Heck des Flugzeuges angebracht und wurde im Reiseflug still gelegt. Das Antriebssystem war schon sehr gewaltig, hatte aber aufgrund der komplexen Mechanik seine Schwächen. Alle fünf gebauten Prototypen hatten aufgrund der Antriebsprobleme und in Verbindung mit Bedienfehlern eine Reihe harter Landungen, mit zum Teil großen strukturellen Schäden. Während der komplexen Erprobung wurde die XC-142A von insgesamt 21 zivilen und 18 militärischen Piloten insgesamt 420 Stunden geflogen.

Ling-Temco-Vought XC-142A

Ein Merksatz am Anfang: Bausätze von Anigrand haben immer und grundsätzlich zwei Fehler. Sie sind zu teuer und sie haben kaum Details. Kurz, das Preis-Leistungs-Verhältnis stimmt nicht.

Dafür gibt es aber eine große Anzahl in Resin gegossener Flugmaschinen, die bis jetzt kein anderer Hersteller aufgelegt hat. Insofern relativiert sich das ein wenig und es war schon mal einen Versuch wert, ein solchen Modell zu bauen. Grundlage beim Bau des Modells war Ginter's Naval Fighters Typenheft Nr.213. Ohne dieses geht gar nichts. Aber Achtung, die Zeichnung in diesem Heft ist nicht wie geschrieben 1:72, sondern kleiner, 1:85.

Der Bausatzinhalt. Eine handvoll fehlerhaft gegossener Resinteile.
Der Bausatzinhalt. Eine handvoll fehlerhaft gegossener Resinteile.

Ohne den Ginter geht gar nichts.
Ohne den Ginter geht gar nichts.

Die Materialstärke am Rumpf machte es gleich am Anfang erforderlich, die Bullaugen von innen her so anzusenken, dass die Wandstärke kleiner als einen Millimeter beträgt. Das vereinfacht später das Einsetzen der Scheiben mit Graupner Spannlack. Mit Presto Polyester Feinspachtelmasse werden dann grobe Fehlstellen und Luftblasen an den Motoren verschlossen. Geklebt wird ausschließlich mit Sekundenklebstoff. Dann stellt man fest, die Gravurlinien der rechten und linken Rumpfhälfte stimmen nicht überein. Da bleibt nichts anderes übrig, als eine Seite mit flüssigem Sekundenklebstoff aufzufüllen, zu verschleifen und neu zu gravieren. Das Seitenruder wurde wegen der besseren Optik abgetrennt und neu eingepasst. Völlig am Original vorbei, die Propellerblätter. Acht Propellerblätter mussten wegen der falschen Drehrichtung umgeschnitzt werden. Ja, da kommt Freude auf. Zum Glück hat dies die Materialstärke hergegeben.

Die Zeichnung nicht im angegebenen Maßstab.
Die Zeichnung nicht im angegebenen Maßstab.

Bei Spachtelarbeiten an Resin, bei mir gut bewährt.
Bei Spachtelarbeiten an Resin, bei mir gut bewährt.

Rechtsdrehende und Linksdrehende, wie beim Jogurt ;-)
Rechtsdrehende und Linksdrehende, wie beim Jogurt ;-)

Vom Foto gescanntes Gerätebrett, auf Papier, passend ausgedruckt und aufgeklebt.
Vom Foto gescanntes Gerätebrett, auf Papier, passend ausgedruckt und aufgeklebt.

Scratch, scratch, scratch
Scratch, scratch, scratch

Cockpit fertig
Cockpit fertig

Wegen der Stabilität wurde das Pendel-HLW mit einer Steckachse aus einer Kanüle versehen. Das rudimentäre Winkelgetriebe aus dem Bausatz wurde entfernt und nach Foto etwas Neues angefertigt.

Nun, da das Modell relativ schwer wird, musste ich mir rechtzeitig Gedanken machen, wie man das Hauptfahrwerk verstärken kann. Eine 1,2mm Spritzenkanüle wurde in das Fahrwerksbein eingesetzt und bringt den „Resinklops“ sicher zum Stehen. Das gute dabei ist, man muss sich nicht um die Farbechtheit der Federbeine kümmern. Aufwändig ist das in Form bringen der vier TW-Gondeln. Firmenphilosophie von Anigrand ist wohl, was an Gravuren und Paneellinien am Modell nicht vorhanden ist, kann auch nicht falsch sein. Das mag zwar stimmen, macht aber den Scale Modellfreund nicht glücklich.

Die Abgasrohre wurden ausgefräst und aus einem passenden Rundmaterial neu angepasst. Eine weitere Baustelle sind die Führungshalter der fahrbaren Vorflügel. Da hier schon ein Teil abgebrochen war, wurden gleich Nägel mit Köpfen gemacht und neue, mit je zwei Führungsnuten, angefertigt.

Das ganze Cockpit, ein Thema für sich und würde den Rahmen hier sprengen. Die Cockpitrückwand ist so zu sagen aus dem Nichts entstanden. Die Sitze mussten lediglich ein wenig „aufgehübscht“ werden. Bei dem Gerätebrett war ich ganz faul. Das Originalfoto wurde eingescannt und auf 23,35 mm in der Breite verkleinert und auf ganz normalem Papier ausgedruckt. Was man jetzt im Bild nicht sieht, da wo die Glasscheiben der Anzeigeinstrumente sind, habe ich einen Tüpfel Klarlack platziert.

Die Cockpithaube ist ein Vakuteil und war im Bausatz so vorhanden. Dort wurde noch ein Overheadpaneel eingepasst und dann die Haube mit Sekundenkleber angeklebt und verschliffen.

Beim Vorbildstudium sind mir die vielen Sicken unter der Tragfläche aufgefallen. Am Modell sind die nicht vorhanden. Mit 0,3 mm Cu-Draht, in passende Stücke geschnitten, wurde auch diese Hürde umschifft. Das ist hier schneller geschrieben, als es in der Realität gebraucht hat.

Overheadpaneel fertig eingepasst
Overheadpaneel fertig eingepasst

Sicken aus Kupferdraht
Sicken aus Kupferdraht

Alle fertigen Bauteile wurde jetzt erst einmal leicht mit ALC 306 behandelt, um den noch vorhandenen Luftblasen im Resin auf die Schliche zu kommen. Alle Kleinteile sind entweder zu grob oder wurden von den lieben Formenbauer schlicht ignoriert. Also alles neu, scratch nennt man das wohl zu Neudeutsch. Bei der Farbgebung kamen überwiegend Xtracolor und Revell zum Einsatz. Die Decals im Bausatz sind qualitativ nicht schlecht, aber auch hier klaffen eklatante Lücken.  Anigrand hat das aber schon immer so gemacht, ja kein Decal zu viel im Kit. Vor allem die Typenbezeichnung am Rumpf und die markante rote Danger-Propeller Markierung fehlten völlig. Hier war ich auf die Hilfe eines Modellfreundes angewiesen.

Ling-Temco-Vought XC-142A

Der Kippflügel der XC-142 wird nicht hydraulisch, sondern mit zwei Gewindestangen bewegt. Diese musste ich mir erst mal in der Größe 1,2 mm besorgen. Vom Bausatz her hätte man den Flügel beweglich machen können. Das ist dann aber wie bei einem Schwenkflügler, so auch beim Kippflüglermodell, immer ein Kompromiss. Hier war ich lange am Probieren. Letztlich habe ich mich für 45° entschieden. Nun war es auch mal Zeit, die Scheiben der Bullaugen einzusetzen. Wie anfangs schon erwähnt, passiert das bei mir mit farblosem Spannlack von Graupner. Die Methode ist die gleiche wie bei Crystal Clear, nur es sieht nachher nicht wie Milchglas aus, sondern wie Clear.

Dann musste ich auch noch feststellen, dass gerade der 1. Prototyp die meiste Zeit mit einem solchen langen Messsondenträger geflogen ist. Eine AT-172/ARN-14 Antenne, die oberhalb der Kabine befestigt war, kam auch noch dazu. Das APU in der linken Fahrwerksverkleidung bekam sein Abgasrohr und vorn links am Rumpf wurde ein kleiner Antennenhalter für die Langdrahtantenne angebracht. Zwei kleine Staurohre vorn an der Kabine und die elektrostatischen Entlader vervollständigen die zusätzlichen Teile und schließen den Bau ab.

Abschließend betrachtet, kein Steckbausatz, nichts für den Einsteiger, viel Aufwand und Arbeit, wer sich darauf einlässt sollte wissen, was er tut. Trotzdem, ein attraktives Modell ist es dann doch geworden. Wie heißt das Sprichwort, ohne Fleiß kein Preis.

Ling-Temco-Vought XC-142A

Die Cockpitscheiben wurden im laufe der Erprobung oben eingefärbt.
Die Cockpitscheiben wurden im laufe der Erprobung oben eingefärbt.

Ling-Temco-Vought XC-142A

Weitere Bilder

Mit ALC 306 GrundlackiertFahrwerksbeine mit Stahlkanülen verstärktDie bausatzeigenen Decals funktionieren mit Weichmacher perfekt.Das Bugfahrwerk musste beim Einbau massiv gekürzt werden.Ling-Temco-Vought XC-142ALing-Temco-Vought XC-142ALing-Temco-Vought XC-142A
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Mit ALC 306 Grundlackiert

Mit ALC 306 Grundlackiert 

Bernhard "Flugi" Pethe

Publiziert am 19. März 2014

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