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Suchoi Su-7BMK

von Roland Sachsenhofer (1:48 Eduard)

Suchoi Su-7BMK

Zur Sukhoi Su-7 „Fitter A“

 „Das ist technische Fantasie – ein Flugzeug mit diesen Parametern kann derzeit nicht gebaut werden.“ Mit diesem schriftlich formulierten Unglauben reagierte der wissenschaftlich-technische Rat der Modellkommission auf die angekündigten Leistungsdaten von Sukhois neuestem Projekt S-1. Dies war im Februar 1954. Nur ein gutes Jahr später, im September 1955, wurden die skeptischen Experten des Rates eines Besseren belehrt: der Prototyp des nun schon als Su-7 bezeichneten neuen Kampfflugzeuges hob zum Erstflug ab - und konnte die als unmöglich erachteten Leistungsdaten sogar noch deutlich überbieten. Wie war es dazu gekommen?

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Noch zu Beginn der 50er Jahre waren Luftkämpfe im hohen Unterschallbereich mit Kanonen und Maschinengewehren ausgetragen worden. “Heiße“ Konflikte des kalten Krieges, wie etwa der eben zu Ende gegangene Koreakrieg, hatten erste operative Einsatzerfahrungen mit reinen Jetflugzeugen gebracht, die nun in den Entwurf einer neuen Generation an Kampfflugzeugen einfließen konnten.

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Schon zu diesem Zeitpunkt, Mitte der 50er Jahre, zeichneten sich neue, weit nach oben gesetzte Anforderungen ab. Mit einer bloßen Weiterentwicklung des vorhandenen Materials würde dabei nicht das Auslangen zu finden sein. Dazu kamen alarmierende Neuigkeiten aus dem Westen. Die neuesten US-Konstruktionen wie die überschallschnelle F-100 oder die sich abzeichnenden F-101, von der projektierten F-104 ganz zu schweigen, würden in Kürze das prekäre Gleichgewicht kräftig aus dem Lot bringen. Um dem Paroli bieten zu können, musste die Sowjetunion umgehend nachziehen.

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Im Mai 1953 war Pawel O. Sukhoi zum Chefkonstrukteur des im Vorjahr neu gegründeten OKB-1 ernannt worden. Vorrangiger Zweck und Aufgabe dieses Konstruktionsbüros war, der Sowjetunion möglichst rasch ein Kampfflugzeug der 2. Generation zur Verfügung zu stellen.

Geschwindigkeiten weit über Mach 1, Raketenbewaffnung sowie die Ausstattung mit Bordradar würden zu den Grundanforderungen der neuen Kampfflugzeuggeneration zählen müssen. Der Zeitrahmen für die Entwicklung eines knapp Mach 2-fähigen Kampfflugzeuges war knapp bemessen: Mitte 1955 sollte das neue Muster Einsatzreife erlangt haben. Wie ehrgeizig diese Vorgaben waren, veranschaulicht die Tatsache, dass zu diesem Zeitpunkt in der UdSSR kein überschallschnelles Flugzeug zu finden war.

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Im November 1953 waren von Sukhoi die Pläne für ein als S-1 bezeichnetes „Frontjagdflugzeug“ fertiggestellt, im Februar 1954 konnte das OKB-1 den neuen Entwurf offiziell vorstellen. Die dabei präsentierten Leistungsdaten lösten die eingangs beschriebenen ungläubigen Reaktionen aus.

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Ab 1958 lief die Su-7 in Serie vom Band, wobei die Su-7B im Unterschied zur A-Version, die noch als reiner Abfangjäger konzipiert war, in ungleich höherer Stückzahl produziert werden sollte. Von 1958 bis 1976 wurde die beträchtliche Zahl von 1.847 Su-7 ausgeliefert, wobei 691 Maschinen für den Export bestimmt waren. Die Su-7B war in diesen entscheidenden Jahren des kalten Kriegs der wesentliche Jagdbomber der Sowjetunion beziehungsweise des Ostblocks.

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Die Qualität des Grundentwurfes zeigt sich auch in der kontinuierlichen Weiterentwicklung der „Fitter“, wie die Maschine im NATO-Jargon genannt wurde. Im Laufe der Zeit konnten aus Sukhois genialer Konstruktion erfolgreiche Muster wie die Su-17 und die Su-22 abgeleitet werden, die den Streitkräften des Warschauer Paktes bis zum Ende des kalten Krieges als schlagkräftige Kampfflugzeuge dienten.

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Neben ihren  vielen Vorzügen wies die Su-7 jedoch auch Eigenschaften auf, die ihren Einsatz komplizierten. Dies waren vor allem ihr hoher Treibstoffverbrauch sowie die auffallend hohe Landegeschwindigkeit und die damit benötigten langen Start- und Landepisten. Dem ersten Problem war Zeit ihres Einsatzes nur mit dem beständigen Führen zweier externer Treibstofftanks beizukommen. Diese belegten zwei der ursprünglich vier Unterrumpf-Pylonen und verringerte so die Kapazität an mitgeführten Abwurfwaffen. Dem Thema der hohen Landegeschwindigkeit konnte man mit der Einführung eines  Bremsfallschirms beikommen. Interessant zu wissen: dieser Umstand führte Mitte der 60er Jahre auch zur Entwicklung der aus der Su-7 abgeleiteten Schwenkflügler  Su-17/ Su-22 „Fitter B“.

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Ein abschließender Blick auf die Leistungsdaten der Su-7BM verdeutlicht, wie dieses Muster an der Seite der legendären MiG-21 zum Inbegriff sowjetischer Luftrüstung werden hat können.

Ein mächtiges Ljulka AL-7F-1 Strahltriebwerk mit 98,1 kN Standschub beschleunigte die mit einer maximalen Startmasse von 13.500 kg nicht gerade leichte Konstruktion auf Mach 1,1 in Meereshöhe, in 12 Kilometern Höhe konnte sie Mach 1,6 beziehungsweise 1.700 km/h schnell werden. Die Einsatzreichweite wird mit schmalen 250 Kilometern angegeben, mit vier Außentanks konnte die Reichweite auf maximal 1.450 Kilometer erhöht werden. Die mit 60 Grad gepfeilten Flügel ließen ihre Spannweite unter der einer Spitfire bleiben: 8,93 Meter standen gegen eine Länge von 17,37 Metern. Die im Text schon angesprochene, problematisch lange Startstrecke betrug stolze 2.400 Meter.

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Die Su-7BMK in Indien

Wie schon angesprochen, war die Su-7 eines jener Muster, die für den Export freigegeben wurden. Vor allem zwei Staaten haben das Muster in größerer Stückzahl eingesetzt. Pikanterweise waren dies mit Ägypten und Indien zwei Nationen, die sich in der geteilten bipolaren Welt des kalten Krieges zu einer dritten Seite, den Blockfreien Staaten bekannten. Indien flog die Su-7BMK 1971 intensiv im Krieg gegen Pakistan. Der Entwurf bewies dabei sowohl sein Potential als Jagdflugzeug und Jabo als auch seine Fähigkeit, härteste Bandagen einstecken zu können. Von den 140 Su-7 gingen 14 im Kampf verloren. Drei Su-7 gingen auf das Konto pakistanischer Shenyang J-6,  während Su-7 mindestens zwei Abschüsse der in China in Lizenz gefertigten MiG-19 gelangen.

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Legendär wurde auch die hohe Überlebensrate nach schweren Gefechtsschäden. Als Beispiel dient hier die Su-7 des Wing Commander H. S. Mangat, die nach dem Treffer einer pakistanischen Sidewinder mit nur mehr halben Seitenleitwerk, zerfetzten Höhen- wie Querrudern sowie zerstörten Landeklappen zurückgeflogen und gelandet werden konnte. Nach der glücklichen Rückkehr wurde die Hälfte der gegnerischen Sidewinder-Rakete in der Verkleidung des Landefallschirms im Heck gefunden.

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Zum Bau

Mein Modell zeigt eine farbenfrohe Su-7BMK der 32. Squadron der indischen Luftwaffe aus dem Jahr 1982. Die gezeigte Form der Tarnung wurde nach dem Krieg von 1971 in der IAF eingeführt.

In der attraktiven Verpackung befinden sich, wie bei Eduard gewohnt, ein aus Ätzteilen, Eduard Brassin-Material und Abklebemasken bestehendes „rundum-sorglos Paket“. Speziell der aus Resin und Ätzteilen aufgebaute Schleudersitz weiß ob seiner Detailfülle und der präzisen Ausarbeitung der komplexen Formen wahrlich zu begeistern.

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Zu den Vorteilen einer Auflage von Eduard zählen sicher auch die umfangreichen und in bester Qualität gedruckten Schiebebilder. Diese waren eine wahre Freude zu verarbeiten.

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Ein wenig Eduard-induzierte Motivation tut diesem Bausatz auch ganz gut, denn die Kunststoffteile fordern das Geschick, den Langmut und auch die Nachsicht des Modellbauers. Die ursprünglich von Kopro aufgelegten Teile sind zwar einigermaßen passgenau, zeigen aber entschieden zu wenig Detail. Dieser Umstand zieht sich, hier besonders auffällig, von der entschieden mangelhaften Ausgestaltung von Cockpit und Fahrwerksschächten über die zu wenig differenzierte Darstellung der sichtbaren Teile des Triebwerks weiter bis zur wenig ambitionierten Gestaltung der Außenhaut. Hier bereiten vor allem die charakteristischen und in großer Zahl über den Rumpf verteilten Lufthutzen einen Mehraufwand. Als feste Blöcke gegossen, müssen sie alle einzeln aufgebohrt werden. Zum Abschluss dieser Kritik: die beiliegenden Abwurfwaffen und Raketen sind meines Erachtens ob ihrer Detailarmut und eines generell unsauberen Gusses schlicht nicht brauchbar.

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Übrigens: habe ich die Passgenauigkeit gerade eben als einigermaßen gut bezeichnet? Hier muss ich gleich zweimal einschränken: der Übergang der als eigenes Bauteil beiliegenden Heckfinne zum Rumpf hinterlässt einen wahren Canyon, der in mehreren Gängen mit Spachtelmasse aufgefüllt werden musste. Zum anderen können die beiden Höhenflossen seltsamerweise ohne groben chirurgischen Eingriff nicht an den Rumpf angepasst werden. Wieso diese Teile derart „unpassend“ ausgefallen sind, entzieht sich meiner Vorstellung.

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Da die Kunststoffteile schon lange Zeit in verschiedenen Verpackungen aufgelegt werden, existiert eine ganze Menge an empfehlenswerten Nachrüstteilen. Aus diesem Angebot habe ich zusätzlich zu den von Eduard beigelegten Verbesserungen noch eine neue Bugsonde aus gedrehtem Messing und Kunststoff sowie einen Satz neuer Resin-Reifen gewählt.

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Die obenstehende Aufzählung diverser Mängel soll aber nicht abschrecken, sondern nur einen Hinweis darauf geben, etwas mehr Zeit und Material zur Aufwertung dieser bejahrten Teile einzuplanen. Lohnend ist der Bau jedenfalls: die Su-7B ist ein beeindruckendes und mächtiges Flugzeug; ein Umstand, der mit diesem Modell gut im Maßstab umgesetzt werden kann. Wenn Ihr Euch selbst ein Bild vom Bausatz und dem Bauprozess machen möchtet, kommt Ihr hier zu einem ausführlichen Baubericht auf „Scalemates.

Wie immer stehe ich für Anregungen und Fragen offen: ro.sachsenhofer@gmx.at

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Roland Sachsenhofer

Publiziert am 17. Juli 2021

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