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General Atomics RQ-1 Predator

von Stephan Gfeller (1:72 Italeri)

General Atomics RQ-1 Predator

Geschichtliches:

Über Geschichte, Entwicklung und äußere Veränderungen der Predator berichten zu wollen, stellt sich unweigerlich als Sisyphusarbeit heraus. Die Entwicklung eines kleinen und kostengünstigen, zu Beginn für die CIA hergestellten Aufklärungs- und Spionageflugzeuges, GNAT 750 bezeichnet, geht in die späten 1980er Jahre zurück. Sie führte zur RQ-1 Predator der US-Streitkräfte und setzt sich in atemberaubendem Tempo weiter fort, so dass der heute Recherchierende und Schreibende mit seinen Infos quasi immer im Hintertreffen ist.

Die erste RQ-1A, ein reiner Aufklärer, wurde 1994 vorgestellt. Noch während der Erprobung drängte die CIA darauf, die Drohne auf dem Balkan zu testen. So kam es im Sommer 1995 zu ersten Einsätzen von Predators. Trotz mindestens dreier Verluste während des Kosovokrieges erwies sich die Drohne als sehr erfolgreich, was zur Folge hatte, dass die CIA für die U.S. Air Force das 11. Aufklärungsgeschwader in Nellis einrichtete.

Nach den Anschlägen vom 11. September 2001 wurde die Predator massiv im Krieg gegen den Terror eingesetzt. Die Erfahrungen in Afghanistan führten zu Modifikationen und zur rasanten Weiterentwicklung der RQ-1, wobei das US-Militär vor dem Problem stand, dass zwischen Zielerkennung und dem angeforderten Luftschlag oft Stunden vergingen. So war es naheliegend, dass zukünftige Drohnen den notwendigen Schlag gleich selbst ausführen konnten. Aus dieser Anforderung ging die MQ-1 Predator hervor. „M" steht dabei für Multi-Role, „Q" für unbemanntes Flugzeug. Die Ausrüstung umfasst neu ein zusätzliches Zielsystem, mit dem zwei mitgeführte AGM-114 Hellfire Raketen via Lasermarkierung ins Ziel gelenkt werden können. Bis heute wurden sämtliche verbliebenen RQ-1der US-Streitkräfte in MQ-1 umgebaut.

Weitere Entwicklungen führten zur größeren MQ-9 Reaper mit Turbopropantrieb (seit 2007 in Afghanistan im Einsatz) zur MQ-1C Warrior mit Vielstoffmotor (im Einsatz bei der U.S. Army seit 2008) zur Predator C (vorläufige Bezeichnung, Erstflug 20. April 2009), einer noch größeren Version mit Mantelstromtriebwerk, 20m Spannweite, 740 km/h Höchstgeschwindigkeit und einer Einsatzflughöhe von über 18.000 m. Bei einer allfälligen Indienststellung der Predator C durch die US-Streitkräfte trüge diese möglicherweise die Bezeichnung MQ-12 Avenger.

Predators wurden bisher in Afghanistan, Pakistan, Bosnien, Serbien, im Irak und im Jemen eingesetzt; neusten Meldungen zufolge sind drei MQ-9 Reaper auf den Seychellen stationiert, zur Beobachtung von Piraten-Aktivitäten im indischen Ozean.

General Atomics RQ-1 Predator

Zum Modell:

Der von Italeri mit Copyright 2008 versehene Bausatz Nr.1279 ist keine Neuentwicklung. Vielmehr ist er zu einem früheren, mir nicht bekannten Zeitpunkt, von ACMA herausgebracht und wohl weitgehend in Asien vertrieben worden. Die wenigen Bauteile sind an zwei Gussästen verankert, wobei die Angussstellen der z.T. sehr feinen Teilchen recht kritisch zum Ablösen sind. Bei meinem Bausatz war, abgesehen vom ohnehin unbrauchbaren Pitot-Rohr, die Vorderkante des Höhenleitwerks am ehesten gefährdet. Die am Pendelleitwerk angegossenen delikaten Gegengewichte sind in der Verpackung mit Kartonmanschetten geschützt und bedürfen während des Baus andauernder Aufmerksamkeit und Fürsorge. Flügel- und Leitwerkskanten sind sehr fein ausgestaltet und lassen keine Wünsche offen.

General Atomics RQ-1 Predator

Die Schiebebilder ermöglichen die Darstellung einer italienischen Serienmaschine von 2006 im Irak und einer Vorserienmaschine des 11. Aufklärungsgeschwaders der USAF von 2004. Auf dem Decalsheet ist die zutreffende Typenbezeichnung RQ-1A vermerkt, also von einer Vorserienmaschine.

Das Modell selber ist nicht, oder nur schwer, einem bestimmten frühen Predator-Typ zuzuordnen. Es spricht einiges dafür, dass es sich nicht einmal um eine Vorserienmaschine, sondern um eine späte Version des kaum bekannten Entwicklungsmusters GNAT 750 handeln könnte, bzw. um eine Mischung von GNAT 750 und Predator. Denn zu viele Merkmale in den Außenlinien und im Detail des Modells weichen von einer Serienversion der RQ-1 ab. Am augenfälligsten ist der nadelscharf zugespitzte Propeller, den ich in dieser Auslegung nirgends verifizieren konnte. Auch die Flügel- und Rumpfproportionen sind, im Vergleich mit Fotos von Serienmaschinen, nicht stimmig. Der Flügel weist eine zu große Streckung bzw. eine zu geringe Tiefe auf, das Flügelprofil ist an der Wurzel zu wenig dick.

General Atomics RQ-1 Predator

Was den Rumpf betrifft, so ist der Bug des Modells in der Draufsicht deutlich symmetrisch nach außen gewölbt (Einbau Satellitenspiegel). Auf Fotos und Rissen von Serienflugzeugen hingegen scheint dies nicht der Fall zu sein, während wiederum das Modell, von der Seite betrachtet, mit den Wölbungen nach oben und unten einer Serienmaschine ziemlich genau entspricht. Der gesamte Rumpf einer Serien-Predator erscheint auf Fotos wuchtiger als er im Modell nachempfunden ist.

Insgesamt hinterlässt der Bausatz, meiner Meinung nach, im Vergleich mit Fotos einen zu feinen und zu fragilen Eindruck.

Generell bestand zum Zeitpunkt meines Baus ein Mangel im Zugang an detaillierten und zuverlässigen Zeichnungen und Plänen.

General Atomics RQ-1 Predator

zum Bau:

Als erstes springt freudig ins Auge, dass kein Cockpit erstellt werden muss. Dieser Zeitgewinn wird aber gleich wieder relativiert durch Sinkstellen oben und unten im einteilig gegossenen Flügel. Ebenso die Flügel-Rumpf Übergänge, die auch bei bester Voranpassung noch einiges an Spachtel-, Schleif- und Nachgravierarbeit verlangen.

General Atomics RQ-1 Predator

Damit der Vogel nicht zum Tailsitter wird, ist, wie bei den meisten Modellen mit Bugfahrwerk, etwas Ballast im Rumpfbug notwendig. Der dort vergleichsweise üppig vorhandene Platz verführte mich zuviel Blei einzuleimen, was spätere Folgen nach sich zog. Einige Gramm, vielleicht 10 (ich habe es weder gewogen noch berechnet) dürften wohl zu einem ordnungsgemäßen Stand reichen.

General Atomics RQ-1 Predator

Bevor der Rumpf geschlossen wird, muss der einteilige Flügel mit dem Verbindungssteg in die dafür vorgesehene Rumpfaussparung eingeleimt werden. Um eine symmetrische Anordnung der linken und rechten Flügelhälfte zu gewährleisten, habe ich den Verbindungssteg in der Mitte angesägt, so dass der Flügel/Rumpf-Winkel während des Trocknungsprozesses allenfalls noch problemlos angepasst werden konnte.

General Atomics RQ-1 Predator

Bei der Montage des Fahrwerks ist wieder Passungsarbeit gefragt, hilfreich dabei sind Originalfotos. Es stellte sich nämlich heraus, dass die Hauptfahrwerksbeine im Bausatz um 1-2mm zu kurz konzipiert sind. Wenn man nicht ein neues Fahrwerk im Eigenbau herstellen will (und in diesem Fall am besten aus Metall!), sind jetzt möglichst unauffällige Kompromisse zwischen Zelle und Fahrwerk erforderlich. Ich habe mich für die letztere, einfachere, Variante entschieden.

Denn will man die korrekte Spurweite der Räder darstellen, so sitzt die Predator unweigerlich auf dem Höhenleitwerk. Will man dies verhindern, so ist die Spurweite zu gering. Hier gilt es nun den idealen Mittelweg zu finden.

Ähnlich muss mit dem Bugfahrwerk vorgegangen werden: auch hier ist ein Kompromiss zwischen richtigem Winkel des Rumpfes zum Boden bzw. richtigem Winkel des Fahrwerkbeins zum Rumpf zu finden.

Ist diese Gratwanderung vollzogen, so steht einer zügigen Vollendung des Rohbaus und der Bemalung nichts mehr im Wege. Spätestens jetzt sollte man sich für die darzustellende Version entscheiden. Die italienischen Decals sind für eine Serienmaschine gedacht, die das Modell meiner Meinung nach jedoch nicht darstellt. Also entschied ich mich für die Vorserien-Aufklärerversion der USAF. An eine bewaffnete spätere MQ-1 Variante ist, wegen der Modifizierungsarbeiten, kaum zu denken, obwohl in den Unterflügeln Aussparungen für Pylons zur Aufnahme von zwei Hellfire Raketen vorgesehen sind. Pylons und Raketen sind jedoch - richtigerweise - im Bausatz nicht enthalten.

General Atomics RQ-1 Predator

Nach dem Austrocknen von Farbe und Fahrwerksinstallation und dem Aufbringen der hervorragenden Abziehbilder tauchte rasant ein selbst verursachtes Problem auf: schnell war erkennbar, dass das sehr feine Fahrwerk meiner Bleisammlung im Bug nicht lange widerstehen würde. Bereits bei den ersten Standproben wurde das Hauptfahrwerk beängstigend verbogen. Also musste nach einer brauchbaren Lösung gesucht werden.

Auf verschiedenen Originalfotos ist die Predator im Ruhezustand mit untergestellten Hebeböcken abgebildet. Diese entlasten ganz offensichtlich auch das Originalfahrwerk vor zu großer Belastung bei längeren Betriebspausen. Das war die Lösung!

So konstruierte ich zwei dieser fahrbaren Untersätze aus Evergreen-Profilen und Injektionsnadeln, gemäß den Vorgaben auf Fotos.

Das Belastungsproblem des Fahrwerks einerseits war nun zufriedenstellend gelöst, andererseits erreichte ich damit auch noch eine optische Aufwertung des Fliegers.

General Atomics RQ-1 Predator

Weitere ausgeführte Modifikationen am Modell:

  • Abflachen der Propellerspitzen
  • Neues Auspuffrohr, wiederum aus einer Injektionsnadel
  • Verfeinern der Lufteintrittsöffnungen für das Triebwerk
  • Neue Linse für (IR-)Kamera am Bug
  • Neues Pitotrohr aus einer was den anderes! - Injektionsnadel (bei Arztbesuchen nicht vergessen zu erfragen...)
  • Zusätzliche Messeinrichtung auf dem Pitotrohr (ersichtlich auf verschiedenen Originalfotos). Meine visuellen und feinmotorischen Möglichkeiten dafür reichten allerdings höchstens für einen Maßstab in ca.1:70.
  • Bremszylinder und -Leitungen am Hauptfahrwerk
  • Bremsklötze

General Atomics RQ-1 Predator

Fazit

Italeri hat mit der Predator eine Marktlücke geschlossen und gleichzeitig einen (vorderhand noch) Exoten herausgebracht, der mit seinem Aussehen jede Sammlung auflockert. Das, trotz einiger Unklarheiten in der Typendarstellung und einer nicht ganz korrekten Länge des Hauptfahrwerks, insgesamt schöne und gute Modell ist einfach und relativ rasch zu bauen, und stellt auch in der out-of-the-box-Ausführung eine angemessene Wiedergabe des Originals dar.

Zweifellos wird man in 20 Jahren über die aus dannzumaliger Sicht bescheidenen Leistungen der RQ-1 Predator lächeln. Tatsache aber ist, dass dieser ferngelenkte Aufklärer und Personenjäger ein noch viel weiter reichendes Killerpotential in sich birgt: die Predator markiert nämlich, wohl nicht nur in meiner bescheidenen Vorstellung, den Anfang vom Ende der bemannten Militärluftfahrt. Bereits 2009 wurden in den USA mehr Operateure für UAV ausgebildet als Piloten für die Luftstreitkräfte.

General Atomics RQ-1 Predator

Quellen:

  • Claudio Müller: Flugzeuge der Welt, 2002
  • International Air Power Review, Nr.9, S.27
  • Replic Nr.208, Dezember 2008
  • Air Kit News, Nr.42, Sept./Okt. 2008
  • Internet (Wikipedia u.a.)

General Atomics RQ-1 Predator

Stephan Gfeller

Publiziert am 07. Juli 2009

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