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Leben im Mittelalter

oder der Wahn des Modellbauers

von Wolfgang Hartung (1:72 verschiedene Hersteller)

Leben im Mittelalter

Ursprünglich wollte ich eine kleine beschauliche Ritterburg im Maßstab 1:72 bauen. Das fing dann mit der Recherche im Internet nach passenden Vorlagen an. Aber die echten Burgen entsprachen alle nicht meinen Vorstellungen. Außerdem habe ich bisher immer größtenteils meine eigenen Fantasien realisiert und festgestellt, dass es mir wesentlich mehr Spaß macht, wenn ich mein eigener "Architekt" bin und damit meinen Gedanken freien Lauf lassen kann, ohne geschichtliche Vorgaben ganz zu vernachlässigen.

Leben im Mittelalter

Nach grober Planzeichnung startete ich mit dem Wohngebäude inkl. Rittersaal. Dann kamen mir die Firmen Valdemar und Hecker & Goros mit ihren prächtigen Mittelalterfiguren dazwischen. Da gab es plötzlich herrliche Szenen wie Pranger, Badehaus, Markttreiben usw. Endlich mal Hersteller von Zivilisten! Aus war es mit der kleinen beschaulichen Burg. Das Projekt wurde gedanklich schlagartig vergrößert.

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Diese wunderbaren Figuren mussten unbedingt eingebaut werden, was zur Folge hatte, dass ein Umfeld geschaffen werden musste (Wald, Marktplatz, Kloster, Stadt). Die Firma Zvezda hat mich mit ihrem kleinen mittelalterlichen Boot dann auch noch dazu verleitet, einen kleinen Hafen einzubauen.

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Da ich nur über ein kleines Bastelzimmer verfüge, musste das Projekt in kompatible Einzelteile zerlegt werden. So entstand dann im Laufe der Zeit ein Diorama in dem Maß 1 m x 1,50 m (anstatt der ursprünglich geplanten 0,60 m x 0,40 m). Dabei habe ich festgestellt, dass Grundvoraussetzung für die Durchführung eine äußerst geduldige, liebevolle und einfühlsame Ehefrau ist, die es aushält, wenn das Wohnzimmer ständig von Burgteilen belagert ist. Kein Problem für mich, denn so eine habe ich. Sie hat sich sogar anstecken lassen und hat mich bei jeder Gelegenheit unterstützt, wenn es um Beschaffung von Materialien aus Natur und Modellbau ging.

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Nun zur Technik: Schon bei meinem letzten Modell hatte ich in einem Baumarkt das Material Styrodur entdeckt, dass ursprünglich vom Hersteller zur Wärmedämmung gedacht war. Ich hatte diese Platten, die im Zehnerpack billig zu kriegen sind (4mm bis 6 mm stark) ursprünglich als Bodenplatte gedacht, bis ich beim Aufzeichnen des Maßes mittels Bleistift erkannt habe, wie einfach und sauber man auf diesem Material Strukturen anbringen kann. Es ist auch leicht zu schneiden mit Bastelmesser oder Heißdrahtschneider. Im Internet habe ich dann festgestellt, dass dieses Styrodur (nicht zu verwechseln mit dem gröberen Styropor) mittlerweile schon viele Modellbauer verwenden und sogar die Herstellerfirma damit wirbt. Das war also keine Erfindung von mir, sondern bereits gängige Praxis.

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Was ich früher mühsam aus Pappe hergestellt hatte (z.B. Burgmauern, Pflastersteine), konnte ich nun mit wesentlich weniger Zeitaufwand verwirklichen. Lediglich die Dächer und feinere Teile fertige ich noch aus Pappe (z.B. Bretter, Planwagen, Zugbrücke). Hin und wieder sind auch feine Holzleisten /- stäbe (rund oder eckig) sehr gut zu gebrauchen. Auch Zündhölzer, Zahnstocher oder Schaschlikspieße eignen sich gut für Geländer, Fahnenstangen etc.

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Für die Turnierzelte habe ich Papier verwendet. Unverzichtbar ist für mich Ponal. Es dient nicht nur zum Zusammenkleben der Teile, sondern auch zur Stärkung von Papier und Pappe. Wenn man z.B. Pappe mit Ponal einstreicht und das Teil einen Tag trocknen lässt, kann man hier ebenfalls mittels eines Spitzbohrers schön strukturieren (z.B. Holzmaserung). Ponal ist auch wichtig für die Verleimung von Styropor oder Styrodur, denn die Verwendung von anderen Klebern wirkt sich verheerend aus. Sie fressen sich regelrecht ins Material. Eine ätzende Angelegenheit! Größere Flächen wie die Bodenplatten aus Styropor kann man gut mit einem speziellen Styroporkleber aus dem Baumarkt verbinden.

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Bei der Gestaltung der Landschaft verwende ich Material von Heki und Busch (Bäume und Wiesen), Molto Holz Reparatur-Spachtel (Wege und Gelände), sowie Gips für die Felsen.

Zum Bemalen der Figuren, Mauern und der Felsen nehme ich gerne Ölfarben, weil ich da bereits ein breites Sortiment besitze und über etwas Erfahrung verfüge. Andere können wieder besser mit Acrylfarben umgehen. Die Grundierung erfolgt bei den Figuren mit weißem Mattlack von Revell oder Humbrol.

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Die Styrodurteile grundiere ich mit weißem, schnell trocknendem matten Acryllack vom Baumarkt (in der Menge wesentlich billiger und verträgt sich gut mit Styrodur).

Unzählige wertvolle Tipps habe ich von meinen Freunden im Plastikmodellbauklub Erding erhalten (z.B. wo bekomme ich welches Material, oder der verhängnisvolle Hinweis auf die Figurenhersteller Valdemar und Hecker & Goros, sowie Bemalungsfeinheiten oder konstruktive Kritik zu baulichen Mängeln). Eine Mitgliedschaft in so einem Klub ist eine echte Bereicherung ganz abgesehen von den geselligen Männerabenden!

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Wolfgang Hartung

Publiziert am 22. Dezember 2012

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