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Nachtjagdleitschiff Togo

von Jörg Kuhnert (1:700 Niko Model)

Nachtjagdleitschiff Togo

Zum Vorbild

Im Jahre 1943 nahm die Luftüberlegenheit der Alliierten ständig zu und in dieser Kriegsphase kam es zu einer ernsthaften Zusammenarbeit zwischen Marine und Luftwaffe. Ziel war es, eine Früherkennung der feindlichen Bomberströme zu schaffen, um die anfliegenden feindlichen Bomber möglichst schon über See erfassen zu können, was zu einer besseren Koordination der Nachtjagdabwehr führen sollte. 

Für die Nachtjagd war eine bewegliche Beobachtungsstation erforderlich geworden, die schon weit vor der Küste die Anflugroute über der Nordsee und dem dänischen Luftraum abdecken sollte. Es sollte ein Schiff sein, mit dem man entsprechend agieren konnte. Die Seekriegsführung schlug deshalb den Umbau des Handelsstörkreuzers Coronel vor. Unter der Geheimbezeichnung „Nachtjagdleitschiff“ bekam der ehemalige Hilfskreuzer seinen ursprünglichen Namen Togo zurück. Für die nötigen und langwierigen Umbauten wurde der Hilfskreuzer in die Kriegsmarinewerft Kiel gebracht. Dort erhielt die Togo, die danach zu den merkwürdigsten Schiffen der Marine zählte, jedoch der Luftwaffe unterstellt war, seine charakteristische Silhouette.

Nachtjagdleitschiff Togo

Die Masten wurden demontiert, dafür wurden an Deck zwei schornsteindicke, mastähnliche Türme aufgesetzt, die einen kugelförmigen Aufbau trugen. Diese enthielten in einer Kombination zwei Y-Linien- und Richtfunkantennen für sogenannte Michael-Geräte, die durch Sprachfrequenzverzerrung Befehle für den Feind unkenntlich machten und diese erst mit einem Gegengerät entschlüsselt werden konnten. Die Kugelkuppeln waren drehbar gelagert und durch ein Kreiselgerät vollstabilisiert. So konnte unabhängig von der Schiffsbewegung eine bestimmte Nullrichtung zur Funkmessung eingehalten werden. Bis zu diesem Zeitpunkt waren die auf Kriegsschiffen verwendeten Kuppelbauten nur für die Gefechtsstände optischer Flak-, Artillerie-, Richt- und Leitgeräte konstruiert worden. Das Y-Gerät in den Kuppeltürmen bestand aus sechs paarweise angeordneten Dipolantennen, die sich oben auf den Kuppeln befanden. Ein FuG 16 diente der Schiff-Flugzeugverbindung, ein sogenannter Ehrenmal-Sender für Landverbindungen zu den Flakleitstellen der Küstenzone.

Zusätzlich erhielt die Togo zwei unterschiedliche Radarsysteme. Auf der Back stand ein FREYA-Gerät mit dem charakteristischen in Querformat senkrecht stehenden, drehbaren Antennenrahmen mit der Tarnbezeichnung "Matratze". Das Achterschiff war mit dem größten deutschen Radargerät aus jener Zeit, einem WÜRZBURG-Riesen ausgerüstet, ein Antennengerät, das in der Horizontalen wie auch Vertikalen bewegt werden konnte. Die Anmessweite des FREYA-Gerätes lag beim Anpeilen feindlicher Flugzeuge in rund 120 km Entfernung, die des WÜRZBURG-Riesen bei 90 km. FREYA stellte sozusagen ein Vorwarngerät für den WÜRZBURG-Riesen dar. Der Kontrollraum dieser Funkmessgeräte befand sich im Laderaum mittschiffs. Das über das Deck hinausragende Oberteil wurde mit einer leichten Panzerung versehen.

Um Luftangriffe auf das Schiff abzuwehren, erhielt es eine starke Fla-Bewaffnung, unter anderem die Marineflak mit drei Geschützen 10,5 cm L/45, dazu 30 automatische Fla-Maschinenwaffen 3,7 cm und 2 cm, die Einzel-, Zwillings- und Vierlingslafetten montiert wurden. 

Nachtjagdleitschiff Togo

Am 18. August wurde die Togo als Nachtjagdleitschiff in Dienst gestellt. Schon am 16. Dezember 1943 wurde das Schiff im Kieler Hafen von insgesamt zwölf Brandbomben getroffen, jedoch nur leicht beschädigt. Am 5. März 1944 wurde die Togo in den Finnischen Meerbusen beordert, nachdem drei sowjetische Großbombardements Helsinki getroffen hatten. Dort sollte sie bis zum 4. Mai 1944 die Luftverteidigung unterstützen. Ab 1. Juli 1944 verlegte die Togo als Teil der 1. Luftflotte nach Nötö, wo sie den Funkmessschutz der dort liegenden Marineeinheiten wie der Schweren Kreuzer Lützow, Admiral Scheer und Prinz Eugen übernahm. Ab dem 21. Dezember unterstand die Togo der Luftflotte Reich. Eine Umrüstung zur Ortung von Tieffliegern erfolgte vom 1. bis 4. Januar 1945 in Kiel. Nach einem Luftangriff auf Kiel am 4. April wurde das Schiff beschädigt, um danach am 4. Mai 1945 von den Briten übernommen zu werden. Am 15. Januar 1946 wurde die Togo den Vereinigten Staaten übergeben, um zur Überführungen ehemaliger polnischer Kriegsgefangener eingesetzt zu werden. Unter dem Namen Topeka fuhr sie noch bis zum 21. November 1984 unter der Regie von Panama, als sie schließlich in einem Sturm vor der mexikanischen Küste strandete. Zwei Mann der Besatzung kamen dabei ums Leben.

Togo war 134 m lang, 17,9 m breit, hatte eine Verdrängung von 12.700 t. Ein MAN 7-Zyl.-Diesel ermöglichte mit 5.100 PS über einen einzelnen Propeller eine Geschwindigkeit von 17 kn.

Bewaffnung 1943:

  • 3 x Flak 10,5 cm L/45
  • 8 x Flak 3,7 cm L/57
  • 16 x Flak 2 cm L/65 (Vierling)
  • 3 x Flak 2 cm L/65 (Einzellafette)
  • 4 x 8,6-cm-Raketenwerfer
  • 2 Wabo-Arbrollgestelle achtern, 4 Wabo-Werfer

Quellen:

  • Jung, Wenzel, Abendtroth: Die Schiffe und Boote der deutschen Seeflieger 1912-1976 , Motorbuch-
  • Verlag
  • Wikipedia
  • Fotos der Togo auf gyges.dk

Nachtjagdleitschiff Togo

Mein Modell...

...entstand aus dem qualitativ hochwertigen Bausatz von Niko Model in 1/700 und stellt das Nachtjagdleitschiff Togo im Bauzustand um 1943 dar. Mit insgesamt ca. 156 Resinteilen und einer umfangreichen Fotoätzteilplatine war es schon ein Großprojekt, das einer sorgfältigen Bauplanung bedurfte. 

Der Bausatz ist gut detailliert und lässt sich auch gut bauen, allerdings nicht ganz ohne etwas aufwändige Nacharbeiten. Am Rumpf selbst gab es wenig zu spachteln. Ganz anders sah es beim zweiteiligen Brückenkomplex aus. Zwischen dem oberen und unteren Teil der Kommandobrücke gab es einen Spalt, der verspachtelt und verschliffen werden musste. Die beiden Fotoätzteile, die die Verbindung zwischen Kommandobrückenaufbau und Schiffswand schließen, mussten ebenso angepasst, vorn zurechtgebogen und mit dem Resinbauteil verklebt, verspachtelt und verschliffen werden. Diese Bauschritte waren etwas aufwändig und erforderten auch Kontrolllackierungen, ehe hier abschließend mit der finalen Lackierung begonnen werden konnte.

Nachtjagdleitschiff Togo

Den weiteren Bau konnte ich gut in einzelne Baugruppen planen. Im Großen und Ganzen folgte ich der Bauanleitung. Beim Bau der beiden Kuppeltürme mit den sechs paarweise angeordneten Dipolantennen aus sehr filigranen Fotoätzeilen war ebenfalls Vorsicht geboten. Hier sind gute Biegewerkzeuge und eine ruhige Hand zwingend erforderlich.

Ein Bausatz im Bausatz stellte der sogenannte Würzburg-Riese dar, eine vergrößerte Form des FuMG 62 Würzburg. Insgesamt 42 Teile waren zu verarbeiten. Für den Außenring des Radarschirmes benutzte ich verschiedene Bohrer als Biegehilfe. Der Ring besteht aus Neusilber und wollte im Gegensatz zu Messing beim Biegevorgang immer in seine gerade Urprungsform zurück. Hier konnte ich durch Glühen des Materials gegensteuern.

Nachtjagdleitschiff Togo

Lackiert wurde das Modell nach entsprechender Grundierung mit Farben von Gunze für das Kriegsmarine Hellgrau 50 und Vallejo Model Color. Final bekam das Modell ein Finish mit dem sehr guten TOPCOAT Mattlack von Gunze. Die Wasserfläche entstand aus zugeschnittener und mit einem dunklen Blauton lackierter Seefolie von Noch, die für den Maßstab 1/700 eine noch akzeptable Wellenstruktur hat. Rostspuren entstanden aus mit Feuerzeugbenzin verdünnter Künstlerölfarbe.

Nachtjagdleitschiff Togo

Jörg Kuhnert

Publiziert am 24. April 2019

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