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Messerschmitt Bf 109 G-2

von Roland Sachsenhofer (1:48 Eduard)

Zu Hans „Assi“ Hahns Bf 109 G-2

Der 21. Februar 1943 kann wohl als ein Schicksalstag im Leben Hans „Assi“ Hahn, zu diesem Zeitpunkt Gruppenkommandeur der II./ JG 54 „Grünherz“ und eines der höchstdekorierten Jagdfliegerasse der Luftwaffe, bezeichnet werden. Wie er selbst in seinen Lebenserinnerungen schreibt, war er an jenem Sonntag eigentlich zu einer Kommandeursbesprechung im Hauptquartier der Luftflotte 1 beordert und auf dem Weg, nach Riga zu fliegen, als er seinem Adjutanten und Flügelmann Max Scholz über den Weg lief. Dieser informierte ihn, dass das Heer dringend Luftunterstützung im Frontgebiet im Raum Demjansk erbeten hatte. Major Hahn war also nicht in der üblichen Fliegermontur und ohne Ausrüstung, außerdem persönlich unbewaffnet, als er in seine Kommandeursmaschine, einer Bf 109 G-2/R6, stieg. Es sollte sein letzter Einsatzflug sein.

Messerschmitt Bf 109 G-2

Wenig später befand sich der von Hans Hahn geführte Verband über Demjansl im Luftkampf mit Lavochkin La-5. Hahn erzielte seinen 108. Luftsieg, Augenblicke später jedoch hatte sich das Schicksal gegen ihn gewendet. Seine Bf 109 erhielt Treffer in die linke Fläche, bald darauf begann der DB 605 zu überhitzen. Mit stehendem Propeller konnte Hahn die qualmende „Gustav“ zwar noch in einem Stück zu Boden bringen, wurde aber unmittelbar nach der geglückten Notlandung gefangen genommen. Nach eigenen Angaben dürfte er direkt neben einer russischen Stellung niedergegangen sein.

Messerschmitt Bf 109 G-2

Messerschmitt Bf 109 G-2

Das Schicksal der nun folgenden langjährigen harten Kriegsgefangenschaft teilte Hans Hahn mit ungezählten Hunderttausenden. Seine Prominenz als gefeierter Jagdflieger, welche die deutsche Propaganda bis dahin schon weidlich ausgebaut und genutzt hatte, machte ihn jedoch für die sowjetische Seite interessant - und hob ihn aus der Masse heraus. Auf Major Hahn sollten neben jahrelanger Gefangenschaft unter brutalsten Bedingungen eine Reihe von politischen Vereinnahmungsversuchen zukommen, die ihn unter Druck setzten, aber auch Bekanntheit und - über diese - bald auch einen gewissen Schutz boten.

Messerschmitt Bf 109 G-2

Dazu trug bei, dass Hans Hahn offenbar ein unangepasster, widerspruchsfreudiger und zweifellos auch mutiger Charakter war. Die Versuche, ihn in die Reihen des von Stalin initiierten „Nationalkomitee Freies Deutschland“ oder des antifaschistischen „Bundes deutscher Offiziere“ zu bringen, scheiterten nicht nur, sondern boten dem pointiert formulierenden Hahn auch eine Bühne, um seine eigenen politischen Ansichten zu präsentieren. Bekannt sind etwa die Dispute mit Walter Ulbricht, dem er im Lager Oranki begegnete. Seine Verweigerung bezahlte Hahn mit verschärften Haftbedingungen und einer späten Rückkehr aus der Gefangenschaft.

Wer sich für die hier angesprochenen Aspekte interessiert, der sei auf Hahns Buch „Ich spreche die Wahrheit!“ verwiesen. Dessen Erzählung setzt mit dem Tag seines Abschusses und der darauffolgenden Gefangennahme ein. Hans Hahn gelang es, nach der Rückkehr ein privat wie wirtschaftlich geglücktes neues Leben aufzubauen. Er verstarb Ende 1982 in München.

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Ein abschließendes Wort zum damaligen propagandistischen Wert Hans Hahns: der Abschuss eines derart erfolgreichen gegnerischen Jagdfliegers musste in eine entsprechend propagandistisch verwertbare Erzählung eingebettet werden. Hahn selbst machte keine Angaben, wodurch der fatale Motorschaden entstanden sei. Dennoch wurde von sowjetischer Seite rasch ein passender Bezwinger Hahns ausfindig gemacht. Leutnant Pavel Grazhdaninov, seinerseits ein As mit 13 Abschüssen, soll Major Hahn an jenem 21. Februar 43 im Luftkampf zu Boden gebracht haben.

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Mein Modell zeigt die Bf 109 G-2 im Aussehen vom Februar 43; Major Hahn war zu diesem Zeitpunkt knappe drei Monate Kommandeur der II. Gruppe des JG 54. Interessant ist an dieser Maschine der noch recht frisch wirkende temporäre Anstrich der Wintertarnung. Die gelbe Unterseite der Motorhaube wie der in Schwarz-Weiß gehaltenen Spinner scheinen ebenfalls in Teilen mit der hellen Farbe der Wintertarnung behandelt worden zu sein. Eine weitere Besonderheit findet sich in den demontierten unteren Fahrwerkverkleidungen.

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Zum Bausatz

Hahns Bf 109 wurde rein „aus der Schachtel“ gebaut. Allerdings: wer einen Eduard Profi-Pack kennt, weiß, was das bedeutet! In der Schachtel finden sich neben einer üppigen Ausstattung mit wunderbar detailreich und passgenauen geformten Plastikteilen eine reichhaltige Ätzteilplatine, deren Inhalt vor allem dem Cockpit zugutekommt. Die Eduard-typische Beigabe von Masken für Klarsichtteile wie Räder erfreuen den Modellbauer ebenfalls.

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Eine Besonderheit, die ich hier zum ersten Mal erproben konnte, ist Eduards neues Decal-System. Ich meine damit die Möglichkeit, nach dem Aufbringen der Schiebebilder eine hauchdünne Deckschicht „abzurubbeln“. Zurück bleibt eine nun wirklich hauchdünne Farbschicht, die dem Ideal einer auflackierten Markierung sehr nahe kommt.

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An zwei Stellen habe ich die Umsetzung dieser Möglichkeit versucht. An der ersten Stelle, dem linken Rumpf-Balkenkreuz, konnte ich das Abrubbeln noch leidlich beschädigungsarm durchführen, bei einem Balkenkreuz an der Flächenunterseite dagegen bin ich gescheitert. Hier habe ich das Decal zur Gänze halb abgekratzt, die Unglücksstelle musste folgend mit einem Ersatz repariert werden.

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Ich nehme das Nichtgelingen dabei ganz auf meine Kappe; ich kann mir vorstellen, dass es bei einiger Übung gut und ohne allzu viel Reparaturbedarf gelingen kann. Der Grund, wieso ich das nicht mehr - oder nur in eingeschränktem Rahmen - versuchen werde, ist ein durchaus positiver: Eduards Decals sind schon von Haus aus von derart guter Qualität, dass die „abgerubbelte“ Variante für mich keine wirklich durchschlagende Verbesserung darstellt. Aber seht und vergleicht selbst; zumindest auf den Fotos wird es schwerfallen, einen Unterschied zu finden!

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Hans „Assi“ Hahns“ Bf 109 ist eine von vier Bf 109 G, die ich als modellbauerischen Jahresauftakt parallel gebaut habe. Für mich sind diese Bausätze absolut „state of the art“ des gehobenen Formenbaus. Eduard bietet mit dem Angebot unzähliger Varianten dieses ikonischen Standardjägers der Luftwaffe tatsächlich puren Modellbaugenuss - vier, das darf ich versprechen, sind da sicher noch nicht genug!

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Wenn Ihr Euch selbst ein Bild vom Bausatz und dem Bauprozess machen möchtet, kommt Ihr hier zu einem ausführlichen Baubericht auf „Scalemates“. Wie immer stehe ich für Anregungen und Fragen offen: ro.sachsenhofer@gmx.at

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Messerschmitt Bf 109 G-2

Roland Sachsenhofer

Publiziert am 08. März 2022

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