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Junkers Ju 290 A-7

von Roland Sachsenhofer (1:72 Revell)

Zum Vorbild: die Ju 290

Der Anblick einer originalen Ju 290 muss äußerst beeindruckend gewesen sein. Schon die bloßen Ausmaße dieses großen Flugzeuges waren ehrfurchtgebietend: mit außerordentlichen 42 Metern von Flügelspitze zu Flügelspitze und einer Länge von an die 29 Metern war die Ju 290 einer der größten fliegenden Giganten ihre Zeit. Die entsprechenden Maße einer Avro Lancaster können gut verdeutlichen, was dieser Anspruch in der Realität bedeutete: deren Spannweite und Gesamtlänge von 31 beziehungsweise 21 Metern fallen um satte  zehn Metern geringer aus - und eine Lancaster ist ja nun beileibe auch kein Zwerg!

Junkers Ju 290 A-7

Beeindruckend sind auch die Leistungsdaten, in deren Rahmen sich die Ju 290 durch ihr Element bewegte: bis zu acht Tonnen Nutzlast konnten mit einer Geschwindigkeit von 388 km/h über 2.500 Kilometer bewegt werden, unbeladen erhöhte sich die Höchstgeschwindigkeit dabei noch auf 420 km/h und einer Reichweite von erstaunlichen 6.000 Kilometern. Die Dienstgipfelhöhe blieb unter 7.000 Metern, eine Druckkabine brauchte die Ju 290 also nicht. Angetrieben wurde der Riese durch vier je 1.560 PS leistende BMW 801A Doppelsternmotoren.

Junkers Ju 290 A-7

Junkers Ju 290 A-7

Die Ju 290 strahlt nicht nur in ihrer äußeren Formgebung Modernität aus, sondern hatte auch in ihrem Inneren technisches Equipment vom Feinsten und Neuesten eingebaut. Bemerkenswert war etwa die innovative „Trapo-Klappe“, eine auch im Flug zu öffnende großdimensionierte Ladeklappe, über die auch die sperrigsten Güter per Winde in den Rumpf gezogen werden konnten. Dies spiegelt auch den ursprünglichen Einsatzzweck der Ju 290 im Dienst der Luftwaffe wieder: die Maschine war 1942 aus der Ju 90 entwickelt worden, um der Luftwaffe einen effektiven und zeitgemäßen Transporter zur Verfügung stellen zu können. Die acht gebauten Flugzeuge der ersten Serienversion A-1 waren dementsprechend auch als Transporter ausgelegt.

Junkers Ju 290 A-7

Ju 290 dieser frühen Serie flogen beim KG 200 ab Jänner 1943 ihre ersten Einsätze zur Versorgung des Kessels von Stalingrad. Die katastrophalen Umstände führten zu desaströsen Verlusten. So kamen etwa allein beim Absturz der mit Verwundeten überfüllten Ju 290 V1 fünfundvierzig der 79 an Bord befindlichen Menschen um: da unter feindlichem Beschuss gestartet werden musste, wurden die Tragen der auszufliegenden Verwundeten nicht ordnungsgemäß festgezurrt; bei den im Kampfgebiet notwendigen heftigen Flugmanövern verrutschten die Krankentragen im Laderaum nach hinten und machte die Ju 290 unrettbar hecklastig. Die nicht mehr steuerbare Maschine schmierte in Folge dessen ab.

Junkers Ju 290 A-7

Schon die letzten drei Maschinen der A-1 Serie waren im Werk zu Aufklärern umgerüstet worden. In dieser Rolle machte sich die exzellente Reichweite des Junkers-Giganten bezahlt. Alle weiteren der insgesamt 51 bis Fertigungsende 1944 produzierten Exemplare der Ju 290 wurden als Aufklärer ausgelegt.

Die hier mit meinem Modell gezeigte Ju 290 A-7 zeigt eine Neuerung, die bei der in Frankreich stationierten 5 Fernaufklärungsgruppe zum ersten Mal eingebaut worden war: das Schiffssuchradar FuG 200 Hohentwiel machte aus der Ju 290 einen effektiven See-Fernaufklärer. Dieses Funkmesssystem war zum Aufspüren von Seezielen entworfen worden. Charakteristisch für diese Anlage ist die Aufstellung in Form von drei „Antennenbäumen“: zwei beiden seitlich links und rechts angebrachten dienten zum Empfangen der rücklaufenden Signale, während der dritte, zentral aufgestellte Antennenmast als Sender fungierte. Zackenförmige Ausschläge am Anzeigegerät wiesen entweder nach links oder nach rechts und informierten so den Bordfunker über die Richtung, in der das angepeilte Ziel lag. Dieses Verfahren funktionierte bis zu einer Reichweite von etwa 150 Kilometer.

Junkers Ju 290 A-7

Meine Darstellung zeigt eine dieser Maschinen der im südwestfranzösischen Mont-de-Marsan stationierten Fernaufklärungsgruppe 5 FAGr.

Junkers Ju 290 A-7

Zu Bausatz und Bauprozess

Die beiden Modellbausätze der Ju 290, die ich für mein Gesamtprojekt Ju 290 verwendet habe, hatte ich nun schon seit einigen Jahren in meinem Bau-Vorrat. Der letzten Anstoß zum Bau gab der Einfall, dass eine Ju 290 im Flug, also mit eingezogenem Fahrwerk und drehenden Propellern, eigentlich ziemlich gut aussehen müsste! Wenn ich dann schon dabei wäre, könnte ich beide Exemplare parallel bauen. Der Reiz dabei: was man bei einem Bauschritt lernt, kann man beim zweiten Modell gleich anwenden!

Junkers Ju 290 A-7

Die hier gezeigte erste Ju 290 lässt in traditioneller Darstellungsform die imposanten Volumen dieses großen Vogels auf dem Fahrwerk stehen, die zweite, „fliegende“ Ju 290 wird dann demnächst folgen.

Junkers Ju 290 A-7

Revells Formen sind eine aus dem Jahr 2003 stammende Eigenproduktion; meine hier gezeigte A-7 wurde mit einem der im Jahr 2009 neu aufgelegten Ausgaben realisiert. Gebaut wurde hier „aus der Schachtel“, wobei die Eduard-Sitzgurte die Ausnahme sind, welche die Regel bestätigen. Eine Zutat gibt es allerdings noch, welche ich allen Interessierten wärmstens empfehlen möchte: die Antennen der drei „Bäume“ am Bug wurden aus dem Ätzteilsatz von Eduard gefertigt. Dies macht sich bezahlt, das fertige Erscheinungsbild kommt meiner Meinung nach dem Original deutlich näher, als es die doch recht massiven Kunststoffteile aus dem Bausatz ermöglicht hätten.

Junkers Ju 290 A-7

Auch die restlichen Anmerkungen zu den Bauteilen und dem sich daraus ergebenden Bauvergnügen sind ausschließlich als Lob zu formulieren. Die Passgenauigkeit ist zwischen angenehm bis beeindruckend angesiedelt. Die hohe Komplexität im Aufbau – der Rumpf etwa wird nicht, wie üblich aus zwei Halbschalen aufgebaut, sondern aus mehreren großen und einigen kleinen Komponenten zusammen gesetzt - ist gerechtfertigt und macht Sinn. Besonders angenehm fand ich, dass durch das Layout der Teile die gerade bei einem so großen Modell wichtige Festigkeit und Stabilität der Konstruktion gewährleistet wird. Last but not least: die Decals sind von exzellenter Qualität, sie ermöglichen übrigens den Bau von drei Maschinen, wobei sich zwei davon in ihrem Äußeren angenehm unterscheiden.

Junkers Ju 290 A-7

Am Ende eines doch aufwändigeren Bauprozesses bin ich nun doch recht froh, dieses Ungetüm gezähmt zu haben, wobei - der bisherige Text macht es deutlich - zu sagen ist: schwierig ist das bei all den Bausatz-Qualitäten nicht. Allen Interessierten kann ich dieses Modellbauerlebnis daher auch ohne Einschränkung empfehlen!

Wenn Ihr Euch selbst ein Bild vom Bausatz und dem Bauprozess machen möchtet, kommt Ihr hier zu einem ausführlichen Baubericht auf „Scalemates“. Wie immer stehe ich für Anregungen und Fragen offen: ro.sachsenhofer@gmx.at

Weitere Bilder

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Junkers Ju 290 A-7

 

Roland Sachsenhofer

Publiziert am 18. November 2022

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