Dassault-Breguet/Dornier Alpha Jet ALuftwaffe 40+57, JaboG 43, Tigermeet 1991von Max Lorenz (1:72 KP)
Das OriginalDer Alpha Jet ist ein zweistrahliges Schulflugzeug und leichter Jagdbomber, der von Dassault und Dornier in französisch-deutscher Kooperation entstanden ist. Der Entwurf stammt allerdings von Dornier und wurde ohne große Änderungen von den Franzosen übernommen. Es gab zwei Hauptversionen: Den Trainer „E“ (für Ecole = Schulung) und die Luftnahunterstützungsvariante „A“ (für Appui Tactique = Taktische Unterstützung). Frankreich hatte vor allem Interesse, dass ein Trainer entwickelt wird, mit dem man auch das Trudeln üben kann. Deutschland wollte vor allem ein stabil fliegendes Muster zur Bekämpfung von Bodenzielen. Da sich beide Anforderungen widersprechen, löste man das Problem mit unterschiedlichen Nasen, an denen man auch am einfachsten die beiden Versionen unterscheiden kann: E = runde Nase, A = spitze Nase. Nach dem Erstflug im Oktober 1973 begann zwei Jahre später die Serienfertigung. Da der Markt für Trainer/leichte Erdkampfflugzeuge aber begrenzt war und man mit dem BAE Hawk einen in den Verkäufen erfolgreicheren Konkurrenten hatte, wurde die Produktion 1984 nach einigen Aufträgen aus dem Ausland wieder eingestellt.
Bei der deutschen Luftwaffe flog der Alpha Jet ab 1979 als leichter Jagdbomber, also nur in der A-Version, um die alten Fiat G.91 zu ersetzen. Dafür wurden 175 Flugzeuge gekauft, welche zudem mit einem Fanghaken ausgerüstet wurden, um auch kurz vor dem Abheben noch einen Startabbruch durchführen zu können. Die deutschen Piloten waren insbesondere vor der Einführung sehr skeptisch dem Flugzeug gegenüber, was insbesondere an seiner geringen Größe und langsamen Geschwindigkeit lag und so dem Feind wenig Eindruck machen konnte. Der Spitzname „Fliegendes Moped“ war geboren. Da er aber hauptsächlich als Trainer konstruiert wurde, hatte das Muster exzellente Flugeigenschaften, welche auch Kritiker überzeugen konnten. Das wurde dann letztendlich auch als Überlebensversicherung im Kampf angesehen, denn Selbstschutzsysteme gab es so gut wie keine und auch eine Cockpitpanzerung, ein Radar oder selbstdichtende Tanks waren nicht vorhanden, wurden vom Auftraggeber, also der Bundeswehr, aber auch nie gefordert. Auch bei den Bodencrews war der Jet beliebt, da er nach dem Flug nur wenig Aufmerksamkeit erforderte und quasi sofort wieder abheben konnte. Fünf Flüge hintereinander waren wohl kein Problem, wohingegen andere Muster bereits nach jedem Flug gewartet werden mussten.
Trotz der extrem guten Wendigkeit (welche auch heute noch demonstriert wird, denn der Alpha Jet ist bei verschiedenen Unternehmen zur Zieldarstellung im Einsatz und sticht dabei regelmäßig auch moderne Jets im Dogfight aus) und den sehr guten Tiefflugeigenschaften (auch nur 10 m über dem Boden waren üblich) sank ab Mitte der 80er die Überlebenswahrscheinlichkeit im Einsatz aufgrund modernerer Waffensysteme und des fehlenden Selbstschutzes. Mit der Wiedervereinigung Deutschlands musste gemäß den Verträgen die Anzahl der Luftfahrzeuge aber wieder reduziert werden und man begann ab 1992 den Typ auszumustern, obwohl durchaus Modifizierungen/Kampfwertsteigerungen möglich gewesen wären. Jedoch behielt man 45 Flugzeuge noch für die Grundausbildung von Tornado-Piloten bis Ende Juni 1997. Da die Flugzeuge zunächst in einer Halle eingelagert wurden und so jeden Monat Kosten von ca. 100.000 DM verursachten, war die Luftwaffe bestrebt, schnell alle Flugzeuge zu verkaufen. Unter anderem wurden so bereits kurz nach Beginn der Ausmusterung 1993 50 Flugzeuge an Portugal abgegeben, wo erst jetzt die G.91 außer Dienst gestellt und mit den Alpha Jet ersetzt wurden. Kurz vor den 2000ern konnten zudem 25 Maschinen nach Thailand abgegeben werden, wo sie heute immer noch fliegen. Auch Polen wurde er 1995 angeboten, welche aber ablehnten.
Bei der Bundeswehr gab es auch die Überlegung, den Alpha Jet wegen seiner Beweglichkeit und guten Langsamflugeigenschaften als Abfangjäger zur Bekämpfung anfliegender Hubschrauber einzusetzen. Die Studien und Versuche zeigten, dass mit einer nachzurüstenden Panzerung und speziellen Tiefflugverfahren gute Erfolge zu erzielen gewesen wären, jedoch die Alarmierung und der Anflug von Flugplätzen der schnell wechselnden Situation auf dem Gefechtsfeld nicht gerecht werden konnte. Das direkte Vorbild 40+57 flog beim JaboG 43 in Oldenburg und nahm 1991 beim Tigermeet in Fairford teil, wofür das Flugzeug entsprechend lackiert wurde. Nebenbei gesagt, kann/konnte man sehr viele Tigermeet-Flugzeuge aus diesem Jahr als Modell bauen.
Das Flugzeug als ModellDer Alpha Jet als Spritzgussbausatz im Maßstab 1:72 ist häufiger anzutreffen, die Formen sind teilweise aber schon Jahrzehnte alt. Matchbox legte 1972 vor, im gleichen Jahrzehnt folgten Heller und Starfix, 1980 dann Airfix und 1983 Fujimi. Letzteres Modell mit versenkten Gravuren blieb viele Jahrzehnte das wohl modernste auf dem Markt. Erst 2021 brachte KP mit einem Short-Run Bausatz wieder einen Alpha Jet heraus, wobei hier gleich fünf verschiedene Kartons mit jeweils mehreren Decalvarianten im ersten Jahr erschienen sind. Ein Jahr später folgten zwei Sonderversionen in Zusammenarbeit mit ASK Distribution.
Der BausatzÖffnet man den Karton, erwarten einen die auf zwei graue Gussrahmen verteilten 68 Bauteile sowie eine Cockpithaube als Klarsichtteil. Der glänzende Decalbogen ist KP-typisch vom Druck her etwas körnig und bei Rot und Gelb minimal verdruckt, so dass man teilweise den weißen Grund sieht. Allerdings sind diesmal auch viele Wartungshinweise enthalten, was bei KP nicht immer selbstverständlich ist. Die anderen negativen Eigenschaften sind leider auch erhalten geblieben, aber dazu später mehr. Meiner Meinung nach sollte sich KP hier um einen anderen Drucker bemühen, denn gerade bei so großen Abziehbildern wie sie hier enthalten sind, tut man Modellbauern (und gerade Anfängern) keinen Gefallen. So bilden die Decals leider den größten Schwachpunkt des Bausatzes, um dem schon mal vorweg zu greifen.
Die Bauteile an sich entsprechen moderner SR-Qualität. Überall und besonders an den Kleinteilen gibt es leichten Grat und Formtrennnähte. Die Rumpfhälften haben ein paar Pickel und die Stoßkanten/Klebekanten sind, wie öfters bei dieser Herstellungsart zu sehen, teilweise sehr rund geraten. Das fällt insbesondere bei den zweiteiligen Flügeln auf. Die Gravuren sind fein ausgeführt und nicht verwaschen, enden aber manchmal im Nichts. Die Pylonen haben hingegen keinerlei Gravuren und auch die Aufnahmepunkte der Außenlasten sind gerade ausgeführt, beim Original sind sie etwas gewölbt und passen sich z.B. der Form der Zusatztanks an. Die Räder vom Hauptfahrwerk haben hingegen sogar eine angedeutete Beschriftung! Die einteilige Cockpithaube ist klar, jedoch etwas dick und auch die Verstrebungen sind etwas zu erhaben dargestellt.
Der BauHier beginnt man wie so oft mit dem Cockpit. Mit den Decals macht man hier auch schon erste Erfahrungen, da alle Instrumente damit dargestellt werden. „Positiv“ ist zu erwähnen, dass es auch für die Seitenkonsolen Abziehbilder gibt. Das Decal für das Frontpanel im vorderen Cockpit ist allerdings etwas zu groß. Wie es leider meistens bei KP ist, neigen die Decals zum Reißen, was man jetzt im Cockpitbereich schon merkt. Also wurde alles mit dem Liquid Decal Film von Microscale behandelt, um gerade die großen Tigerstreifen für später etwas reißfester zu machen. Der Zusammenbau von Cockpitwanne und den beiden Rumpfhälften verlief ohne Probleme. Allerdings sollte man einen Blick auf die Aussparungen für die Flügelmontage werfen. Diese war bei mir bei einer Seite komplett zugesetzt und musste freigeschnitten werden. Das muss noch vor der Montage des unteren Rumpfteiles geschehen, damit das überschüssige Plastik nicht im Modell verbleibt.
Weiter geht es mit dem Hauptfahrwerk. Der Fahrwerksschacht muss aus drei Teilen zusammengebaut werden und wird anschließend in das untere Rumpfteil eingeklebt. Ungünstig gelöst ist allerdings, dass die Fahrwerksstreben (deren Nummerierung in der Anleitung vertauscht wurde) schon jetzt eingebaut werden müssen und so die Bruchgefahr im weiteren Bauverlauf erhöht wird. Das ist aber wohl auch der Konstruktion des Originals geschuldet. Wenn das alles erledigt ist, wird der Schacht in die untere Rumpfhälfte geklebt und diese dann an den restlichen Rumpf. Hier sollte aber unbedingt zuvor trocken angepasst werden, da am hinteren Teil vom Fahrwerksschacht Material entfernt werden muss, damit alles sauber passt. Die später anzubringenden Fahrwerksklappen sind auch irgendwie unterschiedlich groß. Zudem ist die Passform der Baugruppe zum hinteren Rumpf nicht ganz ideal und erfordert etwas Geschick, damit alles gut passt. Auch das Bugfahrwerk muss am Ansatz deutlich schmaler geschliffen werden, da es sonst nicht in den Fahrwerksschacht passt.
Nun folgt die Tragflächenmontage. Der untere Teil wird in die obere Hälfte eingeklebt, so gibt es auch scharfe Hinterkanten. Die Klebekanten der unteren Tragflächen müssen aber zuvor noch etwas angeschrägt werden, da die Kanten beim Gegenstück unsauber gegossen bzw. sehr rund sind (siehe obige Bilder). Nach der Flügelmontage fällt auch auf, dass das Modell ziemlich hecklastig ist. Einen Hinweis in der Bauanleitung zu einem Ausgleichsgewicht gibt es nicht. 1,4 Gramm in der Nase reichen jedoch locker aus. Diese erfordert jedoch auch noch etwas Aufmerksamkeit: Sie ist ziemlich unförmig/schief und musste in Form geschliffen werden. Das angegossene Staurohr wurde gleich entfernt, das sollte man gar nicht erst versuchen zu retten.
Jetzt fehlen noch die restlichen Anbauteile. Die Finnen am Seitenleitwerk müssen aber gegebenenfalls weggelassen werden, bei der 40+57 konnte ich sie auf Vorbildfotos nicht entdecken. Da als Außenlasten nur Zusatztanks und (immerhin) der Kanonenbehälter beilagen, ergänzte ich aus dem Revellbausatz (Fujimi-Form) die Bomben samt Aufhängung. Bevor die Cockpithaube drauf kommt, habe ich hier noch ein Head-up Display ergänzt. Leider fällt auf, dass die Haube am hinteren Schleudersitz hängen bleibt. Dieser muss also von vornherein im unteren Bereich abgeschliffen werden. Nachdem das Seitenleitwerk noch etwas gerade gerichtet wurde, kann alles zum Grundieren vorbereitet werden. Zwischen den einzelnen Bauschritten musste zuvor noch fleißig gespachtelt werden.
Die LackierungLackiert wurde mit Revell- und Humbrolfarben, Mischungen erfolgten in Anlehnung an eine deutsche Do 27 von Special Hobby, welche die gleichen Tarnfarben verwendete: Gelb: Lufthansagelb 310 Grün: Nato-Oliv 46 + Bronzegrün 65 (1:1) Dunkelgrau: Blaugrau 79 + Weiß 301 (5:2) Hellgrau (Humbrol): Schattengrau 127 + Hellgrau 147 (1:1) Schwarz: Schwarz 302
Zum Hellgrau möchte ich noch ein paar Worte sagen: Humbrolfarben sind mittlerweile nicht mehr überall zu bekommen und ich brauchte eine neue 147. Bei meinem Händler in Leipzig laufen die Farben aus, so dass ich mir aus dem Weiß von Revell und einem anderen Grauton von Humbrol eine komplett gleiche Alternative mixte. Da die Lackierungsvarianten nur auf Kartonrückseite zu finden sind, ich mir die passenden Verhältnisse da aufgeschrieben habe und der Karton schon längst im Papiermüll verschwunden ist, fehlt mir jetzt hierzu das passende Verhältnis. Beim Hellgrau angegeben sind also die Mischungen, die ich bei der Do 27 verwendet habe, aber meiner Meinung nach exakt den gleichen Farbton ergeben. Bei der Farbgebung muss man sich unbedingt auch die wenigen Vorbildfotos anschauen, da man schnell feststellen wird, dass das eigentliche Muster eher eine Mischung mit den Mustern der unterschiedlichen Varianten auf der Kartonrückseite ist.
Die DecalsNach einer Versiegelung mit glänzenden Klarlack kamen die Decals an die Reihe. Zuerst waren die Zusatztanks dran, wo man schnell feststellte, dass die Tigerstreifen viel zu kurz sind! Also habe ich alles nach vorn ausgerichtet und den hinteren Teil mit schwarzer Farbe improvisiert. Auch die Streifen am Rumpf sind zu kurz. Hier muss alles ans Leitwerk ausgerichtet werden und nach vorne hin improvisiert werden. Dass die Decals an sich eher spröde sind und auch trotz Weichmacher nicht weich werden möchten, macht es leider auch nicht besser. Der Trägerfilm an sich ist zwar flexibel und sehr (zu) dünn, aber gerade bei den schwarzen Flächen ist alles einfach viel zu steif und hält nicht am Modell, so dass ich teilweise mit Klarlack fixieren musste! Nun kommt hinzu, dass sich der Super Strong Weichmacher von Tamija nicht mit dem zuvor aufgetragenen Decal Film verträgt. Dieser wird stellenweise milchig, was natürlich super auf den schwarzen Abziehbildern zu sehen ist. Zum Glück sieht man das später nach einer erneuten Klarlackversiegelung (Bodenglänzer) kaum noch.
Sehr ärgerlich ist auch das stellenweise starke Silvern, insbesondere an den Tragflächen, da hier die Wartungsmarkierungen durchgehend miteinander verbunden sind (die zudem wohl auch etwas zu groß geraten sind). Das vereinfacht zwar das Aufbringen, sieht im nachhinein aber sehr unschön aus. Ich glaube, dass mich das am meisten am fertigen Modell stört, auch wenn durch die Kamera der Eindruck nochmal verschärft wird. Hier sollte man lieber alles einzeln ausschneiden und platzieren, auch wenn es etwas mehr Arbeit ist. Bei den kleineren Decals fällt auf, dass die Nummerierungen mit denen der Bauanleitung sehr oft nicht übereinstimmen oder es Decals gar nicht erst gibt (Nr. 40 für die Pylonen). Aufpassen sollte man auch bei den Balkenkreuzen für die Flügel. Hier muss laut KP die größere Variante genommen werden, die kleineren sind aber richtig.
Fazit
Auch wenn es ein überschaubarer Bausatz ist, hat sich der Bau wie erwartet etwas in die Länge gezogen. Nach vier Monaten und einem Tag Bauzeit war es dann endlich geschafft und es wurde einem wieder bewusst, dass Short Run-Bausätze die Geduld herausfordern. Für geübte Modellbauer kein Problem, für Anfänger eher nicht empfehlenswert. Insgesamt war die Qualität und der Zusammenbau aber besser wie bei der zuletzt von KP gebauten L-159. Zum Schluss noch ein kleiner Appell an Herrn Muzikant von KP: Bitte ändert etwas an euren Abziehbildern: grobkörnig, rissig, steif, unempfindlich gegenüber Weichmacher und in diesem Fall auch oft unpassend. Das bekommt jeder andere (kleinere) Hersteller besser hin. Max Lorenz Publiziert am 02. Dezember 2025 © 2001-2025 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |