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Oakley Class Lifeboat

von Christian Groth (1:48 Alanger)

Oakley Class Lifeboat

Das Boot und die RNLI

Das Modell gibt das Oakley Class Lifeboat "The Royal Thames" der Station Caister wieder. Die RNLI ist das älteste Seenotrettungswerk der Welt. Die Oakley Lifeboats, benannt nach ihrem Konstrukteur Richard Oakley, wurden 1958 erstmalig eingesetzt. Mit diesen Booten kam erstmals ein neuer Typ des sich selbst aufrichtenden Lifeboats zum Einsatz, der, im Gegensatz zu den bis dahin bekannten Selbstaufrichtern, gleich bei den Besatzungen wegen der hervorragenden Seefähigkeiten geschätzt wurde. Von der Form her waren die Oakleys reine Verdränger. Zwei Dieselmotoren mit zusammen rund 100 PS sorgten für eine max. Geschwindigkeit von rund 9 Knoten bei guten Bedingungen. Trotz der schwachen Antriebsleistung waren die Boote durch ihre Form besonders in Zonen mit schweren Grundseen bestens geeignet. Auch heute noch, würde man ein Boot für solche Einsätze mit dieser Rumpfform bauen, wenn keine ausreichende Motorenleistung zur Verfügung stehen würde.

Oakley Class Lifeboat

Von den 26 gebauten Oakleys wurden viele im Lauf der Zeit umgebaut und mit einem größeren und vollständig geschlossenen Fahrstand versehen, der gleichzeitig den Auftrieb im Falle eines Kenterns weiter erhöhte. Die RNLI behielt aber noch bis in die 70er Jahre nicht selbstaufrichtende Lifeboats im Einsatz, obwohl die Technik der Oakleys sich bewährt hatte. In den Jahren1969 und 1970 wurden die Stationen Longhope/Orkneys und Fraserburgh/Schottland von schweren Unglücken betroffen, mit jeweils hohen Verlusten bei den Besatzungen. Die verunglückten Boote waren auf Einsatzfahrten gekentert. Diese beiden Unglücke bewogen die RNLI die zu unsicher gewordenen alten Boote nach und nach aus der Flotte der Lifeboats abzuziehen und durch modernere Einheiten zu ersetzen. Trotz immer weiter verbesserter Technik wurde die RNLI auch in modernen Zeiten nicht von Unglücken verschont. In der Woche vor Weinachten 1981 verunglückte das Lifeboat "Solomon Browne" der Station Pennlee/Cornwall in schwerem Sturm bei der Rettung von Schiffbrüchigen des antriebslos treibenden Küstenfrachters "Union Star". Dabei verloren 16 Menschen ihr Leben, darunter die gesamte 8-köpfige Besatzung des Lifeboats.

Oakley Class Lifeboat

Der Bausatz

Alanger hat mit diesem Bausatz einer alten FROG Form wieder zu neuem Leben verholfen. Der Bausatz war nicht besonders lange auf dem Markt und ist heute nur mit einiger Suche zu finden. Mit Rücksicht auf das Alter der Form und die damaligen Möglichkeiten der Spritzgusstechnik ist der Bausatz mit seinen rund 50 Einzelteilen überraschend gut detailliert und passgenau, man muss allerdings reichlich die Feile und Schleifpapier benutzen, denn die Einzelteile weisen starke Gussgrate auf. An den runden Teilen fällt ein deutlicher Formversatz ins Auge, aber auch das lässt sich lösen. Umständlich ist das Lösen einiger Teile von den manchmal riesigen Gießästen, aus deren Material man locker nochmal das gleiche Modell herstellen könnte. Ich habe mein Schiff bei einem polnischen Internethandel für sehr faire 14.-- Euro erworben.

Oakley Class Lifeboat

Der Bau

Ich habe die Angewohnheit, manchmal meine Schiffe mit in die Badewanne zu nehmen. Daher habe ich im Rumpf einen Kasten gebaut und diesen mit Eisenschrot gefüllt. Dazu habe ich wasserdichte Luftkästen vorn und achtern eingebaut. So schwimmt das Modell mit dem richtigen Freibord, ist selbstaufrichtend und durch die Luftkästen unsinkbar. Daneben fiel mir das achtere Deck negativ auf. Auf das Deck ist ein rundes Gebilde gegossen und darauf eine Leine schwach graviert. Auf den Oakleys war an dieser Stelle der Platz für den häufig verwendeten Treibanker, (in der engl. Literatur unter "Drogue" zu finden) eine Art Wassersack, der an einer Leine ausgebracht wurde und für Kursstabilität sorgte und gleichzeitig das Risiko eines Querschlagens vor der See vermindern sollte. Diesen Treibanker habe ich aus einem dünnen alten Lappen genäht und aus Messingdraht die entsprechenden Abschlussringe geformt und an dem Sack vernäht. Normalerweise verschwindet der Treibanker unter einer Persenning, auf die ich verzichtet habe. Auf dem Aufbau habe ich die Rahmenantenne des Funkpeilers aus Draht gebaut und den Fensterrahmen des Fahrstandes aus Evergreen gebaut. Dieser Rahmen war im Bausatz nicht vorgesehen.

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Das Ruder hat die benötigten Leinen zum Fieren oder Heißen mit den entsprechenden Klampen erhalten. Dazu habe ich noch diverse Handläufe aus Draht gelötet und die Seitenkennung "06" aufgemalt, für die der Bausatz kein Decal bereithält. Lackiert habe ich alles mit Revell Aquacolor Farben, das Rumpfblau stimmt dabei nicht ganz, was ich aber nicht so entscheidend fand. Auf übermäßige Alterungen oder Abnutzungsspuren habe ich verzichtet, weil diverse Besuche bei Lifeboatstationen rund um die britischen Inseln zeigten, dass die Boote stets in einem hervorragenden Zustand waren und von ihren Besatzungen liebevoll gepflegt werden. Ansonsten ist das Modell ohne Veränderungen aus der Box gebaut. Aufgrund der aufwändigen Einbauten in den Rumpf und der Schleif- und Entgratungsarbeiten, habe ich rund 35 Stunden mit dem Bau verbracht. Für das "Modellstudium" habe ich auf das englische Buch "Lifeboats in Dangers Hour", von Patrick Howarth, mehrere Hefte der RNLI und das Internet zurückgegriffen.

Weitere Bilder

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Christian Groth

Publiziert am 11. November 2009

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