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US-Haubitze 155 mm M1918

(Das Werk - Nr. 35023)

Das Werk - US-Haubitze 155 mm M1918

Produktinfo:

Hersteller:Das Werk
Sparte:Militärfahrzeuge bis 1945
Katalog Nummer:35023 - US-Haubitze 155 mm M1918
Maßstab:1:35
Kategorie:Bausätze (Plastik)
Erschienen:2022
Preis:ca. 30 bis 32 €
Inhalt:
  • 7 Spritzgussrahmen mit 188 Teilen, grau
  • 2 Teile für die Kastenlafette, grau
  • 1 Bogen mit Decals
  • 1 Bauanleitung im Retro-Stil

 

Besprechung:

zum Vorbild:

Ausgehend von der französischen Entwicklung der Firma Schneider in Le Creusot, die unter dem Namen Canon de 155 C modèle 1917 Schneider firmierte (Das Werk # 35022) und im Ersten Weltkrieg auch von amerikanischen Truppen eingesetzt wurde, entstand eine luftbereifte und druckluftgebremste Version des Geschützes als amerikanische Standardhaubitze zwischen den Weltkriegen, die 1942 von der Nachfolgeversion M1 abgelöst wurde. Mit den technischen Neuerungen der amerikanischen Lizenzversion M1918 wurde es möglich, die Haubitze von LKWs bei höheren Geschwindigkeiten als früher ziehen zu lassen. Dem militärhistorisch Interessierten mag es nicht entgehen, dass das Geschütz nicht unbedingt im Mittelpunkt der Ereignisse des 2. Weltkrieges stand. Es wurde wohl noch in Tunesien und hauptsächlich vom USMC im Pazifik eingesetzt. Auch über das Lend-Lease-Programm wurde die Haubitze weitergegeben, z.B. dem Alliierten China. Sie fand aber auch als Exportversion (z.B. Spanien), Lizenzversion (z.B. Polen) wie als Beuteversion (z.B. in deutschen oder italienischen Diensten) Verwendung. Die Haubitze wurde sogar über das Ende des Zweiten Weltkrieges hinaus genutzt, zuletzt mit Doppelbereifung im Finnland der 1980er Jahre. (Anmerkung 1)

Die M1918 trägt an der Mündung des Haubitzenrohres noch einen charakteristischen, etwas altertümlich wirkenden, krempenartigen Kopffries, eine Verstärkung, die zum Schutz des Rohres vor Beschädigung beim Austreten der Explosionsgase diente. Das Rohr der Nachfolge-Haubitze M1 hatte dies nicht mehr; dafür statt einer Kastenlafette eine Spreizlafette (vgl. auch schwere Feldhaubitze 15 cm der Wehrmacht). 

zum Bausatz:

Der Bausatz besteht aus 188 Spritzteilen, wobei auch die Teile der ursprünglichen französischen Haubitze aus dem Ersten Weltkrieg mitgezählt sind (z.B. Speichenräder, gewölbter Schutzschild). Hinzu kommt eine Platine mit 10 photogeätzten Teilen.  Der Bausatz wurde in Deutschland konstruiert und in China gefertigt. „Engineered in Germany, made in China“ wie die Verpackung verrät.  Im Hinblick auf den Transportweg sind die Teile in Tütchen vor Beschädigung geschützt. Hinzu kommen das Bauplanheft und ein Bogen mit Decals, die sowohl für das jüngere amerikanische Modell M1918 als auch die Ursprungsversion M1917 (französische und amerikanische Version des 1. Weltkrieges, spanische sowie deutsche Beute-Version des Afrika-Korps) verwendet werden. Mit den zusätzlichen Teilen und etwas Eigeninitiative lassen sich darüber hinaus noch weitere Varianten realisieren. So gab es beispielsweise die luftbereifte US-Version auch mit dem gewölbten Schutzschild der älteren Haubitze aus dem 1. Weltkrieg, wie historische Photos belegen (z.B. eine der chinesischen Haubitzen von einem „352“er GMC gezogen). Bis auf die Protze des älteren französischen Modells aus dem 1. Weltkrieg scheinen die beiden Bausätze von Das Werk identisch zu sein.

Das Werk - US-Haubitze 155 mm M1918

Der Bauplan

Das 24seitige Heft im typischen Retrostil von „Das Werk“ mit der Anmutung eines gebrauchten „field manuals“ führt auf 17 Seiten zum fertigen Modell. Dabei wird deutlich, dass die Macher sich an Erfahrungen und Wünschen von Modellbauern orientieren. Zusammenzusetzende bzw. anzubauende Teile sind blau gedruckt, bereits Montiertes in einem dunklen Grau. Eine jeweils überschaubare Anzahl der Teile und eine fast immer klare Aufteilung, sorgen für sehr gute Übersichtlichkeit, wenn man von Seite 14 absieht, wo es etwas enger zugeht. Seitenansichten an möglicherweise problematischen Stellen geben zusätzlich Hilfestellung. Auf neuralgische Punkte verweist ein besonderes Icon, von denen acht Stück den Modellbauer durch den Bauprozess führen. Die vorangestellten obligatorischen Texte und zusätzliche Hinweise sind auf Englisch, was im Zeitalter von KI kein Problem darstellen dürfte. Man könnte aber auch auf die Idee kommen, in Gegenrichtung zu denken bzw. zu übersetzen. Schön sind die Grafiken der M1917 und M1918 sowie ein Einsatzphoto von 1943 – für Dioramenbauer durchaus eine gefällige Anregung. 

Ein nützliches Detail am Rande ist die jeweils bei der Teilenummer abgedruckte Checkbox, in der man Erledigtes abstreicht. Farbangaben erfolgen zu sechs Herstellern, die Tarnmuster sind in Farbdarstellungen abgebildet. Alles ist vorbildlich gelöst – mehr geht eigentlich nicht – und macht Vorfreude auf den Bau. Ein Wermutströpfchen: das Anbringen der Teile C32/C51 (gezogene Variante) und C52/C53 (in Feuerstellung) ist unklar, da die unterbrochene Linie, die den Anbau zuordnet, durch die darüber gedruckte Lafette großteils verdeckt ist. Leider sind auf S. 14 auch noch zwei Buchstaben vertauscht: in der Querschnittszeichnung ist das mit H1 bezeichnete Teil tatsächlich das Teil G1 (obere Abdeckung des Lafettenkastens). 

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US-Haubitze 155 mm M1918

 

Die Bauteile

Die Kunststoffteile sind für mich in herausragender Qualität und beeindruckender Detailtreue mit einem zeitgemäßen Verfahren (Slide Mould) gefertigt. Verwiesen sei auf zahlreiche Nietreihen, aber auch auf die mehrteiligen Kunststoffreifen, die sogar eine Beschriftung tragen. Mit einem Schmunzeln wird man den letzten Buchstaben des Reifenherstellers entfernen. Bei einer ersten Betrachtung der Spritzlinge fällt einem sicher das zweiteilige Kanonenrohr auf, dessen kalebassenartige Form für die sonst häufig kritisierte Aufteilung verantwortlich ist. Das Werk hat aber nachträglich doch noch ein zusätzlich zu erwerbendes Drehteil (#A008) fertigen lassen, bei dem dann aber der Kopffries aufgeklebt werden muss. Letztendlich mag man darin jeweils einen Kompromiss aus technischen Möglichkeiten und Wirtschaftlichkeit/Bezahlbarkeit sehen. 

Die Bauteile ermöglichen die Darstellung der Haubitze im gezogenen Verband oder in Feuerstellung. Dabei ist dann in besonderer Weise beim Bau darauf zu achten, dass mehrere Teile beweglich eingebaut werden können und durch Verkleben fixiert würden, was z.B. auch Winkel und Position des Rohres anbelangt. 

Erfreut ist man über die Zugabe von 12 Granaten und Teilen für zwei Mun-Kisten. Wer dies zum Anlass nehmen möchte ein Diorama zu bauen, wird passende Artilleristen, wie sie zur Haubitze aus dem 1. Weltkrieg erschienen sind (Das Werk #F013), vermissen. Zumal derzeit eigentlich nur deutsche und russische Geschützmannschaften (Tamiya, Trumpeter) separat erhältlich sind. 

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Photoätzteile …

… sind im Bauplan gelb abgedruckt, dabei handelt es sich u.a. um drei Handräder, die zum Richten der Haubitze verwendet wurden. Das Icon „anneal“ empfiehlt das Ausglühen der Metallteile über einer Flamme. Das soll das Metall wohl „weicher“ machen, um es leichter biegen zu können. Aber zum Thema Ätzteile hat sicher jeder so sein eigenes „Rezept“. Eine Biegehilfe leistet auf jeden Fall gute Dienste. 

Das Werk - US-Haubitze 155 mm M1918

Die Decals

Die Decals sind scharf gedruckt und machen einen sehr guten Eindruck. Mit ihnen lassen sich zwei Versionen, die im Bauplanheft farbig abgedruckt sind, dekorieren. Besonders das orangefarbene Wappen der 11th Field Artillery (Taroblatt) ist sicherlich ein optisch ansprechender Akzent. Die übrigen Decals auf dem kleinen Trägerbogen sind für das Modell aus dem 1. Weltkrieg vorgesehen (u.a. die amerikanische „Calamity Jane“ von 1918, die den letzten Schuss im Ersten Weltkrieg abgegeben hatte.). 

Darstellbare Fahrzeuge:
  1. US Army, 11th Field Artillery Regiment, Oahu (Hawaii), Vorkriegszeit
  2. USMC, Salomonen, 1943 (Zweifarbtarnung mit Decals)
  3. USMC, Salomonen, 1943 (Zweifarbtarnung ohne Decals)
Stärken:
  • gute Vorbildwahl: Meilenstein der (alliierten) Artilleriegeschichte als Geschütz der Übergangszeit
  • hohe Detaillierung qualitativ hochwertiger Teile in zeitgemäßer Ausformung
  • attraktive Decals (bei Geschützen: oft wenig oder keine Beschriftung)
  • Modellbau(er) freundliche Bauanleitung im Retro-Stil = ein sehr schönes und informatives Bauplanheft
Schwächen:
  • eher ein Wunsch: eine zeitgemäße Bedienungsmannschaft 
Anwendung: Im Hinblick auf die Übersichtlichkeit des Bausatzes sollte der Zusammenbau bei Sorgfalt und ohne Zeitdruck uns allen gelingen können. Die Photoätzteile sollten einen nicht schrecken.  

Fazit:

Für alle empfehlenswert, die ihr Vitrinenmuseum um ein Stück Artilleriegeschichte ergänzen möchten, zumal die 155 mm Haubitze im Hinblick auf Tempo und Mobilität den Übergang vom eisenbereiften Holzspeichenrad zum Luftreifen markiert, vom Pferde- zum motorisierten Zug. Aber die Haubitze macht sich auch im Mittelpunkt einer pazifischen Szene genauso gut, wie man auf Grund vielfältiger Export-, Lizenz- und Beuteversionen (z.B. Afrikakorps mit Speichenrädern, Atlantikwall) interessante Varianten selbst kreieren kann, sowohl mit Holzspeichenräder als auch mit Luftreifen und gewölbtem Schutzschild). 

Weitere Infos:

Referenzen:
  • Tankograd Nr. 6012 (U.S. WWII 155mm Howitzers M1 & M1917/M1918 4.5 IN. Gun M1)
Anmerkungen:
  1. Die Firma Schneider & Cie. wurde 1836 von den Brüdern Adolphe und Eugéne Schneider in Le Creusot gegründet und produzierte u.a. auch Dampflokomotiven. Der Ort gilt als Wiege der industriellen Revolution in Frankreich und ist nicht zu verwechseln mit den gusseisernen Töpfen von Le Creuset.
  2. Informationen zu Technik und Verbleib der Geschütze siehe Wikipedia
  3. Zur Nomenklatur bei Geschützen
  4. Was sich aus dem Bausatz „zaubern“ lässt, zeigt eindrucksvoll das Modell von Rick Taylor.

Diese Besprechung stammt von Thomas Ehrensperger - 22. Oktober 2025

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