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5,7cm Gruson Fahrpanzer

(Copper State Models - Nr. CSM35011)

Copper State Models - 5,7cm Gruson Fahrpanzer

Produktinfo:

Hersteller:Copper State Models
Sparte:Militärfahrzeuge bis 1945
Katalog Nummer:CSM35011 - 5,7cm Gruson Fahrpanzer
Maßstab:1:35
Kategorie:Bausätze (Plastik)
Erschienen:2023
Preis:ca. 38 €
Inhalt:
  • 4 Spritzgußrahmen grau, insgesamt 85 Teile
  • 1 Bauanleitung

Besprechung:

Da mir dieser Tage ein ungewöhnliches Fahrzeug untergekommen ist und Produkte der Firma Copper State Models aus Lettland in 1:35 noch nicht auf MV vorgestellt wurden, reifte schnell der Plan, etwas zum Bausatz des ungewöhnlichen Fahrzeugs zu schreiben, zumal ich kürzlich in der Festung Mutzig („Feste Kaiser Wilhelm II.“) ein restauriertes Exemplar des „Fahrpanzers“ gesehen habe. 

Tatsächlich begann die Entwicklung dieses Bausatzes als Aprilscherz am 1. April 2021. Auf dem unten gezeigten Rendering-Bild von Copper State Models, das die geplanten Neuheiten für 2021 und 2022 präsentierte, war auch ein Fahrpanzer zu sehen. Entgegen aller Erwartungen fiel die Resonanz darauf überraschend positiv aus. Bereits einen Tag später meldete sich der Hersteller auf Facebook zu Wort und gab zu: Der Fahrpanzer war zwar ursprünglich kein ernst gemeintes Projekt, sondern lediglich eine Idee, die man zum Spaß in das Bild eingefügt hatte, doch die begeisterte Reaktion der Modellbauer führte schließlich dazu, dass man das Konzept tatsächlich weiterverfolgte.

Besagtes Bild. Quelle: Facebookseite des Herstellers
Besagtes Bild. Quelle: Facebookseite des Herstellers

Zur Geschichte des Kuriosums

Mit einer modernen Vorstellung von einem Panzer als Kettenfahrzeug tut man sich schwer, wenn man sich dem Phänomen Gruson-Fahrpanzer bzw. „Fahrbare Panzerlaffete für aine 5,3 cm Schnellfeuerkanone“ (Titelblatt des Bauplanheftes im Stile eines Faksimiles der Fa. Krupp, 1897) annähert. Eigentlich handelt es sich eher um eine Art gepanzerter Unterstand mit Geschütz, der auf Rollen beweglich war, um innerhalb einer Festung oder von befestigten Unterständen vor Feindbeschuss verbunkert in Sicherheit gebracht werden zu können.

Die Panzerkuppeln waren um 360° drehbar, bei einer Höhenrichtung der Kanone von +10° bis -5°. Für Aufklärung und Daten zur Feuerleitung sorgten Beobachtungstürme und Fesselballone, später auch erste Flugzeuge.

Das „Fahrzeug“ wurde 1890 bei den kaiserlichen Truppen für den Dienst in Grenzfestungen eingeführt – nach dem Hersteller, der Fabrik des Hermann Gruson (bei Magdeburg) benannt, das ab 1893 von Krupp übernommen wurde und dann unter Gruson-Krupp firmierte.

Der Panzerturm auf Rollen wurde schnell zum Exportgut der Rüstungsindustrie im ausgehenden 19. Jahrhundert. Zum Transport der „Fahrpanzer“ wurden spezielle Transportwagen für Pferdezug benutzt, auf denen 600 mm-Schienen zur Aufnahme der Panzerzürme dienten. Auf Schienen dieser Spurweite konnte der „Fahrpanzer“ gezogen und/oder geschoben werden. Dabei dürfte es sich allerdings nur um kurze Distanzen gehandelt haben wie z.B. zwischen Feuerstellung und verbunkertem Unterstand. Der Panzerturm ursprünglich für den Einsatz in Festungen geplant, folgte im Ersten Weltkrieg dem Kriegsgeschehen bald in die Schützengräben. Die letzten Exemplare des Gruson-Fahrpanzers waren wohl in Schweizer Festungswerken (z.B. Hospizwerk San Gottardo, Forte Airolo) verbaut und wurden nach dem 2. Weltkrieg (1947) nicht mehr genutzt. Das kuriose Fahrzeug kann als ein frühes militärisches Produkt der industriellen Revolution in Deutschland betrachtet werden und ist museal weltweit erhalten (u.a. Brüssel, Athen).

Umverpackung unter dem Cover
Umverpackung unter dem Cover

Der Bauplan

Auf 14 Seiten eines sehr ansprechenden, handlichen Heftes im Format 196 mm x 277 mm werden neben einem historischen Text (S.3, englisch) und fünf historischen Photographien (S.4) nach einer Teile- und Farbübersicht (S.5) die 33 Baustufen vorgestellt. Übersichtlichkeit ist hierbei Trumpf, wenig zu verbauende Teile pro Bauschritt, Führung über Icons und farbliche Hervorhebungen für anzubringende Teile sorgen dafür. Die Farbdarstellungen des Innenraums vom Fahrpanzer (S.11) und der Außenansicht der Fahrzeuge (S.12) sind vorbildlich.

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5,7cm Gruson Fahrpanzer

 

Die wenigen Bauteile des kleinen Modells sind stabil in Karton und sicher in Tütchen verpackt. Sie machen einen hervorragenden Eindruck und zeichnen sich durch eine sehr feine Detaillierung aus. Als Beispiele seien zahlreiche Niete als zeitgemäße Verbindungstechnik des Vorbilds, aber auch die Fahrzeugmechanik der „Kutsche“ genannt. Die Oberflächen des Panzerturms sind vorbildgerecht (Bleche) relativ glatt gespritzt, die Panzerkuppel hat eine sehr feine Struktur. Die Teile B3 und B4 wird ein engagierter Modellbauer womöglich gegen Kettchen austauschen wollen.

Trotz aller lobenswerten Feinheiten wirkt der Bausatz mit seinen wenigen Teilen sehr übersichtlich, was an sich kein Nachteil sein muss. Die insgesamt 85 Teile sind auf vier Spritzlingsrahmen verteilt, wobei der Rahmen B zweimal vorhanden ist.

Im Einzelnen umfasst der Bausatz:

  • Spritzling A (u.a. Teile für den hölzernen Transportwagen, Lafette, Panzerkuppel, Kanonenrohr)
  • Spritzling B (u.a. Speichenräder, Seitenteile des Panzerturms)
  • Spritzling C (u.a. Deichsel, Munitionsbox, Türen zum Panzerturm)

Klarsichtteile und Decals gibt es vorbildgemäß keine, während sich CSM bei anderen Modellen sehr wohl darum kümmert. Bei den Farbangaben werden – für CSM typisch – keine Herstellerhinweise mit entsprechendem Farbschlüssel gegeben. Den werden einige vermissen, trotzdem kann man damit zurechtkommen. Hilfreich wäre ein Farbschlüssel aber schon, wenn man z.B. an Hobbyeinsteiger denken möchte, die nicht unbedingt über den Fundus an Farben verfügen wie ambitionierte Amateure und langjährige Profis.

Copper State Models - 5,7cm Gruson Fahrpanzer

Im Einzelnen umfasst der Bausatz:

  • Spritzling A (u.a. Teile für den hölzernen Transportwagen, Lafette, Panzerkuppel, Kanonenrohr)
  • Spritzling B (u.a. Speichenräder, Seitenteile des Panzerturms)
  • Spritzling C (u.a. Deichsel, Munitionsbox, Türen zum Panzerturm)

Klarsichtteile und Decals gibt es vorbildgemäß keine, während sich CSM bei anderen Modellen sehr wohl darum kümmert. Bei den Farbangaben werden – für CSM typisch – keine Herstellerhinweise mit entsprechendem Farbschlüssel gegeben. Den werden einige vermissen, trotzdem kann man damit zurechtkommen. Hilfreich wäre ein Farbschlüssel aber schon, wenn man z.B. an Hobbyeinsteiger denken möchte, die nicht unbedingt über den Fundus an Farben verfügen wie ambitionierte Amateure und langjährige Profis.

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5,7cm Gruson Fahrpanzer

 

Zurüstung erforderlich?

Mit den Teilen des Bausatzes lassen sich ein Fahrpanzer (die Geschützzelle mit Panzerkuppel) und ein passender Transportwagen für den Pferdezug bauen. Die Bedienungsmannschaft wie die Pferde muss man jeweils zukaufen, sofern man die entsprechende Situation nachstellen will. Dazu kommen noch ggf. Zurüstteile wie Granaten oder ein kurzes Schienenstück (auf S.13 des Bauplanheftes abgebildet). Während die einen diese modularen Zusatzangebote, die von der Idee her nicht schlecht sind, vielleicht begrüßen mögen, werden andere zurecht auf die Beigaben beispielsweise in Bausätzen anderer Hersteller verweisen, zumal Spritzgussteile an sich kostenmäßig den Kohl nicht fett machen sollten. Bei den Zurüstangeboten sind Pferde, Kutscher und Bedienungsmannschaft noch nicht enthalten:

Wenn man diese verwenden will, schlagen sie zusätzlich zu Buche:

  • 2 Pferde (Nr. F35-047) ca. 50 € 
  • Kutscher (Nr. F35-048) ca. 16 € 
  • Bedienungsmannschaft: Mannschaftsdienstgrad, Offizier (Nr. F35-049; F35-050) je ca. 16.- €

 

Man könnte sich als Marketing-Ignotus schon fragen, ob es nicht sinnvoller wäre, den Bausatz in zwei Versionen aufzulegen: den Fahrpanzer verladen im Pferdezug mit Pferden und Kutscher sowie im Festungsdienst ohne Transportwagen, aber dafür mit Bedienungsmannschaft und einem Gleisstück. Auf jeden Fall ist noch darauf hinzuweisen, dass beim Transport die Türen der Panzerzelle geschlossen, in Schussposition wegen der Belüftung geöffnet waren, was auch das detaillierte Innenleben des Panzerturmes sichtbar werden lässt, z.B. Munition und die Werkzeuge auf den Innenseiten der Türen.

Verwendungsmöglichkeiten

Über die beiden im Bausatz vorgesehenen, nicht näher bezeichneten Farbvarianten des Geschützturms hinaus lassen sich mit den Teilen eine ganze Reihe weiterer authentischer Objekte realisieren, v.a. in Dioramen:

  • Einbau als Geschützturm in einer Festungsanlage (Ausschnitt)
  • Fahrpanzer auf 600mm-Schmalspurschienen (in Feuerposition oder Ruheposition in Deckung)
  • Aufgeprotzter Fahrpanzer im Pferdezug (Zweispänner)
  • Verladeszene – Aufladen des Panzerturms auf den Transportwagen (ohne Pferde)
  • Einsatz im Schützengraben 
  • Objekt für ein Artillerie-Vitrinenmuseum

Zu allen Möglichkeiten sind historische Photographien leicht greifbar. Die interessanteste: Ein Fahrpanzer im Pferdezug - sechs kleine Steppenpferde mit zugehörigem Kriegsvolk, Qing-Dynastie, Lüshunkou (Port Arthur) 1890. 

Copper State Models - 5,7cm Gruson Fahrpanzer

Darstellbare Fahrzeuge:
  • Exemplar in Feldgrau 
  • Vierfarbanstrich als Tarnbemalung, 1918 (vgl. Panzer-Museum, Brüssel)
Stärken:
  • ungewöhnliche Vorbildwahl
  • makelloser Spritzguss, teilweise sehr fein
  • sehr hohe Detaillierung
  • übersichtliche, sehr schön gestaltete Bauanleitung; sehr ansprechendes Heft im Retro-Stil  
Schwächen:
  • Preis angesichts weniger und ggf. zusätzlich zu kaufender Teile (u.a. Pferde, Figuren): Basisbausatz im zweispännigen Pferdezug mit Kutscher = über 100 €, was manches Modellbaubudget übersteigen dürfte! 
Anwendung: Werkseitig werden die technischen Voraussetzungen geschaffen, damit alle problemlos und erfolgreich das Modell bauen könnten. Preislich wendet sich der Bausatz eher an eine kleinere Zielgruppe.

Fazit:

Auch wenn der Preis eher abschreckend erscheint – möglicherweise auch der geringeren Nachfrage und des höheren Rechercheaufwands beim Thema WW1 geschuldet – bekommt man einen Top-Bausatz, der dank der präzisen Teile und der Bauanleitung, erfolgreich zu einem nicht alltäglichen Modell führt. Marketingmäßig sind wir gewohnt: 2 bekommen, 1 bezahlen. Hier scheints eher umgekehrt zu laufen. Ob das eine gute Strategie ist, weiß ich nicht so recht. Aber nicht vergessen: „Made in EU“ ist schon teurer als „Made in China“. Eigentlich sehr schade, der Bausatz und die Modelle von CSM verdienen deutlich mehr Interesse.

Weitere Infos:

Anmerkungen: Copper State Models hat sich auf das Thema 1. Weltkrieg spezialisiert und wartet in verschiedenen Maßstäben v.a. mit Flugzeugen, Radpanzern (u.a. Exoten wie Romfell, Ehrhardt), Figuren und Motorrädern auf. Soweit Markierungen an Fahrzeugen vorbildgerecht sind, werden sie als Decals von Cartograf ausgeführt.

Diese Besprechung stammt von Thomas Ehrensperger - 13. November 2025

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