Citroën Type HY Commercial Van(AK Interactive - Nr. AK35035)
Produktinfo:
Besprechung:Eigentlich suche ich ja einen Lieferwagen aus der Zeit vor 1945 für den zivilen Einsatz in meiner fiktiven Kleinstadt Ste.-Marie-sur-Mer. Der Citroën TUB (vom Hersteller Azimut) wäre eigentlich die richtige Wahl, Preis und Verfügbarkeit haben bisher die Anschaffung verhindert. Eigentlich sollte ja mit dem Kriegsende die städtische Entwicklungsgeschichte beendet sein. Interessante Fahrzeuge wie den Citroen H (oft auch HY synonym gebraucht) gab und gibt es zwar von Heller und Ebbro, aus meiner Sicht nur im falschen Maßstab (1:24), was nicht zu meinem Bestand an Gebäuden (1:35) passt. Zum Glück! Sonst fände der Bau des Städtchens wohl keine zeitliche Grenze. Doch dann hat AK das Modell des HY angekündigt und inzwischen halte ich mein Exemplar des Bausatzes in Händen. Mal sehen was daraus wird. Immerhin habe ich schon einen Staatpräsidenten in 1:35 … De Gaulle auf Besuch in Ste.-Marie? Mit dem HY in die Vierte Republik?
Zur Geschichte des FahrzeugsVon 1948 bis 1981 wurden fast eine halbe Million Fahrzeuge des Typs H gebaut, wobei Unterschiede in den Gewichtsklassen durch eine Buchstabenkombination wie HY angezeigt wurden. Im Prinzip eine Wellblechkiste auf vier Rädern, in Frankreich liebevoll „nez de cochon“ (Schweineschnauze) genannt, vereinigte das Fahrzeug die Vorteile des leichten Wellblechs mit hoher Stabilität, die durch die Sicken des dünnen Blechs gewährleistet war. Sein günstiger Preis, eine tief liegende Ladefläche und die Zuladungskapazität machten den Typ H zum gefragten Lieferwagen, der nicht nur in Frankreich über Jahrzehnte bei Behörden und Selbständigen beliebt, sondern auch in Belgien und den Niederlanden verbreitet war.
Das ErscheinungsbildHäufig liest man zwar, dass der Citroën H nahezu unverändert angeboten wurde, doch Spezialisten wissen um all die Feinheiten, die sich im Lauf der Jahre im Sinne eines Face-Liftings verändert haben mögen. Der Modellbauer wird sich am Erscheinungsbild des Fahrzeugs orientieren und die technischen Finessen weniger im Blick haben. Historische Fotos vom Alltagseinsatz und restaurierte Fahrzeuge gibt es genügend, wobei nicht alles, was verbaut wurde, authentisch ist. Man denke z.B. nur an die zahlreichen Nutzungen als Wohnmobil oder Food-Truck sowie Umbauten und Aufarbeitungen mit anderen Teilen. Bedeutsam aus Sicht des Modellbauers ist vor allem das äußere Erscheinungsbild im Gegensatz zu Motor, Antrieb und Federung:
Der BauplanAuf 14 Seiten zeigt die Bauanleitung (englisch, spanisch) im Format A4 nach Sicherheitshinweisen einen Überblick über die Spritzrahmen, gefolgt von Lackiermasken als gedruckte Vorlagen. Den ersten Teil beschließt ein Farbschlüssel mit Angaben zu zwei hauseigenen Produkten und Metallfarben. Immerhin sind diese über den Versandhandel greifbar. Auf neun Seiten wird danach recht übersichtlich und über Icons – selbsterklärend, was zu tun ist – in 20 Bauschritten der Weg zum fertigen Modell aufgezeigt, bevor auf vier Seiten die im Bausatz vorgesehenen Varianten in fünf Ansichten gezeigt werden - vorbildlich. Die Farbhinweise neben den Abbildungen auf S.11ff wird mancher als hilfreich empfinden, das lästige Hin- und Herblättern entfällt. Hinweise auf AK-Alterungsprodukte kann man als zusätzlichen Service verstehen.
Der BausatzGeschützt für den Transport entnimmt man der Schachtel fast 120 Plastikteile, die den Zusammenbau eines Citroen HY im Bauzustand zwischen 1964 und 1969 ermöglichen. Sofort ins Auge fällt einem der Spritzling F, der den Hauptteil des Bausatzes ausmacht, die Karosserie. Damit dürften zum einen – optimistisch gesehen – Fehlerquellen beim Zusammenbau eines mehrteiligen Wagenkastens entfallen; zum anderen – die pessimistische Sicht – könnten Passprobleme beim Einsetzen des Chassis und der Trennwand entstehen. Auf jeden Fall sind die Sicken des Wellblechfahrzeugs für mich schön ausgeführt. Offen darstellbar sind dann die Selbstmördertüren, die seitliche Schiebetür und das Heck mit Klappe und Scharniertüren. Wegen des Vorhandenseins von Trennmittelresten (vgl. Spritzling F) werde ich dem Bausatz erstmal ein Spülmittelbad verordnen. Viele werden sich freuen, dass die Reifen ebenfalls aus Kunststoff gespritzt sind und die Reifen jeweils aus vier „Scheiben“, in MiniArt-Salami-Bauweise, zusammengeklebt werden müssen. Das sollte ein gut durchgestaltetes Profil der Laufflächen sichern. Die Klarsichtteile umfassen u.a eine einteilige Windschutzscheibe, durch die man gut ins Innere des Fahrzeugs schauen können sollte. Die (noch) überzähligen Rundumleuchten stimmen einen für die Zukunft hoffnungsvoll…
Ätzteile......gelten als ein Merkmal eines zeitgemäßen Bausatzes: man betrachte sich genussvoll den Kühlergrill. Allerdings dürften die Citroën-Doppelwinkel manchen zur Verzweiflung, wenn nicht gar Kapitulation zwingen, da diese nicht plan waren. Mit einem Spritzgussteil wäre in diesem Fall vielen geholfen. Da viele Fahrzeuge im Lauf der Zeit Änderungen erfuhren, indem beispielsweise nach einem Unfall wieder ältere Teile verbaut wurden, könnte man auf das ältere Citroën-Signet ausweichen, bei dem der Doppelwinkel in Form von vier einfachen Metallstreifen über den ganzen Kühler verläuft. Das traue ich mir zu.
Die Decals……sind von Cartograf gedruckt, was als Qualitätsmerkmal für Ausführung und Verarbeitung stehen sollte. Nicht nur die Schriftzüge der nutzenden Firmen, sondern auch Fahrzeug-Kennzeichen und ein bisschen etwas fürs Fahrzeuginnere (Tacho) sind auf dem blauen Trägerkarton (14,2 x 9,1 cm). Bei den Aufschriften dominieren meist schwarz und etwas weiß, was aber auf dem alu-farbenen und den drei recht farbenfrohen Modellen gut zur Geltung kommen sollte. Weitere VerwendungsmöglichkeitenEine wunderbare Grundlage für Umbauten und Verwendungen aller Art. Es gab nahezu nichts, wozu der „H“ nicht verwendet wurde. Vom Leichenwagen bis zur Paketzustellung … Bauern, Handwerker und Behörden nutzten das Fahrzeug ausgiebig. Über Jahrzehnte prägte der HY (nicht nur) das Stadtbild französischer Städte. Auch Dioramenbauer sollten mit dem Wagen, dank der vielen zu öffnenden Teilen auf ihre Kosten kommen, man denke an das landwirtschaftliche Umfeld und zahlreiche Bausätze von MiniArt, die den Wochenmarkt zum Thema haben. Darstellbare Maschinen:
Stärken:
Schwächen:
Anwendung: Sollte dank weitgehend einteiliger Karosserie auch für Einsteiger gut möglich sein. Fazit:Für jeden Frankreichenthusiasten ein Muss. Man darf hoffen, dass weitere Fahrzeugvarianten folgen werden. An Spritzling G sind bereits drei (noch) überzählige Rundumleuchten. Genauso erscheint es wahrscheinlich, dass schon bald Zusatzteile von Kleinserienherstellern erscheinen, welche die Umrüstung des Fahrzeugs für verschiedene Einsatzzwecke (z.B. Polizei, Rettungsdienste, Verkaufsfahrzeuge) ermöglichen (Decals, 3D-Teile usf.). Und da von AK gleichzeitig mit dem HY ein „Trabbi“ in 1:35 aufgelegt wurde, keimt die Hoffnung auf eine „Ente“. Kultfahrzeuge Europas – das wär‘ doch ‘was! Topolino, Brezelkäfer, … Weitere Infos:Referenzen: Umfangreicher als die deutsche Ausgabe ist mal wieder Wikipedia auf Englisch: Wer Zeit und Muße hat, sollte sich von einem Tuner durch den „H“ führen lassen:
Diese Besprechung stammt von Thomas Ehrensperger - 22. November 2025 © 2001-2025 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |