CH-37C "Deuce USMC"(Special Hobby - Nr. SH72172)
Produktinfo:
Besprechung:Zum Vorbild"CH-37C Deuce“ war die standardisierte 1960er-Jahre-Bezeichnung für den US Marine Corps-Schwerlast-Hubschrauber HR2S-1, der ab 1956 in Dienst ging und damals zu den größten Hubschraubern der westlichen Welt zählte. Sein Konzept war für die Zeit sehr fortschrittlich: zwei große Pratt & Whitney R-2800-Kolbenmotoren saßen in seitlichen Gondeln, wodurch der Rumpf als geräumiger Frachtraum frei blieb und über große Bugklappen beladen werden konnte – ideal für Nachschub, sperrige Lasten und Truppen-/Materialtransport. Die Deuce konnte typischerweise bis zu 26 Marines (Sikorsky führt teils auch höhere Sitzplatz-Optionen in der Ausrüstung) oder entsprechend schwere Fracht aufnehmen; ihre Reisegeschwindigkeit lag grob um 170 km/h, die Reichweite etwa bei 400–450 km, und das maximale Startgewicht bei rund 14 Tonnen – starke Werte für einen Kolbenmotor-Schwerlasthubschrauber. Zur Einsatzgeschichte: Die CH-37C/HR2S-1 flog beim USMC vor allem Transport- und Schwerlastaufgaben und wurde später durch Turbinenmuster verdrängt (im USMC u.a. durch die CH-53-Familie). Besonders erwähnenswert ist der Einsatz in Vietnam: Eine kleine Anzahl CH-37C wurde ab September 1965 zur Bergung abgestürzter US-Flugzeuge und Ausrüstung eingesetzt (u.a. von Marble Mountain aus) und blieb bis Mai 1967 in dieser Rolle – mit beachtlichem Erfolg bei Recoveries auch unter schwierigen Bedingungen. Insgesamt blieb die Dienstzeit des Typs vergleichsweise kurz, weil Kolbenmotor-Schwerlasthelikopter schnell von leistungsfähigeren, wartungsärmeren Turboshaft-Hubschraubern ersetzt wurden.
Zum BausatzAls Special Hobby 2007 die Sikorsky CH-37 erstmals auflegte, handelte es sich um den ersten und bis heute einzigen Spritzgussbausatz dieses Transporthubschraubers. Dies geschah noch zu einer Zeit, in der der tschechische Hersteller überwiegend Multimediabausätze in Short Run-Qualität entwickelte. Zwei Jahre später folgte die Version CH-37C. Der wesentliche Unterschied zur CH-37A liegt bei den Stabilisierungsflossen: in der ersten Version war diese gegenüber dem Heckrotor angebracht, während sie bei der CH-37C beidseitig am Heckausleger zu finden sind. Beide Bausätze erfuhren 2023 bzw. 2024 eine Neuauflage unter derselben Artikelnummer. Das Coverdesign ist noch im alten Corporate Design gehalten und zeigt den grün-orangen Deuce im Flug über dem Meer. Beim Bausatz handelt es sich um einen typischen Vertreter der Multimedia-Short Run-Bausätze aus den 2000er Jahren. Unter dem Stülpkarton verbergen sich vier graue Gussrahmen, ein Klarteilrahmen, eine PE-Platine, ein Film für die Bordinstrumente, 30 Resinteile sowie ein Abziehbilderbogen. Die Resinteile sind sehr sauber gegossen, auch die Kunststoffteile machen insgesamt einen ordentlichen Eindruck. Auffällig ist jedoch, dass die Kleinteile fast ausschließlich aus Resin oder PE bestehen. Die Plastikteile selbst sind nicht mehr ganz auf der Höhe der Zeit. Positiv fällt auf, dass die Zusatztanks offenbar neu gefertigt wurden und eine andere, deutlich bessere Qualität aufweisen als die übrigen Gussrahmen. Die Resinteile entsprechen dem hohen Standard, den man von Special Hobby gewohnt ist und frei sind von Lufteinschlüssen oder Gussfehlern. Auch hier zeigt sich eine Veränderung gegenüber der Erstauflage: Während die Resinteile damals noch in einem gelblichen Ton gegossen waren, liegen sie heute im standardmäßigen Grau bei.
Grußrahmen mit den beiden Rumpfhälften Die ersten Bauschritte befassen sich mit dem Cockpit, in dem auch der größte Teil der Resinteile verbaut wird. Etwas anspruchsvoll ist dabei das Entfernen der Angussblöcke, insbesondere an Rückwand und Boden, da diese sehr dünn ausgeführt sind und man schnell in das eigentliche Bauteil sägen kann. Die Struktur des Cockpits ist insgesamt gut getroffen, zudem wurden einige Details berücksichtigt, etwa ein Feuerlöscher an der Rückseite. Im Cockpit werden Sitze, Steuerknüppel, die Instrumententafel sowie zwei Hebel zur Sitzverstellung aus Resin angebracht. Pedale und Gurte werden mit Ätzteilen dargestellt. Gerade bei den Steuerknüppeln ist besondere Vorsicht geboten, da diese sehr leicht brechen. Das Instrumentenbrett wird aus PE-Teilen in Kombination mit einem Klarsichtfilm aufgebaut, diesen hätte man sich aber auch sparen können, da die Instrumente darauf nur schwarze Punkte sind. Beim Arbeiten mit Resin ist das Tragen einer Maske und idealerweise auch von Handschuhen Pflicht; Schleifarbeiten sollten ausschließlich nass erfolgen, um das Einatmen des gesundheitsschädlichen Resinstaubs zu vermeiden. Der weitere Innenraum, also Fracht- und Laderaum, ist leider nicht dargestellt, und auch der Zubehörmarkt bietet hierfür bislang keine Alternativen. Man muss sich daher entweder damit arrangieren oder selbst im Scratchbau tätig werden. Ein entsprechendes Set von CMK wäre hier wünschenswert, um beispielsweise Türen oder Laderampen geöffnet darstellen zu können.
Überblick aller Resitneile Beide Rumpfhälften erfordern einiges an Nacharbeit. Die Angussstellen sind sehr prominent ausgefallen und müssen entsprechend versäubert werden. Die Oberflächenstrukturen wirken insgesamt stimmig, wobei einige Details, wie sie beim Original zu finden sind, nicht berücksichtigt wurden. Die dargestellten Gitterstrukturen können mit entsprechendem Weathering durchaus überzeugen; alternativ bietet sich der Einsatz eines passenden Aftermarket-Sets an. Der Übergang der Rumpfhälften muss zwingend versäubert und sauber verschliffen werden. Dabei ist darauf zu achten, dass die beiden erhabenen Linien nicht beschädigt werden, da deren Wiederherstellung recht aufwändig wäre. Um beide Rumpfhälften möglichst passgenau zusammenzufügen, ist der Einsatz von Klemmen empfehlenswert, da leider keine Passstifte vorhanden sind. Die Seitenscheiben sollten unbedingt vorab in die Rumpföffnungen trocken angepasst werden, die vermutlich noch etwas vergrößert werden müssen. Zudem ist vorgesehen, die hintere Frachtraumtür auszutrennen und durch ein separates Teil zu ersetzen. Am Rumpf werden verschiedene Griffe mithilfe von PE-Teilen ergänzt. Die Rotorwelle wird in einer kleinen Schale verklebt; hier musste ich die Öffnung in den Rumpfteilen mit dem Cutter erweitern, da der Guss an dieser Stelle unsauber ausgefallen war.
Die Motorgondeln bestehen aus vier Kunststoffteilen und jeweils einem Resinteil. Die Passgenauigkeit ist dabei eher mäßig. Ich habe mit mehreren Klemmen gearbeitet und zunächst die Oberseite fixiert, bevor nach dem Trocknen die Unterseite angepasst wurde. Ebenfalls aus Kunststoff bestehen jeweils drei Teile, die die Lüftungsgitter der beiden Motoren darstellen, was ich persönlich etwas schade finde. Hier hätte ich mir den Einsatz von PE-Teilen sowie die Darstellung eines passenden Motors gewünscht, doch der Aftermarket bietet hierfür Abhilfe. Das Resinteil dient als Fahrwerksschacht und wird in die Gondel eingeklebt; die Übergänge müssen dabei sorgfältig versäubert werden. Insgesamt sieht man den Kunststoffteilen ihr Alter und ihre Short Run-Herkunft deutlich an, weshalb sich der Bausatz eher an erfahrene Modellbauer richtet. Hat man die Außengondeln erfolgreich angepasst, kann das Fahrwerk montiert werden. Dabei besteht das Fahrwerksbein aus Kunststoff, während Räder und Stempel aus Resin sowie die Scharniere aus PE-Teilen dargestellt sind. Die Gondeln werden schließlich mithilfe kleiner Flügel am Rumpf befestigt.
Der Rotorkopf besteht aus Resin und zeigt fein ausgearbeitete Strukturen. An ihm werden die Rotorblätter sowie die Hydraulikbolzen angebracht. Gleiches gilt für den Heckrotor. Wie bereits erwähnt, sind die Zusatztanks neu ausgeformt; die alten, falsch dimensionierten Tanks wurden aus dem ursprünglichen Gussrahmen vollständig entfernt. Am Cockpithimmel werden noch einige Instrumente angebracht, an der Außenseite folgen Scheibenwischer sowie Schienen für die Seitenfenster, die leider nicht geöffnet dargestellt werden können. Insgesamt ist es beachtlich, wie viele Details am Hubschrauber zu finden sind. Dabei gilt, wie bei vielen älteren Special Hobby-Bausätzen: die Kunststoffteile stellen vor allem die größeren Baugruppen mit vergleichsweise wenigen Details dar, während Resinteile die fein ausgearbeiteten Komponenten mit detaillierten Oberflächenstrukturen liefern. PE-Teile übernehmen schließlich die Darstellung der Kleinteile wie Griffe und Hebel. Diese Materialkombination ermöglicht eine hohe Detailtiefe, erfordert jedoch auch einen entsprechend hohen Arbeitsaufwand und viel Geduld.
Bemalung und AbziehbilderWie nicht anders zu erwarten, sind die Abziehbilder wieder hervorragend gedruckt und bieten eine Vielzahl an Wartungshinweisen sowie die einheitsspezifischen Markierungen. Entworfen wurde der Bogen von Dead Design, mit denen der Hersteller bereits mehrfach zusammengearbeitet hat. Der Hersteller ermöglicht uns drei darstellbare Hubschrauber des US Marine Air Corps:
Die Anleitung......von Special Hobby hält keine großen Überraschungen bereit. Auf der ersten Seite findet sich ein kurzer historischer Abriss in englischer und tschechischer Sprache. Insgesamt ist die Anleitung übersichtlich gestaltet, allerdings werden stellenweise viele Kleinteile in einem Bauschritt verbaut, wobei die Verwendung der Abkürzungen „PUR“ für Resinteile und „PP“ für Ätzteile nicht immer sofort ersichtlich ist. Zudem geht die Anleitung nur unzureichend auf die Besonderheiten der CH-37C-Version ein. So soll beispielsweise eine Schiebetür verbaut werden, die diese Version gar nicht besaß, und auch das Bauteil am Heckausleger oberhalb der Gitter entspricht nicht der C-Version. Insgesamt sind 25 Bauschritte vorgesehen. Die Bemalungsanleitung ist diesmal horizontal gestaltet, was der Übersichtlichkeit jedoch keinen Abbruch tut. Die letzten beiden Seiten bestehen erneut aus Eigenwerbung, bieten aber zugleich die Möglichkeit, sich direkt nach dem nächsten Projekt umzusehen.
Darstellbare Maschinen:
Stärken:
Schwächen:
Anwendung: Nur für fortgeschrittene Modellbauer geeignet, die ein längeres Projekt suchen und eine Herausforderung nicht scheuen. Fazit:Kein Wochenendprojekt und erst recht kein Selbstläufer. Wer eine Herausforderung sucht, wird hier fündig und mit einem großen und seltenen Anblick belohnt. Der eine oder andere CH-37 findet sich bereits in unserer Galerie. Weitere Infos:Referenzen: Diese Besprechung stammt von Andy Hartung - 27. Dezember 2025 © 2001-2025 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |
Modellbauer-Profil Andy Hartung![]() Land: Beiträge: 54 Dabei seit: 2018 Neuste Artikel:![]() ![]() Alle 54 Beiträge von Andy Hartung anschauen. |