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Papier im Plastikmodellbau

Ergänzen, Verbessern und Ersetzen

von Thomas Ehrensperger

Warnung: Bei allen unseren Tipps & Tricks immer an die Sicherheit denken und wenn möglich erst an einem Probestück ausprobieren.


Am Anfang stand die Lektüre eines Beitrags auf Modellversium: wie man für seine Segelschiffe Flaggen aus Brillenputztüchern anfertigt (Link zum Beitrag)

Seither verwende ich nicht nur Papier für Flaggen, wovon in meiner Kleinstadt Ste.-Marie-sur-Mer am Nationalfeiertag und am Tag der Befreiung jede Menge im Maßstab 1:35 gebraucht werden. Auch für Planen, Decken und vieles mehr verwende ich das getrocknete Brillenputzpapier. Dabei ergibt sich in 1:35 eine schöne Struktur, die neben der Farbgebung für besondere Wirkung sorgt. Auch „feuchtes“ Toilettenpapier hat in trockenem Zustand durch seinen Stoffanteil eine interessante Textur und wäre einen Versuch wert. Übrigens sind ja Papiertaschentücher seit langem bewährte Modellbaupraxis, um Planen u.ä. darzustellen. Durchaus eine Alternative zu teuren Resinprodukten, wenn es z.B. um die Aufwertung einer leeren Ladefläche oder das Wegtarnen einer dicken Windschutzscheibe geht.

Papier im Plastikmodellbau

Papier im Plastikmodellbau

Jede Menge Papier …

Vielleicht denkt man beim Thema Papier zuerst an Origami, Papier- oder Kartonmodelle. Nein, hier soll es um den Einsatz des Werkstoffes Papier im Plastikmodellbau gehen. Dabei hat der Werkstoff den Vorteil, dass er nahezu überall verfügbar, billig, wenn nicht gar umsonst zu haben ist. Auch eine Bearbeitung ist mit einfachsten Mitteln und Methoden möglich. Jeder weiß aber auch, wie schnell Papier reißt, besonders in nassem Zustand. Papier verlangt ein sorgsames, vorsichtiges Arbeiten.

Überhaupt lässt sich mit Papier recht gut Stoff simulieren. Ein Beispiel ist der Schottenrock aus der Packung „Britische Offiziere“ (MiniArt #35165). Zum Glück war auf der Packung ein kleines Stück Tartan abgedruckt. Dieses habe ich in lauwarmem Wasser eingeweicht, bis sich der Druck von der Kartonschicht löste bzw. sich diese vorsichtig abrubbeln ließ. Der getrocknete Druck konnte mit Weißleim problemlos auf der Figur platziert werden. Den Glanz beseitigte etwas Mattlack. Allerdings: Faltenwurf ade!

Papier im Plastikmodellbau

Eine Methode, die auch bei anderen Aufdrucken bei Kartonverpackungen funktioniert, z.B. bei Landkarten (ich glaube mich an Schachteln von Tamiya oder Tristar zu erinnern …), denen man ebenfalls mit Mattlack den Glanz des Druckes nehmen kann.

Kopierpapier – Multifunktionspapier

Mit 80 g/m² eignet sich weißes Kopierpapier bestens zum Bedrucken. Auch gemalte Werbeschilder lassen sich auf diese Weise gut im Maßstab 1:35 erstellen. Das gedruckte Motiv wird auf die Maße eines hölzernen Untergrunds zugeschnitten, der aus einigen Holzleistchen besteht. Diese werden mit einer Messingbürste (Zündkerzenbürste) ordentlich aufgeraut. Dann wird der Papierstreifen von der Rückseite her, von innen nach außen mit einem feinen Schmirgelpapier vorsichtig bearbeitet. Das Papier wird quasi dünner geschliffen, bis es durchsichtig wird. Auch ein Loch, das zwangsläufig entsteht, ist nicht schlimm, sieht man doch später dadurch das Holz der Unterlage. Bitte beachten: das Schleifpapier immer nur in eine Richtung bewegen, beim „Geigen“ sind Knicke und Risse vorprogrammiert. Auch ein Glasradierer leistet gute Dienste. Wenn die Dicke des Papiers zufriedenstellend dünn ist (etwas durchscheinend ist), wird die Rückseite mit Holzleim eingestrichen und auf die hölzerne Unterlage aufgerieben, mit Finger und Zahnstocher andrücken. Der trocknende Weißleim zieht das Motiv straff auf die Holzstruktur auf. Nach entsprechender Trocknungszeit wird mit Mattlack fixiert. Auch bei Werbeaufschriften auf Mauern und Wänden müsste das gehen, was ich allerdings noch nicht ausprobiert habe. 

Papier im Plastikmodellbau

Problemlos bedrucken lässt sich bei meinem Drucker-Oldie noch Multifunktionspapier mit 120 g/m², das in verschiedenen Farben im Schreibwarenhandel erhältlich ist. Dabei dient es in grünen Farbtönen nicht nur für den Pflanzenbau (Link zum Beitrag), sondern auch in Orange oder Braun als Ausgangsmaterial für rostendes Blech. Dafür mag eine Bergbaulore als Beispiel dienen, die ich nach einer vor Jahren im Netz gefundenen Vorlage gedruckt habe (Link zur Vorlage). Das Ganze wurde ausgeschnitten, gefaltet und mit Weißleim verklebt. Der Wagenkasten wurde danach mit flüssigem Cyanacrylklebstoff satt beträufelt. Vorsicht, Dämpfe und extreme Klebewirkung. Ein Geschäft für die Terrasse. Nach dem Durchtrocknen wird in Braun- und Rosttönen bemalt. In der Folge kann man mit selbsthergestelltem Rostpuder die Oberfläche bestäuben und mit Haarspray fixieren. Das Rostpulver entsteht recht einfach aus Stahlwolle und Essigessenz. Danach sollte das Modell nicht mehr nach Papier aussehen. Der größere Maßstab (1:22,5) sollte kein Problem sein, um die etwa 7 cm lange Erzlore zusammen mit einem Goldsucher (Master Box #35233) auf einer Vignette darzustellen. Auf 1:35 zu skalieren, wäre auch eine Idee, wenn man im größeren Stil ein Minen-Diorama plant. 

Papier im Plastikmodellbau

Papier verwende ich auch häufiger, wenn ich an einem Modell ein Teil ersetzen muss, wie das bei nicht vollständigen Gebrauchtbausätzen oder bei Beschädigung des Originalteiles der Fall sein kann. Dieses lässt sich meist leicht auf Kartonpapier übertragen und mit flüssigem Cyanacrylkleber „härten“. Danach kann es bis auf den benötigten Sekundenkleber zum Anbringen des Teils wie ein Bauteil aus Polystyrol verwendet werden (bohren, schleifen).

Papier im Plastikmodellbau

Papier im Plastikmodellbau

Es würde mich freuen, wenn sich viele von den vorgestellten Beispielen anregen lassen und den Werkstoff Papier in ihre Modellbaupraxis integrieren, zumal dies nichts Neues ist und es ja auch von Herstellerseite immer wieder entsprechende Angebote gab und gibt. Papier gibt es jedenfalls noch genügend zum Ausprobieren: Papiertüten, Filterpapier, Pergamin, Backpapier, …

Thomas Ehrensperger

Publiziert am 13. August 2025

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