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Modellbau-Fachbegriffe

von Tobias Hennig

Warnung: Bei allen unseren Tipps & Tricks immer an die Sicherheit denken und wenn möglich erst an einem Probestück ausprobieren.


Decal (Nassschiebebild)

Ein Decal ist ein auf Trägerpapier gedrucktes Bild oder Motiv. Der Decalbogen, wie wir ihn aus dem Bausatz kennen, besteht aus dem Trägerpapier, der Kleberschicht und dem Druck. Gelöst wird der Druck vom Trägerpapier mittels Feuchtigkeit, welche die Kleberschicht aktiviert.

Zur Anwendung kommen Decals bei Miniaturbeschriftungen und aufwändigen Motiven, da es zu kompliziert wäre, sie zu lackieren.

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Stencil

Stencil kommt aus dem Englischen und bedeutet "Schablone". Im Modellbau sind damit die vielen kleinen Warn- und Wartungshinweise gemeint. Sie sind für den Gesamteindruck des fertigen Modells nicht unerheblich und liegen meist in Form von Nassschiebebildern (Decals) dem Bausatz bei. 

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Silbern bei Decals (Silvering)

Dieser Effekt tritt auf, wenn beim Anbringen des Decals auf der Modelloberfläche mikroskopisch kleine Luftbläschen zwischen dem Decal und der Modelloberfläche eingeschlossen werden und dort verbleiben (aufgrund der rauen Oberfläche des Lackes). Nach dem Klarlackauftrag erscheint dann der transparente Trägerfilm des Decals "silbrig". Das Silvering stellt einen Baufehler dar und lässt sich im Nachhinein nicht mehr beheben.

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Fotoätzteile (Photo-Etched Parts - PE)

Fotoätzteile sind dünne Metallbauteile, welche bei der Herstellung mittels Chemikalien aus einem dünnen Metallblech herausgeätzt werden. Hochwertige Fotoätzteile sind zusätzlich noch graviert und/oder farblich bedruckt. Zur Anwendung kommen sie an Bereichen, bei denen das Bauteil zu dünn oder zu aufwändig wäre, um es aus Kunststoff zu fertigen (Gurte, Leitbleche).   

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Kunstharz-Teile (Resin-Parts)

Resin kommt aus dem Englischen und bedeutet "Harz". Im Modellbau sind damit Zwei-Komponenten-Kunstharze gemeint, welche in Formen gegossen werden und nach wenigen Minuten aushärten. Sie werden oft zur Kleinserien-Herstellung und für komplizierte Formen aus einem Guss verwendet. Des Weiteren lassen sie mehr Details an den Bauteilen zu, aufgrund der niedrigeren Viskosität beim Gießen. Deshalb wird Resin gerne für hochdetaillierte Bauteile genutzt (Cockpit, Figuren, Fahrwerke, Schubdüsen), welche aus Polystyrol-Kunststoff so nicht möglich sind. Nachteilig ist, dass Resin-Teile oft aufwändig versäubert werden müssen.

Nun zum Thema Gesundheit. Es gibt ein schönes Sprichwort das besagt: "Alles ist Gift, es kommt nur auf die Dosis an!". Dieses trifft sehr gut auf Resin zu. Grundsätzlich kann Resin fast alles sein, da es nur einen Oberbegriff darstellt. Wir wissen also nie genau, welchen Stoff wir eigentlich vor uns haben. Normalerweise ist Resin im festen Zustand ungefährlich (es sei denn, man kaut darauf rum). Bei der Bearbeitung mit Werkzeugen sieht der Sachverhalt schon anders aus.

Beim Schleifen muss unbedingt eine Staubmaske getragen werden, da Resin-Staub besonders lungengängig sein soll (Nassschleifen ist daher zu bevorzugen). Wichtig ist auch die gründliche Reinigung des Arbeitsplatzes nach dem Schleifen (am besten gar nicht erst in der Wohnung Resin-Bauteile schleifen). Genaue Informationen darüber, warum besonders Resin-Staub so gefährlich sein soll für die Lungen, konnte ich trotz langer Recherche nicht finden. Ich habe aber schon Warnhinweise darüber von Herstellern und in Fachzeitschriften gelesen, deshalb wird was dran sein. Wer Resin unbedingt selber gießen möchte, sollte dies grundsätzlich nur an sehr gut belüfteten Orten (am besten im Freien) und mit richtigem Atemschutz (Filter, welche auch Aerosole herausfiltern, z.B. Lackiermaske) durchführen, da die Dämpfe wirklich sehr schädlich sind (diese Information habe ich von einem Chemiker).

Ich möchte Resin auf keinen Fall "verteufeln" und ich glaube, jeder Modellbauer ist froh darüber, dass wir so viel Auswahl an tollen Bauteilen auf dem Zubehör-Markt haben, welches mit der herkömmlichen Spritzgusstechnik in diesem Umfang und zu diesem Preis nicht möglich wäre. Trotzdem sollte ein gewisser Grundschutz eingehalten werden, da kein Hobby auf der Welt wichtiger sein kann als die eigene Gesundheit!

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Slide-Mold-Parts

Slide-Mold-Parts sind im Modellbau aufwändig gespritzte Polystyrol-Kunststoff-Teile hoher Qualitätsstufe. Oft werden mit dieser Spritzguss-Technik vollständig fertige Teile aus einem Guss hergestellt (Raketen, Räder, ganze Rümpfe). Diese Methode ist mit höheren Produktionskosten verbunden und daher oft nur bei höherwertigeren Bausätzen zu finden.

Ein großer Vorteil für den Modellbauer ist dabei, dass aufwändige Schleif- und Spachtelarbeiten entfallen und somit auch keine Details am Bauteil verloren gehen können. Auch kann sich die Anzahl der Teile im Bausatz durch diese Technik erheblich reduzieren und einen schnelleren Baufortschritt gewährleisten.

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Out of Box: (Kurzbezeichnung: OOB)

Dies bezeichnet lediglich, dass ein Modell komplett ohne Zurüstteile erstellt wurde (Decals, Fotoätzteile, Resinteile etc., welche separat gekauft wurden). Alle verbauten Teile sind also in dem Bausatz enthalten (das Modell wurde "aus der Schachtel" gebaut).

Multimedia-Kit

Multimedia-Kit bedeutet, dass nicht alle Bauteile in einem Bausatz aus dem selben Material bestehen. Er enthält neben den üblichen Polystyrol-Kunststoff-Teilen auch welche aus Kunstharz (Resin) und/oder Metall. In diesem Zusammenhang wird bei diesen Teilen auch gerne von Multimedia-Elementen gesprochen. Meistens sind diese Bausätze eher an erfahrenere Modellbauer gerichtet, aufgrund der erforderlichen Kenntnisse und der umfangreicheren Werkzeuge, die für den Zusammenbau benötigt werden.  

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Short-Run-Kit

Grundsätzlich bedeutet das erst einmal, dass der Bausatz in geringerer Stückzahl gefertigt wurde, da meistens der ausgewählte Typ auf dem Modellbau-Markt nicht so gefragt ist (den Tiger-Panzer oder die F-16 wird es wohl eher nicht als Short-Run-Kit geben). Dieser Umstand resultiert oft in einem weniger detaillierten und/oder qualitativ schlechteren Bausatz (viel "Fischhaut", keine Pass-Stifte, schlechtere Passung der Bauteile). Hier werden oft Spritzguss-Werkzeugformen minderer Qualität eingesetzt, um die Kosten im Rahmen zu halten (die Herstellung der Bausatzformen verschlingt mit Abstand die meisten Produktionskosten am gesamten Bausatz). Auch werden häufiger Teile aus Kunstharz (Resin) gefertigt, da dort die Herstellungs-Werkzeuge weniger aufwändig sind. Short-Run-Kits sind trotz allem eine große Bereicherung für die Modellbauwelt, da Bausätze angeboten werden, die nur bei Massenfertigung so nicht existieren würden (Experimental-Flugzeuge, seltene Varianten). Sie benötigen aber auch einige Vorkenntnisse beim Bauen und sind eher etwas für erfahrene Modellbauer.

Kitbashing

Kitbashing bezeichnet man das Bauen von Modellen aus Teilen mehrerer Bausätze. Grund dafür ist häufig, dass der Bausatz in der gewünschten Form nicht existiert oder schwere Fehler aufweist, welche mit den Teilen anderer Bausätze korrigiert werden sollen.

Scratchbau

Beim Scratchbau werden einzelne Bauteile/Module oder gesamte Modelle aus Rohmaterial hergestellt (Plastiksheet, gezogener Gussast, Draht etc.). Meist geschieht dies zur weiteren Detaillierung bestimmter Bereiche am Modell (Fahrwerke, Wartungsöffnungen, Bewaffnungen, Antennen, Positionslichter, Triebwerke und Motoren etc.). Eher selten werden ganze Modelle scratch hergestellt, da der Arbeitsaufwand hier enorm ist und es viel Erfahrung voraussetzt.

Auswerfermarkierungen

Auswerfermarkierungen entstehen bei Kunstoff-Spritzgussteilen, wenn das Bauteil oder der Gussast aus der Spritzgussform entfernt werden. Im günstigsten Falle liegen diese Punkte an später nicht mehr sichtbaren Bereichen am fertigen Modell. Bei komplexeren Bauteilen müssen aber oft Kompromisse eingegangen werden, zwischen dem technisch Machbaren und den Wünschen der Modellbauer. Auswerfermarkierungen in sichtbaren Bereichen sollten nach Möglichkeit verspachtelt werden, da sie das Gesamtbild des fertigen Modells erheblich stören können. 

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Sinkstellen

Sinkstellen sind Oberflächenfehler, welche beim Spritzgießen entstehen können. Wenn sich der Kern eines Bauteils vor seiner Oberfläche verfestigt, kann sich eine kleine Vertiefung bilden. Bauteile großer Wanddicke oder mit angegossenen Rippen neigen am ehesten zur Bildung von Sinkstellen.

Normalerweise lassen sie sich relativ einfach verspachteln und sollten daher weniger ein Problem darstellen, auch aufgrund ihrer Seltenheit.

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Fischhaut

Die sogenannte "Fischhaut" entsteht bei Fehlern der Spritzgussform (meistens durch Verschleiß) und bildet sich mehr oder weniger ausgeprägt an der Formtrennnaht des Bauteils oder Gussastes. Anzutreffen ist sie eher bei älteren Bausätzen, kommt aber auch teils bei neueren Spritzgussformen vor (im Bild unten ist die Bausatzform nur sechs Jahre alt - Revell Tornado 1:48).

Die Folge für den Modellbauer ist oft ein aufwändiges und zeitraubendes Versäubern der betroffenen Bauteile.

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Tailsitter

Als "Tailsitter" bezeichnet man ein Modell, welches aufgrund verkehrter Schwerpunktlage mit dem Heck aufliegt (zu wenig Gewicht in der Nase, Schwerpunkt hinter den Hauptfahrwerks-Rädern). Dies ist ein schwerer Baufehler und lässt sich im Nachhinein sehr schwer korrigieren (evtl. Magnete in das Bugfahrwerksrad installieren, wenn Grundplatte vorhanden).

Trockenpassung

Bei jedem Bauteil sollte man vor dem Bemalen und/oder Verkleben eine Trockenpassung durchführen. Hierbei werden die Teile ohne Klebstoff zusammengehalten und überprüft, ob sie sauber passen. Dies soll schon frühzeitig Probleme aufdecken und rechtzeitige Gegenmaßnahmen ermöglichen.

Weathering (Verwitterung)

Vom Weathering spricht man im Modellbau, wenn ein Modell verschmutzt und/oder gealtert wird (mit Farben, Pigmenten etc.). Das Ziel dabei ist es, das Modell gebraucht aussehen zu lassen (als wäre es schon mehrere Jahre im Dienst). Dies kann in Form von Schmutzablagerungen und abgeplatztem oder ausgeblichenem Lack geschehen (Rost bei Panzern und Schiffen). Das Weathering sollte grundsätzlich nach dem Aufbringen der Decals erfolgen, um ein homogenes Gesamtbild der Lackierung zu erhalten. Des Weiteren empfiehlt es sich dringend, die bisher erfolgte Lackierung durch eine Schicht Klarlack zu schützen. Dies ermöglicht eventuell, Fehler beim Verwittern rückgängig zu machen (unter Einsatz von purem Verdünner). 

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Scale-Effect

Beim "Scale-Effect" kann ein und dieselbe Farbe auf dem Modell völlig anders wirken, als auf dem 1:1 Original. Gründe hierfür sind die ganz anderen Größenverhältnisse, veränderter Lichteinfall, Beleuchtungsstärke und Lichtspektrum (Sonnenlicht oder LED = höherer Blauanteil, veränderter Einstrahlwinkel = bei tiefstehender Sonne auch höherer Rotanteil, Bewölkung oder Nässe) und optische Entfernungen zum Objekt (bei größerer Distanz evtl. visuelle atmosphärische Störungen wie Dunst, Smog oder Hitzeflimmern / Thermik). Als grobe Faustregel kann man sagen, dass auf dem Modell dunklere Farben zu dunkel und sehr helle Farben zu hell wirken. Um dem entgegenzuwirken, kann die Farbe für das Modell gezielt aufgehellt bzw. abgedunkelt oder im Nachhinein durch einen leichten "Grauschleier" gebrochen / verblasst werden. Des Weiteren bietet sich das Aufbringen von Lichtern / Schatten (Highlights / Shadows) auf der Lackierung an, um stärkere Kontraste und generell ein helleres Erscheinungsbild zu erhalten. Einige Farbenhersteller bieten Farbtöne mit der Zusatzbezeichnung "faded" (dt. verblichen) an, welche diesen "Scale-Effect" schon etwas mildern bzw. ganz verhindern.

Drybrushing (Trockenmalen)

Das Drybrushing findet Anwendung an erhabenen Details und Strukturen (erhabene Nieten, Falten an Uniformen von Figuren, Gitterstrukturen etc.). Dabei wird der Pinsel nach der Farbaufnahme auf einem Papierblatt (Tuch, Küchenrolle etc.) fast komplett trocken gewischt und anschließend über die zu bearbeitende Fläche geführt (nur darüber gleiten lassen). Der Sinn besteht darin, dass jetzt die Farbe nur noch an den erhabenen Strukturen und Details haften bleibt (sie werden dadurch betont). 

Pre-Shading (Vorschattieren)

Pre-Shading stellt eine spezielle Schattierungsmethode dar. Dabei werden schon vor der eigentlichen Lackierung die Blechstöße und Strukturen stark mit Farbe betont. Anschließend wird die eigentliche Lackierung nicht deckend aufgetragen, so dass die Schattierung noch leicht durchschimmert. 

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Washing

Das Washing ist eine sehr effektive Methode im Modellbau, um versenkte Strukturen/Details/Gravuren hervorzuheben oder Verschmutzungen darzustellen. Im Grunde genommen ist eine Washing-Lösung nichts anderes als sehr stark verdünnte Farbe. Diese Lösung wird einfach in Gravuren oder versenkte Strukturen/Details laufen gelassen, um diese zu betonen. Des Weiteren kann man sie auch großflächig auftragen und nach einer kurzen Einwirkzeit die überschüssige Farbe mit einem Wattestäbchen und etwas Verdünner wieder entfernen. Dies erzeugt realistische Verschmutzungs- und Alterungs-Spuren. Grundsätzlich sollte ein Washing immer auf halbmattem oder glänzendem Untergrund aufgetragen werden (evtl. Klarlackauftrag).

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Panel Line Wash

Die meisten neueren Bausätze besitzen sehr feine Darstellungen von Blechstößen und Nietenreihen. Diese gilt es am fertigen Modell optisch hervorzuheben. Hierzu kann man Washing-Lösungen benutzen (selbst hergestellt oder fertig gekauft). Dabei wird das Washing in die Gravuren laufen gelassen und die überschüssige Farbe mit purem Verdünner nach kurzer Trocknungszeit wieder entfernt. Bei dieser Bemalungstechnik spricht man dann von einem "Panel Line Wash".

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Tobias Hennig

Publiziert am 11. März 2022

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