Plastikmodellbau Online-Kurs für Anfänger LII

Glue or Snap

von Thomas Lutz

Eine Vorstellung der unterschiedlichen Bausatztypen: Im Online-Kurs für Anfänger kamen immer wieder Bezeichnungen wie Glue Kits, Snap-Tite oder ProFinish vor. Mit diesem Teil des Online-Kurses wollen wir einmal genau darauf eingehen, was unter diesen Begriffen eigentlich zu verstehen ist. Glue (engl. = Kleben) und Snap (engl. = Stecken) sind nur zwei Begriffe davon und für Anfänger wollen wir erklären, was das alles im Detail auf sich hat.

Glue-Kits sind die ganz normalen Plastikmodellbausätze im klassischen Sinn, das heißt, die einzelnen Bauteile werden von den Gießästen getrennt, bemalt oder lackiert und danach mit speziellen Klebern verklebt und montiert. 

Snap-Tite-Kits sind Bausätze, die ohne Kleber auskommen. Für die Montage verfügen die Bauteile über einfache Steckverbindungen. Diese Bezeichnung wird von vielen Bausatzherstellern verwendet (Abb.1).

Snap-Together von Revell ist der gleiche Begriff wie Snap-Tite (Abb. 2). 

Snap Fit wiederum nannte Lindberg seine Steckbausätze(Abb. 3). 

Quick Build ist die Bezeichnung für Snap Tite-Kits von den Marken Heller, Airfix und Testors (Abb. 4). 

Weekend Edition-Kits ist eine Serie von Eduard (Abb.5) mit detaillierten Klebe-Bausätzen, die man an wenigen Tagen bauen kann. Die Idee war nicht neu – von Bandai und Entex gab es die Weekend Wings-Serie bereits ab 1973 (Abb. 6).   

Generic Kits sind Bausätze, die ohne Originalkarton und zum Teile auch ohne Bauanleitung und Decals von Händlern und Sammlern zu günstigeren Preisen angeboten werden (Abb. 7).

Vacu Form-Kits enthalten Bauteile, die im Vakuumformverfahren hergestellt sind. Dabei werden Platten aus Polystyrol erwärmt und über Urformen „tiefgezogen“ (Abb. 8). Details siehe Online-Kurs 29 „Vacu-Modelle“  

Resin-Kits enthalten Bauteile, die mit Resinharz (bisher) im Gießverfahren hergestellt wurden. In 1:25 sind das meistens nur Karosserien und Anbauteile von Autos und Trucks, in 1:35 gibt es ein riesiges Angebot an Zubehör aus Resin und in kleineren Maßstäben gibt es auch komplette Fahrzeuge, Flugzeuge und Schiffe (Abb. 9). Details siehe Online-Kurs 31 „Resin“.

Limited Editions sind Sonderserien, die in einer festgelegten Menge produziert werden. Auf dem Karton ist das meistens angedruckt, z.B. 1 of 10.000 pieces (Abb. 10).  

Bezeichnug „Revell Collection” ist eine andere Sonderserie ähnlich der Limited Edition Serie (Abb. 11).

Precision Replica-Series war eine kleine Serie von Ertl Toys mit drei US-Trucks, die ein Fahrgestell aus Metall hatten (Abb. 12).

Cliclac und Kit Clac-Kits von Heller Humbrol sind sehr einfache Modelle mit nur wenigen Teilen in Snap-Tite Bauweise im Skill Level 1 für Kinder ab 6 Jahren (Abb. 13). 

Junior Kit oder Easy Click nennen sich die entsprechenden Serien von Revell (Abb. 14). Easy Kits von Revell sind eine weitere Variante solcher einfachen Modelle mit wenigen Bauteilen in Steckbauweise und ohne Kleber und Farbe zu montieren (Abb. 15).  

Bobkits von Heller Humbrol sind Sets, die ein oder mehrere Modelle und kleine passende Farbdosen von Humbrol enthalten (Abb.16). Model Sets sind das Pendant von Revell zu den Heller Bobkits, zusätzlich mit einem Pinsel und Kleber (Abb. 17).

Electronic Kits war eine Serie von Revell mit Modellen in unterschiedlichen Maßstäben, die mit elektrischen Funktionen  (z.B. Blaulicht und Scheinwerfern) ausgerüstet werden konnten (Abb.18).   

Combo Kits waren eine Serie von Monogram bei denen jeweils zwei Glue-Kit Modelle (zumeist NASCAR Stock Cars) zusammen in einer Box enthalten waren (Abb.19).  

Motorized Kits sind meist stark vereinfachte Modelle mit wenigen Details, Bauteilen ohne Motor und spärlichem Innenleben, haben dafür aber einen kleinen batteriebetriebenen Elektromotor (Abb. 20).

Waterline Kits sind Schiffsmodelle, bei denen der Rumpf unten bereits abgeflacht ist zur Darstellung „schwimmender“ Schiffe. Die ersten Modelle von Wasserlinien-Modellen produzierte Wiking bereits im jahr 1936 (Abb. 21).

Blueprinter Kits waren exklusiv nur erhältlich als Mitglied im Ertl Blueprinter Club. Für einen jährlichen Mitgliedsbeitrag gab es exklusiv Modelle im weißen Karton ohne Decals und vergünstigten Zugang zu den normalen Produkten (Abb. 22). 

ProShop ist die Bezeichnung von AMT/ Ertl-Modellen, bei denen die Karosserie fertig vorlackiert (predecorated) ist. Die restlichen Bauteile sind wie bei einem Glue-Kit zu bemalen, lackieren und zusammen zu bauen. Der Hersteller Bandai benutzt diesen Begriff ebenfalls (Abb. 23).

ProFinish ist das Pendant von Revell für die ProShop-Serie. Bei Stock Car-Modellen sind zusätzlich noch ein Teil der Decals im Siebdruckverfahren aufgedruckt (Abb. 24). ProFinish Snap-Tite Kits sind die Kombination aus beiden Bausatztypen (Abb. 25).  

Masterpiece-Modelle von AMT/Ertl sind im Grunde genommen das Pendant aus Plastik für DieCast-Modelle. Die Modelle aus Polystyrol sind komplett gebaut und lackiert (Abb. 26). 

Mini Masterpieces war eine Serie von Monogram für Flugzeuge im Maßstab 1:72 in der Ausführung als normale Glue-Kits, aber mit nur sehr wenigen Bauteilen (Abb. 27).  

Promo Models ist die Abkürzung von Dealer Promotional Models. Diese 1:25 Werbemodelle erhielten die Käufer von neuen Autos direkt in den Autohäusern. Der erste Hersteller solcher vereinfachten Modelle war Jo-Han bereits ab 1956. Als besonders Highlight waren die Jo-Han (X-EL Products) Modelle in den Orignalfarben der echten Autos gefertigt. AMT folgte einige Jahre danach und produziert bis heute die sogenannte Dealer Promo Series. 

Zum Schluß noch...

Schüttelbausatz ist ein humorvoller Begriff vom Modellbaustammtisch. Ähnlich wie beim Anrührteig, bei dem Teig, Mehl und Milch in eine Flasche gefüllt werden, gerührt und geschüttelt werden und ein fertiger Pfannkuchenteig herauskommt, soll nach dem Schütteln der Box ein fertiges Modell rauskommen – aber das ist natürlich nur eine Legende...

Thomas Lutz

Publiziert am 07. Dezember 2025

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