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Martin RB-57E Canberra

von Roland Sachsenhofer (1:48 Airfix)

Martin RB-57E Canberra

Auf der Suche nach einem rasch verfügbaren Ersatz für die veraltenden A-26 Invader begann sich die US Air Force Anfang der 50er Jahre für die britische English Electric Canberra zu interessieren. Im Vergleichsfliegen gegen Konkurrenten wie die XB-51, B-45 oder die NA Savage konnte sich der britische Entwurf als Sieger positionieren.

Infolge wurde ab dem Frühjahr 1951 die Glenn Martin Company mit der Produktion der nun als B-57 bezeichneten Canberra beauftragt. Für den Koreakrieg kam die „amerikanisierte“ Canberra zu spät, im Vietnam-Konflikt sollte das Muster jedoch exzessiv, mit Erfolg und in wechselnden Rollen geflogen werden.

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Buchstäblich vom ersten bis zum letzten Tag des Konflikts standen die B-57 im durchaus verlustreichen Einsatz, wobei sie in erster Linie als taktischer Bomber sowie, bewaffnet mit vier 20mm M39 Maschinenkanonen, als Tiefangriffsflugzeug verwendet wurden. Neben ihrer Verwendung als Kampflugzeug wurde das Potential der B-57 Canberra auch mit einer Reihe von spezialisierten Aufklärer-Versionen ausgelotet.

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Eine der spektakuläreren Sonderentwicklungen stellte die Höhenaufklärungsvariante RB-57D/F mit extrem vergrößerten Tragflächen dar. Mein Modell zeigt mit der RB-57E eine weitere Adaption des Ausgangsmusters. Diese entstand Mitte der 60er als direkte Reaktion auf den eklatanten Mangel an zeitgemäßen Aufklärern, der sich über den Kampfgebieten des sich ausweitenden Vietnam-Konflikts schmerzhaft bemerkbar machte. Zur Abhilfe wurden mit Doppelsteuerung ausgestattete und als Trainings- und Zielschleppflugzeuge eingesetzte B-57E mit modernster Aufklärungselektronik und entsprechender Kameraausrüstung, die zum Teil in einem neu geformten Bug Platz fand, ausgerüstet.

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Das Projekt lief unter der Bezeichnung „Patricia Lynn“, womit auch die umgerüsteten Maschinen der E-Serie bezeichnet wurden. Die eingebaute Aufklärungstechnik galt als so sensibel, dass die RB-57E in Fernostasien in blickgeschützten Bereichen des Flugfelds und unter besonderer Bewachung abgestellt werden mussten.

Ab 1964 standen diese Maschinen der US Air Force zur Verfügung. Wie groß der Bedarf an effektiver Aufklärung war, illustriert der Umstand, dass die ersten eintreffenden Maschinen sofort nach Ankunft und noch mit ihren Überführungsbesatzungen zu Aufklärungsmissionen befohlen wurden. Die „Patricia Lynn“ RB-57E wurden bis zum Ende des Konflikts eingesetzt. Mein Modell zeigt eine 1964 in Tan Son Nhut stationierte RB-57E der 6250th Combat Support Group, 2nd Air Division.

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Der Airfix Bausatz aus dem Jahr 2009 gestattet den Bau einer reinen Bombervariante in der B-Version, einer recht spektakulären B-57 G und, als dritte Möglichkeit, die hier verwirklichte elektronische Aufklärer-Version.

Der guten Passgenauigkeit steht leider eine sich durch alle Baugruppen ziehende Plumpheit der Detailformen entgegen. Die Panellinien erweisen sich als sehr, ja, unangemessen tief oder als reine Fiktion - wie etwa am Seitenruder. Dafür fehlt eine entsprechende Detaillierung am Höhenleitwerk oder am Bug-Konus. Das Cockpit ist sehr schlicht detailliert, auch die in der Realität recht komplexe Cockpithaube wurde meines Erachtens für den Maßstab zu sehr vereinfacht. Die Bausatzdesigner haben sich leider auch bei der Darstellung des Kabinenhauben-Öffnungsmechanismus geirrt: statt an der linken Seite müsste der Kolben in der Cockpitmitte ansetzen.

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Für manche dieser Minuspunkte kann man aber mit relativ wenig Eigeninitiative Abhilfe schaffen. Je nach Engagement wird ein wenig nachgraviert oder gespachtelt, das Cockpit und die Radschächte nachdetailliert oder, wie hier, gleich passende Eduard Nachrüstsätze erworben.

Davon profitieren natürlich zuallererst das gut einsehbare Cockpit und die Fahrwerksanlagen, außerdem kann mit zwei aus Ätzteilen fein nachgebildeten Triebwerksabdeckungen die schwache Darstellung der Verdichterschaufeln bei den Triebwerkseinlässen kaschiert werden.

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Von der Bauanleitung darf man sich nicht zu sehr ärgern lassen: manches bleibt unklar oder wird gar nicht erklärt. So habe ich zum Beispiel bis jetzt nicht verstanden, wie der Bombenschacht nach den Vorstellungen von Airfix geschlossen dargestellt hätte werden können. Ich habe nachträglich mit passenden Resteteilen die Schachtabdeckung nachgebildet. Das war aber durchaus Mehrarbeit - und wäre eigentlich nicht notwendig.

Der Hubstange für das Cockpitdach wurde aus zwei ineinander gleitenden Hohlnadeln improvisiert - und in die Mitte des Cockpits gerückt.

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Ein abschließendes Wort zu den Decals: diese lassen sich gut verarbeiten und sind auch auf einen nicht allzu dicken Trägerfilm gedruckt, zeigen an manchen Stellen allerdings einen recht unangenehmen Versatz. Diesen habe ich mit möglichst ruhiger Hand und Pinsel soweit wie möglich korrigiert.

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Alles in allem fällt mein Fazit für diesen Bausatz durchwachsen aus: die gute Passgenauigkeit und die interessanten Vorbilder können nur zum Teil die etwas schlampige oder allzu lässige Machweise des Bausatzes aufwiegen. In den jüngeren Bausätzen macht Airfix das ja schon konsequent und entschieden besser! Man ist also auf dem richtigen Weg.

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Wenn ihr euch selbst ein Bild vom Bausatz und dem Bauprozess machen möchtet, kommt ihr hier zu einem ausführlichen Baubericht.

Wie immer stehe ich für Anregungen und Fragen offen: ro.sachsenhofer@gmx.at

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Roland Sachsenhofer

Publiziert am 19. Februar 2018

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