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Saab SK 60B

Teil 3: der Bausatz

von Roland Sachsenhofer (1:48 Pilot Replicas)

Saab SK 60B

Die Saab SK 60/ Saab 105 belegt in der Geschichte der Fliegerei eine markante Position. Schon ihre Entstehung aus dem Projekt eines zivilen viersitzigen Geschäftsreisejets verschafft ihr eine Sonderstellung. Interessant ist vor allem aber, dass sie von einem Land produziert worden ist, das mitten im kalten Krieg in Fragen der Rüstungsbeschaffungen großen Wert auf eine neutrale Haltung legte. Die agile Jet sollte allerdings nicht nur die eigene „Flygvapnet“ mit einem leichten Personentransport- und Trainingsflugzeug versorgen, sondern war auch für den Export vorgesehen. Schlussendlich blieb es bei einem einzigen Kunden: das ebenfalls neutrale Österreich nutzte den vielseitigen Zweisitzer - hier als Saab 105OE benannt - über 50 Jahre lang in seinen angestammten Rollen als Trainer und leichten Erdkämpfer sowie zur Luftraumüberwachung. In Schweden selbst stehen die verbliebenen Exemplare dieses bemerkenswerten Jets nach einer letzten Modernisierung 2020 noch immer im Dienst der Flygvapnet. Zwar steht die Ausmusterung für das Jahr 2025 schon fest, die SK 60 muss sich aber zweifellos keine Sorgen um ihren Rang als eine der Ikonen der schwedischen Flugzeugindustrie machen!

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Vor diesem Hintergrund erscheint es passend, dass es ein Hersteller aus Schweden war, der 2022 den lange erwarteten ersten Bausatz dieser Maschine im beliebten 48er Maßstab auf dem Markt gebracht hat. Pilot Replicas hat sich inzwischen mit einer übersichtlichen Anzahl von Modellen einen gediegenen Ruf als Hersteller hochwertiger – und, das muss man sagen, auch durchaus hochpreisiger - Bausätze erarbeitet. Der gehobene Preis erklärt sich jedoch damit, dass PR die Bausätze in einem „Garagenbetrieb“ entwickelt und herstellt. Die Vorbildauswahl konzentriert sich naturgemäß auf das spannende Thema schwedischer Eigenkonstruktionen. Der hier vorgestellte Bausatz der Saab SK 60 wird den guten Ruf, den sich Pilot Replicas mit den Bausätzen zur Saab J 21 oder der J 29 Tunnan bereitet hat, zweifellos weiter kräftigen, wenn auch die eine oder andere Hürde, die dieses Produkt dem Modellbauer in den ansonsten schön geebneten Weg für ein erfreuliches Bauvergnügen stellt, erwähnt sein will!

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Die Ausstattung

Doch damit will ich nicht den Anfang machen - vor allem, weil der Bausatz viel Erfreuliches zu bieten hat! Als erstes fällt dazu die gediegene Ausstattung des in einer angenehm stabilen Klappbox gelieferten Bausatzes ein. Hier findet man neben den detailliert gearbeiteten Kunststoffteilen eine große Ätzteilplatine, deren Massivität sie allerdings an der Oberkante des Wünschenswerten schrammen lässt. Die große Anzahl der darauf zu findenden Antennen sollte niemanden verschrecken, denn offensichtlich wurde hier schon die Ausstattung aller SK 60/ Saab 105 Versionen berücksichtigt. Für die hier dargestellten SK 60A und B werden nur einige wenige Teile verwendet. Was sowohl Ätzteilbogen wie auch der Decalbogen vermissen lassen, ist eine Darstellung der Gurte der beiden Schleudersitze.

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Die Decals für die vier angebotenen Markierungsvarianten sind von erstklassiger Qualität. Entworfen wurde der umfangreiche und sorgfältig gearbeitete Bogen bei Moose Republic Decals, Cartograph hat den Druck übernommen. Beide Namen versprechen hohe Qualität in allen relevanten Kategorien, was, so kann ich  nach meinen Erfahrungen mit den drei Bausätzen sagen, auch eingelöst wird.

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Die Kunststoffteile

Die Ausformung der Kunststoffteile hat mir recht gut gefallen. So erscheinen mir die bei diesem Vorbild wichtige Darstellung versenkter und erhabener Nieten oder Tiefe und Präzision der Panellinien als stimmig. Die Detaillierung des gut einsehbaren Cockpits entspricht wohl den gängigen Erwartungen für diesen Maßstab, bietet für den ambitionierten Freund des Nachbesserns aber noch reichlich Raum zur Eigeninitiative. Vor allem betrifft dies die Darstellung der beiden Schleudersitze: ob hier die angegossenen Gurt-Reliefs ausreichend sind, oder doch zum Eigenbau gegriffen werden soll, muss dann jeder selbst entscheiden.

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Die Passgenauigkeit ist generell als sehr gut zu bezeichnen. Ausnahmen bestätigen ja bekanntlich die die Regel: der Sitz des vorderen Kabinen-Klarteils am Rumpf ist zwar gegeben, muss aber trotzdem nachgearbeitet werden; das Original zeigt einen bündigen und glatten Übergang von Rumpfkontur zum Kabinenrahmen. Am Modell bekommt man ohne Modifikation eine zwar gut sitzende Frontscheibe, diese ist allerdings durch einen Spalt vom Rumpf getrennt. Hier muss mit Spachtelmasse nachgebessert werden.

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Bauteil-Layout und Bauanleitung

Inzwischen weiß ich, dass man beim Bau eines Pilot Replica-Modells mit Abwechslung vom Üblichen rechnen kann. Das trifft auch hier zu: so sucht man die zwei Rumpf-Halbschalen, die, zusammengefügt, im Wesentlichen den Flugzeugrumpf ergeben, vergeblich. Dagegen muss man hier sechs Bauteile zueinander fügen, um zu einer ersten ungefähren Rumpfform zu kommen. Richtig verspielt wird es dann im folgenden Bauabschnitt im mittleren Rumpfbereich. Hier findet man 24 Teile, die notwendig sind, um allein die Triebwerksverkleidung und die sichtbaren Teile der Turbinen entstehen zu lassen. Hat man das dahinterstehende Layout aber einmal verstanden, kann man das komplex konzipierte Gefüge zügig aufbauen. Allerdings gilt: die Bauanleitung macht einem dies nicht wirklich leicht!

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Persönlich finde ich schon die grafische Form der Anleitung nicht immer hilfreich. Die Abbildungen der Teile scheinen aus dem 3D Entwurfs-Programm zu stammen, dies resultiert in zwar schön gerenderten, aber manchmal nicht klar zuordenbaren Grafiken. Verschärft wird dies durch die Ähnlichkeit von Farbcode und Bauteilnummer: die Verwechslungsgefahr ist hier groß, worunter die Klarheit der Anleitung leidet.

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Ab und an blieb ich so ratlos, was hier wie zusammengefügt werden sollte, einmal musste ich gar falsch verklebte Teile wieder lösen. Eine Lösung fand sich dann zwar durch das praktische Ausprobieren, wie was zusammen passen könnte - ein gutes Zeugnis wird der Bauanleitung damit aber nicht ausgestellt. Bei den Bauschritten 11 und 12 empfiehlt es sich, die Nummerierung der verwendeten Teile genau zu kontrollieren. Meiner Meinung nach sind sie falsch nummeriert. Weiters möchte ich vor einer Aufforderung der Bauanleitung warnen: gleich im ersten Bauschritt wird verlangt, die Bauteile 74/75 und 71/68 einzubauen- was man definitiv aber nicht tun sollte. Diese empfindlichen Streben (im Original halten sie die Fahrwerksklappen vom ausgefahrenen Fahrwerk weg) werden mit Sicherheit abbrechen und womöglich verloren gehen, falls sie gleich zu Anfang montiert werden. Es entsteht kein Nachteil, diese Streben ganz zum Ende einzubauen, was ich auch getan habe.

Das Vorbild: Saab SK 60B /60083

Die hier gezeigte Saab SK 60 flog 1976 bei der 3. Staffel „Urban Gul“ des Geschwaders F21 in Lulea nahe der finnischen Grenze am Bottnischen Meerbusen. Alle, die sich über die Bezeichnung der Einheit ebenso wundern wie ich, kann ich Dank eines schwedischen Modellbaukollegen aufklären: „gul“ bedeutet auf schwedisch „gelb“, damit wird die 3. Staffel bezeichnet, „urban“ steht für den Buchstaben „U“, welcher als Nummer 21 im Alphabet für das Geschwader steht.

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Eine Besonderheit dieses Modells ist die Verwendung von zwei Schleudersitzen und der beiden - ausgefahren dargestellten - Luftbremsen am Rumpf aus Resin. Die Sitze stammen von Pilot Replicas, der Luftbremsen von Wolf 3D Resin Parts. Den Einsatz dieser beiden Nachrüstteile kann ich empfehlen, wird die Kabinenhaube geöffnet dargestellt oder will man die saab-typischen Luftbremsen ausgefahren zeigen, ergibt sich durch die filigrane Optik der Resinteile eine deutliche Verbesserung gegenüber den Originalteilen.

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Eine abschließende Bewertung des Bausatzes fällt grundsätzlich positiv aus. Vor allem wissen Passgenauigkeit, Ausstattung und die Detaillierung der Außenhülle zu gefallen. Auch die ungewohnte Komplexität des Teileaufbaus empfinde ich als eine interessante Abwechslung, Verbesserungsbedarf sehe ich bei der Gestaltung der Bauanleitung sowie der Detaillierung von Cockpit und Sitzen.

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Unzweifelhaft schön und begrüßenswert ist aber, dass mit der SK 60 von Pilot Replicas endlich die lang erwartete Möglichkeit geboten wird, diesen hochinteressanten Trainer in attraktiven Markierungsvarianten bauen und in die Vitrine stellen zu können. Dafür gebührt Pilot Replicas mein großer Dank!

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Wenn Ihr Euch selbst ein Bild vom Bausatz und dem Bauprozess machen möchtet, kommt Ihr hier zu einem ausführlichen Baubericht auf „Scalemates

Wie immer stehe ich für Anregungen und Fragen offen: ro.sachsenhofer@gmx.at

Roland Sachsenhofer

Publiziert am 13. April 2024

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