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Wassergestaltung – eine weitere Variante

von Matthias Pohl

Warnung: Bei allen unseren Tipps & Tricks immer an die Sicherheit denken und wenn möglich erst an einem Probestück ausprobieren.


Wassergestaltung – eine weitere Variante

Wie bereits versprochen möchte ich euch an einer weiteren Art der Gewässergestaltung teilhaben lassen, die ich erstmals versuchte.

Die Kollegen der IG Waterline/Modellmarine haben die unterschiedlichsten Methoden der Wassergestaltung ausprobiert. Je nach Einsatz und Aussage des Dioramas reichte die Spanne von Silikon über Acryl, Aquarellpapier, Gips u.v.m. - je nach darzustellendem Wasser: Still/flach, leicht oder schwer bewegt oder gar überkommende Brecher. Ich selbst habe bei meinem letzten Großdiorama, der Carrier Strike Group um die USS Nimitz in 1:700 den Weg „Acrylgel mit der Lackierrolle auf bemaltem Sperrholz" gewählt und bin damit auf der schieren Fläche (1,80 m x 0,90 m Dioramafläche!) recht gut gefahren. Dennoch sah ich noch deutlich „Luft nach oben"!

Auf der Euro Model Expo in Lingen im März diesen Jahres kam ich mit Frank Spahr ins Gespräch, dem eine m.E. sehr schöne, insgesamt bewegte Wasserdarstellung für seinen Geleitträger mit Versorger gelang: Mit dem Küchen-Brenner geformtes Styrodur! Aber: Frank baute in 1:350! Für den doppelt so kleinen Maßstab verlangte mein Dio nochmal eine etwas andere Herangehensweise. Ich habe einige Originalaufnahmen vom 12.02.1942, dem „Kanaldurchbruch", auf denen der Seegang sehr gut erkennbar ist. Also her mit einigen Styrodur-Plättchen als Übungsmittel und munter drauflos gebruzzelt! Nach einigen Fehlversuchen stellte sich der Weg zu einer mäßig bewegten See wie folgt dar:

Wassergestaltung – eine weitere Variante

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In flachen Bögen wird der Gasbrenner (der zur Zubereitung z.B. von Crème Brûlée verwendet wird) über die Styrodurplatte geschwungen, die dabei anschmilzt und Vertiefungen hinterlässt. Nicht zu lange auf einer Stelle bruzzeln, die Delle wird sonst extrem tief und für 1:700 einfach unrealistisch!

Bitte beim Erhitzen des Materials UNBEDINGT! auf ausreichende Belüftung sorgen! Am besten arbeitet ihr damit im Freien, in geschlossenen Räumen ist die anfallende Gasentwicklung sehr unangenehm und mit Sicherheit das Einatmen gesundheitsschädlich!

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Auf die so vorbereitete Platte werden jetzt per Wasserlinienschablone die Positionen der Schiffe angezeichnet und anschließend mit einem Cutter eingeritzt:

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Der nächste Arbeitsgang umfasst das seitliche Einschneiden und Herauslösen des Materials auf der Ebene der Wasserlinienplatte:

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Erste Probepassungen, hier Trumpeters „Prinz Eugen":

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Der hier erkennbare Messingblock mit den eingeschnittenen Gewinden stammt aus der Werkstatt von Reiner Vögel (großes „danke" an ihn!). Ich schilderte ihm mein Problem mit der Wasserlinienplatte des Prinzen, die ich mit 1 mm starkem PS aufgedoppelt hatte, damit der Kreuzer nicht so tief in mein Diorama eintauchen sollte. Durch die vollflächige Verklebung verzog sich aber der Rumpf derart, dass ich mittschiffs nahezu 2 mm „Luft" hatte! Der Vorschlag von Reiner, mit dem eingeklebten Block die Bodenplatte gerade „zu zwingen" und mit den Gewinden die Möglichkeit der Verschraubung mit der Grundplatte zu bieten, erwies sich als genial! Genauso hab‘ ich's gemacht!

Einen weiteren wichtigen Punkt zur (Feuer-) Behandlung des Styrodur gab mir Frank Spahr mit auf den Weg: Man sollte die Styrodurplatte größer wählen, als man das Dio gestalten will! Durch die Hitzeeinwirkung schmelzen natürlich auch die Ränder der Platte unschön zusammen. Wählt man das Maß etwas größer, kann man nach Abschluss der Wellenformung die Ränder beschneiden und erhält saubere, gerade Kanten.

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So sah dann das „Wasser" aus, als ich es auf einer von meinem Schreiner Roland Dörrich maßgefertigten Sockelplatte befestigt hatte:

Wassergestaltung – eine weitere Variante

Jedoch war ich wohl ein wenig zu großzügig beim Herausschneiden des Styrodurs für die Schiffe. Ich musste 2mm dünne Pressspanplättchen auf Wasserlinienprofil zuschneiden und die zu weit geratenen Ränder mit MoltoFill verspachteln:

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Sodann kam als nächster Arbeitsschritt die „Frank Spahr-Stippeltechnik": Auf das Styrodur wurde mit einem Borstenpinsel etwas dickere Wandfarbe „aufgestippelt", was in der Kombination mit dem heißverformten Styrodur eine sehr realistische Oberfläche ergibt:

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Mit dem Cutter löste ich nach dem Durchtrocknen der Farbe die „Platzhalterplättchen":

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Auch im Gegenlicht betrachtet lässt sich schon dieser für den kleinen Schiffsmaßstab realistische Effekt der Wassergestaltung erkennen:

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Nun wird mit dem Schaumstoffroller glänzende Acrylfarbe aus dem Baumarktregal in verschiedenen Schattierungen aufgebracht. Ich habe dazu Grün, Dunkelblau, Schwarz und Weiß verwendet:

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Nach mehreren Schichten Acryl-Klarlack ging es (für mich erstmalig!) an die Gestaltung der Gischt in Form von Watte. Hatte mich die Gischtgestaltung bei meinem Nimitz-Diorama per weiß bemalten Acrylgel-Kämmen nicht wirklich zufrieden gestellt, wollte ich hier eine neue Technik ausprobieren. Im Vorfeld zu diesem Arbeitsschritt hatte ich mit der Airbrush den Bereich um die Schiffskörper und die Kiellinie mit den aufgehellten Grundfarben lackiert.

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Kleine, zurechtgezupfte Wattestreifen versah ich mit etwas Acrylgel und „klebte" sie so entlang der Wasserlinie. Hier ist viel „Versuch und Irrtum" notwendig, um das realistische Aufbauschen der Gischt in diesem kleinen Maßstab darzustellen (als Anregung empfehle ich die Videos von Chris Flodberg, einem fantastischen Schiffsmodellbauer, auf youtube). Das hier noch als Weiß erkennbare Acrylgel trocknet transparent auf. Die Watte habe ich abschließend mit Tamiya-Klarlack behandelt, denn auch die Gischt sollte ja glänzen.

Anschließend habe ich meine bereits fertig gestellten Schiffe, die „Prinz Eugen" und „Z-5 Paul Jacobi", auf die Platte geschraubt.

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Obwohl ich euch bereits hier mein Torpedoboot T-15 vorgestellt hatte, das dritte, noch fehlende Schiff in diesem Diorama, überzeugte es mich nach seiner Fertigstellung nicht gänzlich, so dass ich es noch einmal bauen werde. Die Gestaltung des Rumpfes der 1937er Klasse wurde von HP „suboptimal" umgesetzt. In Kürze entsteht aus einer begnadeten Hand nochmal ein neuer Rumpf, der das Original mit Sicherheit wesentlich besser treffen wird.

Sobald ich T-15 erneut gebaut habe, stelle ich euch das Boot auf dem Diorama nochmals in seiner Gesamtheit vor.

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Matthias Pohl

Publiziert am 13. Oktober 2017

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