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Diamond Reo Royale II

...oder wie aus einem Kenworth ein Diamond Reo wurde!

von Thomas Lutz (1:25 AMT/Ertl)

Diamond Reo Royale II

Für uns Truckmodellbauer war AMT lange Zeit das Non-plus-Ultra der Kithersteller, gab es doch nur von dort viele unterschiedliche Bausätze. In zahlreichen Auflagen erschienen Conventionals und Cabover Modelle bekannter Lkw-Marken von Kenworth und Peterbilt über Ford, Freightliner und White bis zu Mack und GMC. Mit leichten Abwandlungen sogar von Chevrolet, Diamond Reo und Autocar. Ertl Toys, die später mit AMT fusionierten, konzentrierte sich auf derweil auf Truckmodelle von International und Mack.

Andere Trucks von Herstellern wie z.B. von Brockway, Hayes, Reo oder Marmon, die sehr leicht darzustellen gewesen wären, da sie auf den gleichen Komponenten und Karosserien basierten, wurden jedoch nie aufgelegt.

Der Truckhersteller Diamond Reo wurde 1967 innerhalb der White Motor Company durch den Zusammenschluß der beiden Konzernunternehmen Reo und Diamond T gegründet. Die seit 1904 bestehende Reo Motor Car Company aus Lansing, Michigan (gegründet von Ransom E. Olds, dem Mitbegründer von Oldsmobile) baute seit 1910 Autos und Trucks. 1936 wurde die Autoproduktion eingestellt, 1954 wurde das Unternehmen von Bohn Aluminium & Brass Company aus Detroit, Michigan gekauft und wechselte 1957 in die White Motor Company. Diamond T hatte einen ähnlichen Werdegang und wurde 1905 in Chicago von Charles A.Tilt gegründet. Das Unternehmen stellte Autos und Trucks der kleineren Klassen her und verlagerte sich ab 1911 nur noch auf Trucks. Diamond T wurde weltweit bekannt durch den Bau von stromlinienförmigen Trucks und über 50.000 produzierten Einheiten für das amerikanische Militär. Bereits 1958 war das Unternehmen von der White Motor Company übernommen worden. Unter dem neuen Logo Diamond Reo produzierte man ab 1967 Trucks, die weiterhin bekannt waren unter dem alten Beinamen von Reo “The Worlds Toughest Truck”, was übersetzt die widerstandsfähigsten Trucks bedeutet. In den folgenden Jahren entstanden im eigenem Design auch Klasse 8 Trucks (ab 14,85 to Gesamtgewicht) wie z.B. die Conventional Modelle C-101, C-114, C-116 Apollo (als AMT Modell erhältlich) und der C-119 Raider, sowie die Cabovers DC-101, Royale I. und Royale II. Nach der Ölkrise 1972 und der zurückgehenden Nachfrage an neuen Trucks in den Jahren danach mußte White für die Diamond Reo Company bereits 1975 wieder Konkurs anmelden. Bis 1978 produzierte der Patentübernehmer Consolidated Industries aus Columbus, Ohio noch ein Conventional Modell in Zusammenarbeit mit Autocar als Diamond Reo Giant und einige Rechte gingen an einen ehemaligen Diamond Händler der Firma Osterlund Inc. aus Harrisburg, Pennsylvania. 1979 jedoch wurde das Werk in Lansing, Michigan endgültig geschlossen.

Diamond Reo Royale II

Die Metamorphose des Kenworth K100 Aerodyne in einen Diamond Reo Royale sollte sich nicht allzu aufwendig gestalten. Stellte Diamond Reo in den ersten Jahren nach dem Zusammenschluß noch Kabinen mit eigenem Design her, so wurden in späteren Jahren beim Modell Royale I. bis ca. 1972 Kabinen von Peterbilt verbaut und beim Royale II. Kabinen von Kenworth. Das wesentliche Unterscheidungsmerkmal zur Typ K100 Kabine war natürlich der Kühlergrill im eigenen Diamond Reo Style und bei einigen Fahrzeugen auch die Doppelscheinwerfer, obwohl es auch hier diverse Ausprägungen gab, waren doch alle Trucks auf Kundenwunsch konfigurierbar und kaum ein Fahrzeug glich dem Anderen. Die Kabine des Diamond Reo war zumindest bis 1972 um einige cm niedriger als bei den Peterbilt-Modellen, ob dies beim Royale II. ebenfalls so war konnte ich nicht ermitteln. Ein weiteres Unterscheidungsmerkmal waren die Einstiegskanten unterhalb der Kabinentüren. Auf das Ausfräsen habe ich jedoch verzichtet. Für meinen Royale II. wählte ich den Kenworth mit Aerodyne-Hochdach aus, ob Diamond Reo diese Variante jemals produzierte war ebenfalls nicht festzustellen, da es nur sehr wenige Photos von diesen Trucks gibt, aber ausschließen kann man die Existenz eines Diamond Reo Royale II Aero auch nicht, spätere Umbauten von Owner Operatoren in den 80´er Jahren dürften nicht unwahrscheinlich gewesen sein.

Nach diesen Weisheiten begann der Bau des AMT-Modells 6652, mit den Baustufen 1 bis 11 und der detaillierten Nachbildung des Detroit Diesel 8V-92T Motors, der im Original damals immerhin schon 445 SAE-PS bei 2100 U/min leistete. Die Baustufen 12 – 14 wurden erweitert, denn die Uniroyal Fleetmaster Triple Tread Reifen der Größe 11.00-22 und Felgen benötigten weit mehr Arbeitsschritte als dargestellt. Zunächst wurden die Reifenlaufflächen mit Hilfe eines Schleifaufsatzes auf der Kleinbohrmaschine aufgeraut und die Flanken mit einer geheimen chemischen Substanz abmattiert.

Zur besseren Stabilität wurden alle Reifen innen mit Schaumstoffstreifen ausgefüttert. Innenfelgen, Zwischenringe und Chromfelgen wurden verklebt, vorher war aber noch darauf zu achten, daß die Innenteile schwarz bemalt wurden, da sie später durch die Felgenlöcher sichtbar blieben.

Diamond Reo Royale II. Hier mit dem seltenen AMT Trailer Exterior Post Van.
Diamond Reo Royale II. Hier mit dem seltenen AMT Trailer Exterior Post Van.

In Baustufe 15 wurden die Rücklichter nicht angebracht, sondern erst bei Endmontage. Das Fahrgestell wurde bis zur Baustufe 40 komplettiert, außer der verchromten Stoßstange vorne, den Dieseltanks, dem Fifth Wheel, dessen Haltevorrichtung und dem Anstecken der Räder. Dann wurden alle Bauteile des Kits, die später einen Farbauftrag erhalten sollten, grundiert. Die graue Autogrundierung der Fa. Holts aus der Sprühdose leistete dabei gute Dienste. Diese Grundierung eignet sich für alle Lackaufträge, hat eine feine Pigmentierung, die eine glatte saubere Oberfläche entstehen läßt und schützt das Plastik sogar vor agressiven Nitrolacken. Das Mittel ist jedoch kein Füller und läßt somit auch feine Gravuren offen. Nach ausreichender Durchtrocknung aller Teile folgte zunächst die Ausarbeitung des Unterbaus. Das Chassis wurde in Rot, wieder aus der Sprühdose lackiert, und danach die Anbauteile mit dem Pinsel bemalt. Durch die Kippfähigkeit der Kabine kann man auch den Motor ausreichend bemalen.

Diamond Reo Royale II

Die Bauanleitung half dabei nicht weiter, aber Fotos aus dem Internet oder aus Büchern über Trucks zeigten die richtigen Farbgebungen auf. Der Rumpfmotor war meistens in einer matten Farbe lackiert, während diverse Anbauteile wie Anlasser, Lichtmaschine, Wasserpumpe usw. in unterschiedlichen Farben und Metalltönen gehalten wurden. Zur Veranschaulichung wie viele Farbschattierungen vorhanden sind, sollte man sich ruhig einmal Motor und Getriebe des eigenen Autos ansehen. Die Kardanwelle wurde Mattschwarz und die Hinterachsgetriebe mit Künstleracrylfarben aus der Tube gepinselt. Diese kostengünstigen Farben haften gut auf der Grundierung und haben einen matten metallischen Schimmer, der dem Original sehr viel näher kommt als Emailfarben.

Die Innenausstattung wurde mit einer angemischten Bauernmalfarbe in einem dunklen Aubergine und die Sitze in Dunkelbraun bemalt, das Lenkrad erhielt einen Überzug mit Model Master Lederfarbe. An der schön geformten Aerodyne Kabine wurden vor der Lackierung die Kenworth-Schriftzüge abgeschliffen, denn später steht ja dort das Wort „Royale“, und danach die komplette Kabine mit Felgensilber von Holts, wieder aus der Sprühdose, lackiert. Die Farbe war gut deckend und so genügten bereits zwei Farbaufträge zur Fertigstellung, nach dem Abkleben wurde die zweite Farbe in Dunkelrot auflackiert.

Diamond Reo Royale II

Zur Endmontage ab Baustufe 48 fielen weitere Arbeiten an. Die großen Panoramafenster des Aerodyne-Daches wurden von innen mit einer braunen Klebefolie überzogen, was den Effekt von getönten Scheiben ebenso gut wiedergibt wie mit dem Airbrush auflackierte Glasmalfarbe. Der Kenworth Kühlergrill des Bausatzes wanderte in die Grabbelkiste (so nennen Modellbauer ihre Ersatzteilekiste) und wurde durch den Diamond Reo-Grill aus dem AMT Bausatz des Diamond Reo Conventional ersetzt. Dieser war jedoch nicht hoch genug und wurde mit einem Ansatz aus Gitter verlängert. Die Seiten des aufgesetzten Kühlergrills wurden mit Chrometiketten nachverchromt. Die neuen Doppelscheinwerfer entstanden aus zwei runden Chromplättchen und zwei, mittels Klarlack aufgeklebten, Scheinwerfergläsern aus der Grabbelkiste. Danach wurden die Scheinwerfer auf den neuen silbernen Grundplatten fixiert. Die Kabine erhielt auf die seidenmatte silberne Oberfläche verschiedene Decals. Die Kleindecals „Taurus Trucking“ auf den Türen stammten aus der Grabbelkiste, während die Bilderfolien mit Szenen aus dem Civil War und dem Eagle an der Kabinenrückwand von Revell und Italeri Trucks entnommen wurden. Die Bilderfolien mußten in der Höhe an die Abmessungen der Kabine angepaßt und zugeschnitten werden. Vor Komplettierung des Trucks bestand zunächst die Befürchtung, daß das Silber mit den verchromten Anbauteilen nicht zusammenpassen würde, allerdings harmonieren die Teile in Verbindung mit dem Dunkelrot auf Kabine und Fahrgestell doch noch zufriedenstellend.

Fazit:

Ist die Metamorphose in einen Diamond Reo Royale im Grunde noch sehr einfach zu bewerkstelligen, so sollte nicht vergessen werden, daß die alten AMT-Kits insgesamt etwas mehr handwerkliches Geschick erfordern, als jüngere Kits von Italeri oder Revell.

Thomas Lutz,
stockcarmodels.weebly.com

Publiziert am 02. Februar 2007

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