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SMS Seeadler

Der Freibeuter des Kaisers

von Carsten Haake (1:232 Revell)

SMS Seeadler

Die Historie

Der bekannte Dreimaster SMS Seeadler kam als Prise 1916 in Deutschlands Besitz. Das Schiff lief als Pass of Balmaha 1888 in Schottland vom Stapel. Schon bald begann die Umrüstung zum Hilfskreuzer auf der Bremerhavener Tecklenborg-Werft. Es wurde ein Sechszylinder-Dieselmotor eingebaut, eine F.T.-Anlage und zwei 10,5 cm Schnellfeuergeschütze. Im unteren Deck wurde Platz für Proviant geschaffen, Verstecke für die Marinesoldaten und die gefangenen Besatzungen mussten ja auch noch untergebracht werden. Den Berichten des damaligen Kapitäns Graf Felix v. Luckner zufolge sollte sogar ein Aufzugsdeck installiert werden, doch aus Zeitgründen ist es nicht mehr realisiert worden. Man kann den Berichten des Grafen nicht immer Glauben schenken. Vieles hat er ausgeschmückt und übertrieben - Seemannsgarn halt. Die wenigen Fotos sind unscharf oder retuschiert. Es durfte ja auch nichts an die Öffentlichkeit gelangen, alles war streng geheim! Die Fakten aber sprechen für sich: 14 versenkte, bzw. ein aufgebrachtes Schiff innerhalb von acht Monaten ist belegte Geschichte und zeugt von seemännischem Draufgängertum.

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Am 3.12.1916 legte der Seeadler ab und fuhr die Weser hinab, um den Kaperkrieg auf den Nordatlantikrouten aufzunehmen. Er wird nach Deutschland nicht mehr zurückkehren. Nördlich von Schottland wurde der Segler durch einen englischen Hilfskreuzer untersucht. Durch die perfekte Tarnung als norwegischer Holztransporter konnte Luckner seine Fahrt in den Atlantik fortsetzen und den Kaperkrieg beginnen. Selbst Dampfer wurden gestoppt und nach der Prisenordnung versenkt. Meist lockte er die nichtsahnenden Schiffe mit Fragen nach der Uhrzeit an, um dann die deutsche Kriegsflagge und den „Jolly Roger“ zu setzen (Aussage Luckner). Dann ein, zwei Schuss vor den Bug und die unbewaffneten Opfer drehten bei. Die Besatzungen kamen mit den Beibooten zum Seeadler herüber. Meist durch Sprengung, teilweise auch mit den beiden 10,5 cm Geschützen wurden die Prisen versenkt. Die Besatzungen wurden unter Deck interniert und gesammelt.

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Nach fünf versenkten Schiffen wurde es dann aber doch zu eng und Luckner entließ die Gefangenen mit einem Segler nach Südamerika. Da ihm jedoch klar war, dass diese Leute von dem deutschen Freibeuter berichten würden, wandte er sich nach Süden um das Kap Hoorn herum. Dort entwischte er einem weiteren Kreuzer und begab sich in den Pazifik. Hier kaperte er nochmals drei Segler. Da seine Mannschaft erschöpft und das Wasser knapp wurde, steuerte Luckner die einsame Insel Mopelia an. Durch eine Windboe, einem Navigationsfehler und dem Versagen des Motors schlug der Seeadler auf dem Korallenriff auf.

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Unrettbar verloren brachte die Mannschaft die Gefangenen und alles Brauchbare auf die Insel und sprengte das Wrack. Dort liegt es heute noch, knapp unter der Wasseroberfläche und einige Taucher beabsichtigen, das 10,5 cm Geschütz zu bergen. Damit endete die Geschichte des Seeadlers, aber die Odyssee des Grafen Luckner und seiner Besatzung ging noch sehr abenteuerlich weiter. Doch das ist eine andere Geschichte… zum Weiterlesen empfehle ich die Bücher in der Quellenangabe.

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Der Bausatz

Schon lange hat Revell den Seeadler nicht mehr aufgelegt, die Preise für den Original-Bausatz gehen teilweise über 100,-€ hinaus. Diesen hier habe ich in einem relativ zerknüllten Karton für 40,-€ erhalten. Viele Teile waren schon abgebrochen, doch nach Durchsicht war alles komplett.

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Im Netz kursiert die Meinung, es handele sich um den „Gorch Fock“-Bausatz, den könne man genauso nehmen und anpassen. Tatsächlich sind einige Teile anders: Die Galionsfigur ist eine Frau, der achtere Mast ist mit Rahen versehen und die zwei Geschütze sind auch dabei. Der Rumpf allerdings besitzt Bullaugen und die muss man zuspachteln, denn der Seeadler war ein Frachtschiff. Auch die Farbgebung wird immer wieder in Weiß dargestellt, das Schiff war schwarz. Die von Revell beigelegten Garne fusseln gerne und die Wanten sind viel zu groß. Diese kann der geschickte Bastler mit etwas Zwirn verbessern. Die Segel sind gerefft auf dünner Folie dabei. Dazu der Flaggensatz und ein Decalbogen mit der norwegischen und der deutschen Flagge. Verbogene Masten und Fischhaut erhält man kostenlos dazu.

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Der Bau

Der erfahrene Bastler weiß sich in allen Fällen zu helfen und kann die Probleme beim Bau „umschiffen“. Das Deck hat Holzmaserung, die sich sehr gut mit Ölfarbe behandeln lässt. Der Rumpf wurde mit mattem und seidenmattem Schwarz unregelmäßig gestrichen und mit einigen Rostschlieren versehen. Mein Modell hatte keinen Kontakt zu einer Airbrush, was auch mal schön ist. Die Takelung bereitet mir immer Schwierigkeiten, darum sind Segelschiffe bei mir selten.

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Zum Schluss wurden noch ein paar Spur Z-Figuren aus dem Eisenbahnzubehör aufgesetzt und die Kaperfahrt kann beginnen!

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Carsten Haake

Publiziert am 14. März 2024

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