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MiG-31BS Foxhound

Geheimnisvoller Riesenjäger

von Alexander Jost (1:48 Avantgarde Model Kits)

MiG-31BS Foxhound

Das Original

Die Mikoyan Gurewitsch MiG-31 (NATO-Codename "Foxhound") ist ein Überschall-Abfangjäger, der die MiG-25 Foxbat ersetzen sollte. Das Projekt startete offiziell im Jahr 1968 und war als umfangreiches Modernisierungsprogramm der MIG-25P vorgesehen. Im Zuge dessen wurde nach und nach klar, dass ein gänzlich neuartiges, wenngleich immer noch als Überschall-Abfangjäger ausgelegtes Flugzeug entstehen würde. Der erste Prototyp, als MiG-25PM bekannt, hatte seinen Erstflug am 16. September 1975. Eine der Forderungen war die Fähigkeit, einfliegende feindliche Bomber bei 120 Kilometern, und Jagdflugzeuge bei 90 Kilometern Entfernung aufzufassen und verfolgen zu können. Um diesen Anforderungen zu entsprechen, war ein fortschrittliches, leistungsfähiges Radar von Nöten. Es wurde entschieden, ein neuartiges "phased array" Radar, also Radar mit phasengesteuerter Feldtechnik, zu entwickeln. Das Radar namens Zaslon war demnach das erste in einem Jagdflugzeug eingebaute und eingesetzte seiner Art.

Die MiG-31 ist für eine Marschgeschwindigkeit von Mach 2,35 ausgelegt und verfügt bei dieser Geschwindigkeit über einen Einsatzradius von sagenhaften 700 Kilometern. Maximale Geschwindigkeit ist Mach 2,83. 

Die hier gebaute Variante des AMK-Kits zeigt eine MiG-31 BM Foxhound, die "blaue 93", stationiert in Moskau-Zhukovski (Ramenskoye), 2013. Diese modernisierte "BM"-Variante beinhaltetet Updates für das Zaslon-Radar, Cockpit (hauptsächlich im Bereich des Waffensystemoffiziers) und bei der Waffenzuladung, wo nun anstelle von zwei vier Unterflügelstationen besetzt werden können. Dort wird unter anderem anstelle der veralteteten R-60 Kurzstreckenrakete die moderne R-73-Rakete getragen. Aktuell sind etwa 70 Flugzeuge auf BM-Standard umgerüstet. Die Nutzungsdauer in den russischen Luftstreitkräften ist etwa bis 2025 vorgesehen.

(aus dem Englischen, Quelle: AMK)

Entwicklung und Einsatz der MiG-31 waren jahrelang von Mythen und Geheimnissen begleitet. Bis auf ein Shortrun-Modell im 48er Maßstab war von diesem Flugzeugtyp bisher nicht viel auf dem Modellbaumarkt zu finden. Schluss damit!

MiG-31BS Foxhound

MiG-31BS Foxhound

Geheimnisse werden gelüftet - das Modell

Avantgarde Model Kits (AMK) ist eine innovative Modellbaufirma aus China, die sich mit ihren bisher erschienenen Modellen viele Freunde unter den Bastlern gemacht hat. Gute Passgenauigkeit und feine Details zeichnen die Modelle aus. Interessant ist auch, dass sich AMK über das Internet dem direkten Dialog mit Modellbauern stellt und deren Feedback zu Modellplanungen oder bereits erschienenen Modellen bei der Konstruktion oder Verbesserung der Bausätze annimmt. Um es vorweg zu sagen: der hier vorliegende Kit hat nur sehr wenig Verbesserungspotential.

MiG-31BS Foxhound

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Das Cockpit

Das Cockpit wurd geschlossen dargestellt, deshalb fand hier keine großartige Detaildarstellung statt. Die Sitzgurte wurden angedeutet und dazu aus doppelt gelegtem Tamiya-Klebeband zurechtgeschnitten. Durch die geschlossene Kanzel blickend kann man das Ganze nur erahnen. Das ist auch der Grund dafür, dass ich die Instrumentenanzeigen schwarz gelassen habe. Die Anzeigen sind eh nicht im Bausatz enthalten, ebensowenig die Gurte. Keine Decals, keine Ätzteile. Da freut sich die Zubehör-Industrie. Oder man lässt es so, wie ich es getan habe. Die Innenfarbe stammt von Humbrol (Emaille) Nr. 89 und vom russischen Hersteller Akan (Acryl) Nr. 73069 grey dark blue.

MiG-31BS FoxhoundMiG-31BS FoxhoundMiG-31BS FoxhoundMiG-31BS FoxhoundAnders als in der Bauanleitung vorgesehen habe ich das geschlossene Canopy mit der jeweiligen Innenverkeidung versehen.Von den Fräsmaßnahmen sieht man später bei verschlossenem Canopy eh nichts mehr.MiG-31BS Foxhound

MiG-31BS Foxhound

 

Das Stäbchen an der Spitze

Ich habe mir auch das Pitotrohr des Bausatzes vorgenommen. Auf den ersten Blick wirkt es ganz ordentlich detailliert. Es ist aber zu dick im Querschnitt und hat ein paar Gussgrate und Auswerferstellen. Außerdem brechen die Dinger aus Plastik ja immer so schnell ab. Daher habe ich aus vier verschiedenen Spritzenkanülen und Ätzteilresten ein neues geschnitzt.

Die Materialstärken der Edelstahlkanülen und des Bausatzteils im direkten Vergleich. Das zusammengefügte Metallteil (oben rechts) ist nicht nur stabiler, sondern auch filigraner als das Polystyrolteil des Kits (darunter).
Die Materialstärken der Edelstahlkanülen und des Bausatzteils im direkten Vergleich. Das zusammengefügte Metallteil (oben rechts) ist nicht nur stabiler, sondern auch filigraner als das Polystyrolteil des Kits (darunter).

Die "weichen" Übergänge der Stahlstifte wurden mit Sekundenleber modelliert und verschliffen. Die schwarzen Schattierungen sind Farbreste von einem Faserstift, den ich als Kontrastmittel beim Schleifen verwende. 

Das Ergebnis.
Das Ergebnis.

Weitere Hop-Ups

Die Detaillierungsmaßnahmen am Haupt- und Bugfahrwerk waren minimal und beinhalteten ein paar Leitungen und Zylinder.

Als Modellbasis nutze ich das Modell Soviet PAG-14 Airfield Tarmac von hobbyworld-e.com Die Markierungen und Teernähte sind zwar etwas zu "fett" gedruckt, aber zum Draufstellen von Flugzeugen reicht's gerade so.

MiG-31BS Foxhound

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MiG-31BS Foxhound

AMK hat die vier im unteren Bugbereich liegenden stahlfarbenen Messsonden nicht im Bausatz dazugepackt. Sie sind in 1:48 so filigran, dass die Verwendung von Ätzteilen angebracht gewesen wäre. Ich fertigte sie scratch aus alten Ätzteilrahmen an, die ich mit meiner bewährten Ätzteilschere von Xuron zurechtschnitt. 

Ebenfalls im Scratchbau (zurechtgeschnittene Ätzteilreste) erstellte ich die Anstellwinkelgeber ("AOA-Probes") an den beiden Rumpfseiten, die ebenfalls im Bausatz fehlen. 

MiG-31BS Foxhound

Bemalung und Markierungen

Das Flugzeug ist mit "traffic grey" RAL 7042 (meine Interpretation: Revell Weiß 301 und 57 Grau im Mischverhältnis 3:2) über alles lackiert. Nur Nase und Heckfinnen wurden andersfarbig mit Dunkelgrau RAL 7012 versehen. Dazu benutzte ich leicht aufgehelltes Revell 178, die Kanten wurden schwarz bemalt.

Beim Finish sorgt ein Washing mit grauen Ölfarben für milde Kontraste bei den Panellines. Schwarz wurde nur für die harte Schattenwirkung in Lücken, Spalten, Klappen und Durchbrüchen verwendet.

MiG-31BS Foxhound

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MiG-31BS Foxhound

Die mächtigen Nozzles wurden mit glänzenden Humbrol-Enamels schwarz grundiert. Dann erhielten die Riesenrohre Alclad Aluminium 101 als erste Metallic-Schicht. Nach einer Maskierung mit Schwämmchen und Maskol und einem Auftrag von Model Master Burnt Metal kam es zu einem entsprechend fleckigen Effekt, der sogleich wieder mit Aufsprühen von Mr Metal (212 Iron) und einer Politur mit einem Baumwolltüchlein abgemildert wurde. Ein leicher Schliff mit 2000er Schleifpapier und Wasser ließ die darunter liegenden, hellen Metallic-Strukturen sichtbar werden.

Schön fleckig: mit Schaumstoff aufgebrachtes Maskol legt nach dem Entfernen die hellen, unten liegenden Metallicschichten frei. Darüber genebeltes Gunze Iron und Aufpolieren sorgt für weitere interessante Schattierungen. Abschließendes Abschleifen mit 2000er Körnung und Wasser sorgt für passende Kontraste.Das Ergebnis anbei.Die vier unter dem Bug befindlichen Luftdruckmesser entstanden aus Ätzteilrahmen.Die Anstellwinkelgeber für beide Rumpfseiten ebenso.Um das rosafarbene Dichtungsgummi am Cockpit zu imitieren bemalte ich Powerfix Profi/Ciret und schnitt es mit Skalpell in Streifen zurecht.

Schön fleckig: mit Schaumstoff aufgebrachtes Maskol legt nach dem Entfernen die hellen, unten liegenden Metallicschichten frei.

Schön fleckig: mit Schaumstoff aufgebrachtes Maskol legt nach dem Entfernen die hellen, unten liegenden Metallicschichten frei.  

MiG-31BS Foxhound

MiG-31BS Foxhound

Der "hässliche" rosafarbene Dichtungskitt an den Canopies wurde mit zurechtgeschnittenem und mit Acrylfarben angemaltem Fein-Malerkrepp (dem "pinkfarbenen" von Powerfix Profi/Ciret) aufgeklebt und teilweise mit feinem Pinsel von Hand aufgehellt. Der Bausatz hat hier leider keine "Dichtungs-Decals" zu bieten, also muss man selber ran. Das pinkfarbene Zeugs sieht etwas krude aus, kommt aber beim Original fast noch markanter rüber, also konnte ich natürlich nicht darauf verzichten, um den Bereich um das Canopy authentisch darzustellen.

'Pink Panther'... äh... Canopy.... ;-)
'Pink Panther'... äh... Canopy.... ;-)

Beachte die rostrote IFF-Keilantenne und die scratch erstellten 'odd rods'-IFF Stabantennen links unterhalb davon.
Beachte die rostrote IFF-Keilantenne und die scratch erstellten 'odd rods'-IFF Stabantennen links unterhalb davon.

Viel Licht, ein wenig Schatten...

Mein zusammengefasster Eindruck des Modells: ein außergewöhnlicher Bausatz mit erstklassigen Details und supertoller Passgenauigkeit, üppiger Waffenausstattung und realistischen modularen Darstellungsmöglichkeiten (Cockpit auf/zu, Steuerklappen angestellt oder geschlossen, ...).

Ein Größenvergleich zwischen der MiG-29 9-13 und dem vorliegenden Modell, beide 1:48. Der Größenunterschied ist beträchtlich.
Ein Größenvergleich zwischen der MiG-29 9-13 und dem vorliegenden Modell, beide 1:48. Der Größenunterschied ist beträchtlich.

Keine Frage: der AMK-Kit ist ein Spitzenprodukt des Scale-Modellbaus. Ein paar Kleinigkeiten zu "bemeckern" gibt es aber. Jedes Manko an für sich nicht so schlimm, aber in der Masse zumindest erwähnenswert.

  • Das größte Ärgernis sind meines Erachtens die ungenauen Bemalungshinweise der Bauanleitung bei der Gesamtansicht des Modells: pixeliger Grundriss, Details sind gar nicht oder schwer zu erkennen, beispielsweise die Bemalung der rostroten Abdeckungen der ECM-Antennen am Leitwerk, IFF-Keil-Antenne am Bug, Dichtung ums Canopy, Farb-Details der Tanksonde und der Positions- und Antikollisionslichter, stahlfarbene Vorderkanten der Tailerons - alles nicht in der Anleitung angegeben! Das ist nur durch weitere Recherche zu erfahren.
  • Und die Tatsache, dass man das pinkfarbene Abdichtungszeugs ums Canopy herum manuell zurechtschneiden und/oder bemalen muss, wäre leicht durch Hinzufügen entsprechender Decals zu vereinfachen gewesen. Naja, Modellbau halt. Da muss man ran.

MiG-31BS Foxhound

MiG-31BS Foxhound

  • Die dem Bausatz gänzlich fehlenden Sitzgurte und Instrumentenanzeigen, die im Falle der Sitzgurte auch bei geschlossenem Cockpit ergänzt werden sollten.
  • Die Reifen des Fliegers sind nicht abgeflacht, was sich aber leicht abändern ließ.
  • Die "Blaue 93" bei den Decals ist farblich zu dunkel gedruckt.
  • Bei den Gravuren hat man bei AMK vergessen, die Scharniere an den Avionikklappen des vorderen Rumpfes darzustellen (habe ich so belassen).
  • Außerdem fehlen die aufgesetzten Rundkopf-Niete auf rechten Seite des rechten Leitwerks (habe ich mit Nieträdchen nachgezogen).
  • Fehlende Bauteile/Details: "Hot Rods" IFF-Stabantennen am Rumpfbug vor dem Windshield, AOA-Probes an beiden Rumpfseiten, 4x Drucksensoren unter dem Rumpf, fehlende Statik-Entlader (static dischargers) an den beiden Höhenleitwerken/Tailerons. Die restlichen Statikentlader sind etwas zu dick, so dass ich sie mit dünnem Draht und Weißleim-Spitze ersetzte. Die restlichen benannten Teile sind ebenfalls leicht "scratch" zu ergänzen.
Summa summarum: ein super Teil, in jedem Falle ein Schmankerl, mit Verbesserungspotential bei der Bauanleitung und Umsetzung im Detail.

MiG-31BS Foxhound

MiG-31BS Foxhound

Weitere Infos:

  • Informatives Nachschlagewerk: Yefim Gordon and Dmitri Komissarov, Mikoyan MiG-31 Interceptor, Pen and Sword Aviation 2015, ISBN 1473823927
  • Bedruckte Modell-Dioramaoberflächen bei Modellhobbyworld-e.com

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MiG-31BS Foxhound

 

März 2017

Alexander Jost

Publiziert am 11. März 2017

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