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Lockheed SR-72 Darkstar

Mit Mach 10 über die Leinwand

von Thomas Brückelt (1:72 Fantastic Plastic)

Der Blockbuster "Top Gun: Maverick" war wohl für jeden Luftfahrtbegeisterten eine Pflichtveranstaltung. So zog es natürlich auch mich ins Kino. Eines der Highlights war der Hyperschalljet SR-72 Darkstar, den man gleich zu Beginn des Films zu sehen bekommt, welchen es aber dann auch nach wenigen Minuten Laufzeit bei etwas über Mach 10 zerlegt.

Lockheed SR-72 Darkstar

Das Mockup für den Film wurde von Lockheed Martin entwickelt und zeigt auch realistisch die Funktionsweise der TBCC-Antriebe (Turbine Based Combined Cycle) auf, die aus je einem Strahltriebwerk und einem Scramjet (Supersonic Combustion Ramjet; Staustrahltriebwerk, welches arbeitet, ohne dass die Einströmgeschwindigkeit auf Unterschall reduziert wird) bestehen. Im Film wird auch gezeigt, wie über die Leitbleche in den Lufteinläufen vom Strahltriebwerk auf den Scramjet geswitcht wird, um dann im Überschall- / Hyperschallbereich zu fliegen. Bis Mach 3 wird mit dem Strahltriebwerk geflogen, oberhalb von Mach 3 mit dem Scramjet, laut der Beschreibung des Antriebs der realen, unbemannten SR-72.

Lockheed SR-72 Darkstar

So kam auch gleich die Hoffnung auf, dass sich irgendein Hersteller des Darkstars annimmt. Fantastic Plastic setzte den Darkstar in 1:72 dann auch zeitnah um. Die Erfahrung zeigte, dass das sicher kein Bausatz ist, der von alleine zusammenfällt, und so war es dann auch. Aber wozu ist man Modellbauer...?

Man erhält eine Kombination aus 3D-gedruckten Resinteilen und gegossenen Resinteilen. Es liegt ein sauber gedruckter Decalbogen bei und eine bebilderte Anleitung.

Lockheed SR-72 Darkstar

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Auf den ersten Blick sieht man, dass die beiliegende Cockpithaube mit den schmalen Fenstern an den Seiten alles andere als transparent ist. Das Teil wurde aus transparentem Material gedruckt. Durch die Schichten, die beim Drucken nacheinander gehärtet werden, wird das Licht im Material immer wieder gebrochen, somit hilft auch polieren nichts. Ich trennte die Scheiben heraus und ersetzte sie durch transparentes Verpackungsmaterial. Vor dem Heraustrennen klebte ich Malerklebeband auf und pauste die Konturen der Verglasung ab. Danach klebte ich das Klebeband auf das durchsichtige Plastik und schnitt die neuen Scheiben entlang der Konturen aus. Diese passten dann auf Anhieb gut in die Aussparungen.

Im Cockpit ergänzte ich den Steuerknüppel, die Schubhebel und fügte dem Schleudersitz noch Gurte aus Alufolie hinzu. Das Instrumentenbrett stellte ich mit Hilfe eines selbst gedruckten Decals dar. Ein Screenshot aus einem Simulatormodell des Darkstars, welchen ich im Internet fand, passte ich dazu an.

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Eine weitere Korrektur war außen an den Endleisten nötig. Diese sind extrem dünn und scharfkantig und leider auch sehr wellig. Ich trennte die welligen Bereiche ab und setzte an den Stellen 0,5 mm starkes Polystyrol ein, welches ich dann nach hinten hin scharfkantig zuschliff. Die Steuerflächen wurden danach neu eingraviert. 

Wenn man die Triebwerksgondeln hinten am Rumpf andrückt, stehen sie vorne knapp 5 mm ab. Das Problem löste ich, indem ich sie ca. 5 mm vor den Hauptfahrwerkschächten zersägte und dann die Hälften einigermaßen bündig am Rumpf ankleben konnte. Der Rest wurde mit Spachtelmasse angeglichen und der Sägespalt gefüllt. In die Intakes und die Triebwerksauslässe werden auch die einzeln beiliegenden Leitbleche eingeklebt, mit denen zwischen Strahltriebwerk und Scramjet gewählt wird. Stellt man das Modell fliegend dar, kann man sie entsprechend positionieren und hat die Wahl zwischen Unterschallflug und Über- bzw. Hyperschallflug. Effektfreaks könnten sich für den letzteren Fall überlegen, wie man die Vorderkanten zum Glühen bringt, an denen die Luftreibung für höchste Temperaturen sorgt....

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Die Räder ersetzte ich, wobei die beiliegenden auch zu gebrauchen sind. Beim Bemalen mit dem Pinsel hatte ich jedoch die Übergänge zwischen Reifen und Felge vergeigt. Ein mehrfaches Korrigieren wollte ich mir ersparen, von daher hat mein Darkstar nun am Bugfahrwerk übrige Haupträder einer F-104 in 1:72 und am Hauptfahrwerk die Haupträder eine BAe Hawk in 1:48. Die Räder wurden unten etwas abgeflacht.

Lockheed SR-72 Darkstar

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Lackiert habe ich das Modell mit dem Pinsel und Email-Farben von Revell. Die Anleitung sieht vor, dass das Modell komplett schwarz gestrichen wird. Bilder und Videos des Mockups zeigen aber deutlich, dass die Maschine großflächig in einem Dunkelgrau angestrichen ist und die äußeren Bereiche Schwarz sind. Ich entschied mich für die Revellfarben 78 (Panzergrau) und 6 (Teerschwarz).

Nachdem der Grundanstrich mit glänzendem Klarlack versiegelt wurde, brachte ich die Decals an. Diese sollten mit "Liquid Decal Film" vorbehandelt werden, laut Anleitung. Daran hielt ich mich auch, um keine bösen Überraschungen zu erleben. Nach dem Anbringen der Decals (etwas Weichmacher war stellenweise hilfreich) versiegelte ich erneut mit Klarlack. Die weißen Markierungen decken sehr gut auf dem dunklen Anstrich. 

Lockheed lackierte teilweise heftige Abnutzungsspuren auf das Mockup für den Film. Ich habe diese etwas abgeschwächt nachempfunden, indem ich ein helleres Grau mit dem Schwamm auftupfte. Ein leichtes Washing trug ich noch auf, um die weißen Decals etwas abzuschwächen und die Oberfläche optisch etwas aufzulockern. Matter Klarlack von Mr.Hobby versiegelt das Modell.

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Ich finde es bemerkenswert, dass sich Allen Ury von Fantastic Plastic an solche herausfordernde und exotische Bausatzprojekte heranwagt. Die Gussteile sind sehr komplex, deren Urmodelle und Gussformen dafür recht aufwändig in der Herstellung. So kommen eben die Preise zu Stande, die manch einem zu hoch erscheinen. Die Stückzahlen sind dazu noch recht begrenzt. Der hohe Aufwand an Nacharbeit ist der Tatsache geschuldet, dass keine Möglichkeit besteht, den Verzug und Materialschwund beim Gießen mit einer Flusssimulation vorab zu kalkulieren (was eine teure Softwarelizenz voraussetzt und somit nur von größeren Firmen umsetzbar ist). Formen mehrfach zu bauen und dahingehend nach jedem Probeabguss zu modifizieren oder neu zu bauen, wäre ein Aufwand, der in keinem Verhältnis stünde. So ist eben der Modellbauer gefragt. 

Lockheed SR-72 Darkstar

Thomas Brückelt,
acroairwolf.beepworld.de

Publiziert am 20. Dezember 2025

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