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Chance Vought F4U-1A Corsair

VMF-214, Major Greg "Pappy" Boyington, Vella Lavella 1943

von Roland Kunze (1:48 Academy)

Chance Vought F4U-1A Corsair

Der Pilot

Gregory Boyington wurde am 4. Dezember 1912 in Coeur d’Alene, Idaho geboren. Schon im Alter von sechs Jahren unternahm er seinen ersten Flug mit Clyde Pangborn, der 1931 als erster den Pazifik nonstop überflog. Während seiner Schulzeit war Boyington als Wrestler aktiv. Nach seinem Studium der Luftfahrttechnik an der University of Washington war er ab 1934 bei der Boeing Aircraft Company als Zeichner und Ingenieur beschäftigt. Er wurde im Februar 1936 vom US-Bundesstaat Washington zum Luftfahrtkadetten des United States Marine Corps (USMC) ernannt. Im März 1937 beendete Greg Boyington die Ausbildung an der Naval Air Station in Pensacola, Florida, mit Erfolg.

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1941 schloss er sich den Flying Tigers in Burma an und konnte dort zwei Luftsiege und eine unklare Anzahl (1,5 oder 2,5) am Boden zerstörter Flugzeuge verbuchen. Nach dem Kriegseintritt der USA trat Boyington 1942 wieder den Marines bei. Im Südpazifik diente er in den Monaten nach dem Kampf um Guadalcanal als Executive Officer bei der VMF-121.

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Im September 1943 erhielt Boyington als Major das Kommando über die neu gebildete VMF-214 "Black Sheep", die auf der Insel Vella Lavella stationiert war und hauptsächlich über den Salomonen operierte. Unter der fünfmonatigen Führung von Boyington vermeldete die VMF-214 die Zerstörung oder Beschädigung von 203 gegnerischen Flugzeugen, 97 davon als im Luftkampf abgeschossen. Diese außergewöhnlichen Erfolge waren wohl auch den Erfahrungen zu verdanken, die Boyington in Burma gemacht hatte, er selbst konnte 26 bestätigte Abschüsse erzielen.

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Sein väterliches Verhältnis zu seinen Männern und wohl auch sein für einen Jagdflieger schon hohes Alter brachten ihm bald den Spitznamen „Pappy“ ein. Boyington flog selten mehr als ein paar Mal dasselbe Flugzeug. Berichten zufolge wählte er oft die Maschine aus, die im schlechtesten Zustand war, damit keiner seiner Männer Angst haben müsste, in dieses Flugzeug zu steigen.

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Nach dem Abschuss von drei japanischen Kampfflugzeugen über Rabaul am 3. Januar 1944 wurde Boyington selbst abgeschossen und landete mit dem Fallschirm im Südpazifik. Ein japanisches U-Boot nahm ihn auf und brachte ihn in japanische Kriegsgefangenschaft.

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Nach der Entlassung aus der zwanzigmonatigen Gefangenschaft verlieh ihm US-Präsident Harry S. Truman am 5. Oktober 1945 in Washington, D.C. die Ehrenmedaille. Am Tag zuvor hatte ihn General Vandergrift, Kommandant des Marine Corps, mit dem Navy Cross ausgezeichnet. 1947 wurde er als Oberst in den Ruhestand versetzt.

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In den 1950ern versuchte sich Greg Boyington als Buchautor, er schrieb seine Autobiografie unter dem Titel „Baa Baa Black Sheep“, die 1958 veröffentlicht wurde. Auf dem Buch basiert auch die gleichnamige Fernsehserie (ein Pilotfilm und 36 Episoden), in der die Figur Boyingtons von Robert Conrad verkörpert wurde. Greg Boyington selbst hatte in zwei Episoden einen Gastauftritt als General Kenley. Die Serie wurde in Deutschland Ende der 1980er auf RTLplus unter dem Titel „Pazifikgeschwader 214“ gesendet.

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Boyington lebte sehr intensiv. Er war vier mal verheiratet, aus der ersten Ehe gingen drei Kinder hervor. Seine Handlungen und Entscheidungen waren oft unorthodox, was sicher auch zu seinen Erfolgen als Jagdflieger und Staffelkommandant beigetragen hat. Er war starker Raucher, der Alkohol war ein treuer Begleiter, dazu kann ein Hang zur Selbstdarstellung nicht übersehen werden. Gregory Boyington starb am 11. Januar 1988 im Alter von 75 Jahren in Fresno, Kalifornien, an Krebs. Er fand am 15. Januar seine letzte Ruhestätte auf dem Arlington National Cemetery in Arlington, Virginia, wo er mit vollen militärischen Ehren beigesetzt wurde.

Quelle: Wikipedia

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Der Bausatz

Für meine Corsair habe ich den Academy-Bausatz verwendet. Die Teile machen, wie in der Bausatzbesprechung schon erwähnt, auf den ersten Blick einen guten Eindruck, der Aufbau ist nicht allzu kompliziert, von einem Over-engeneering kann keine Rede sein. Während Rumpf und Tragflächen vollständig wirkende, scharfe, versenkte Panellines aufweisen, fallen in anderen Bereichen Detailschwächen auf. Bei den Höhenrudern fehlen die Trimmflächen samt Ansteuerung, dazu laufen die Tragflächenhinterkanten keineswegs dünn und scharf aus. Am Getriebegehäuse des Motors ist kein einziger Schraubenkopf zu finden. Auch bei den Fahrwerksschächten würde man sich das eine oder andere Detail mehr wünschen.

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Mein Modell

Dazu könnte die Passgenauigkeit eine ganze Ecke besser sein. Es gibt immer wieder Lücken zuzuspachteln oder Niveauunterschiede auszugleichen. Dies macht sich besonders bei der Montage der Tragflächensektion an den Rumpf bemerkbar. Hier stoßen nicht die Flügelwurzeln an die Rumpfaußenhaut an, sondern die Rumpfschalen sind ausgespart und die Tragflächen reichen in den Rumpf hinein. Die mangelnde Passgenauigkeit macht sich an dieser Stelle besonders bemerkbar, es entstehen große Spalte, die ich mit Sheetstreifen aufgefüllt habe. Auch das Rumpfrückenteil hinter dem Cockpit muss mit Sheetstreifen angehoben und der Kontur angepasst werden.

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Die Lackierung

Bei den zu verwendenden Farbtönen war ich mir unsicher, daher griff ich auf Farben der Hataka Orange-Line-Palette zurück, wo die passenden Töne fertig vorhanden und für die Airbrush vorgesehen sind. Entgegen den Stimmen in manchen Internetforen lassen sie sich gut verarbeiten, das verwendete Werkzeug kann man mit den gängigen Produkten von Revell problemlos reinigen. Jedoch ist der Sprühstrahl relativ breit, mit entsprechendem Sprühnebel. Durchgehende oder maskierte Flächen lassen sich so sicher gut lackieren, aber ein freies "Malen" von unscharfen Kanten, wie ich es bei Humbrol- oder Revell-Farben gewohnt bin, ist hiermit definitiv nicht möglich.

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Das größte Manko ist aber die Umsetzung der Farbtöne: Weiß war ok (hier kann man auch schwer was falsch machen), das Intermediate Blue kam eher als Blaugrau rüber (was vielleicht noch zu verkraften wäre), aber das Dark Sea Blue ergab beim Sprühen ein Dunkelviolett, was nun überhaupt nicht geht. Nach ungefähr einer Woche erfolglosem Rumexperimentierens stieg ich wieder auf die bewährten Revell-Farben um, und an einem Nachmittag hatte ich das Tarnschema samt Vorschattierung in seinen Grundzügen lackiert. Für das Dark Sea Blue habe ich Revell 54 verwendet (eigentlich zu hell, aber ich ging hier von einer durch die Sonne ausgeblichenen Farbe aus), das Intermediate Blue habe ich aus Revell 54 und Weiß gemischt, der Rotstich wurde mit einem kleinen Anteil Grün 46 gebrochen.

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Nach dem üblichen Preshading und Postshading sowie dem Einsatz von Tamiyas Weathering Set B wurde eine Schicht Klarlack aufgetragen. Danach habe ich die Panellines, wie bei mir mittlerweile üblich, mit weißer und schwarzer Plakafarbe in unterschiedlichen Mischungsverhältnissen (für Ober- und Unterseite) betont.

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Die Decals

Ich wollte eine von Boyington geflogene Einsatzmaschine bauen, insofern war der beiliegende Decalbogen nicht verwendbar. Einzig die Bilder für die Armaturentafel habe ich benutzt, das recht störrische Material hätte vermutlich für die Rumpfbilder nichts Gutes verheißen. So wurde der Decalbogen von Sky Models herangezogen, der Markierungen für die „883“ enthält. Die Decals sind hauchdünn, decken gut und schmiegen sich auch ohne Weichmacher schön an – die Verarbeitung war ein Traum. Einziges Manko waren die Nummern für die Fahrwerksklappen: die sind zu breit (zumindest für den Academy-Kit) angelegt, hier war dann eine anpassende „Operation“ notwendig. Originalfotos zeigen auf der Unterseite der Backbordtragfläche noch zusätzlich ein altes Hoheitszeichen, das im Sky Models-Bogen enthalten ist und entsprechend ergänzt wurde.

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Da weder der Bausatzbogen noch der Sky Models-Bogen Stencils enthält, habe ich auf das Produkt von HGW zurückgegriffen. Das Arbeiten mit diesen Wet Transfer-Bildern war eine neue Erfahrung, das sehr zeitaufwändige Anbringen der vielen kleinen bis winzigen Aufschriften hat sich aber gelohnt. Gerade die Linien und Stencils auf den Tragflächen/Waffenschächten verbessern das Gesamterscheinungsbild erhebllich. Allerdings sollte die Trocknungszeit von sechs bis acht Stunden nicht wesentlich überschritten werden: bei zwei Decals habe ich das Abziehen der Trägerfolie übersehen, diese hatte sich dann recht intensiv mit der darunter liegenden Lackschicht verbunden. Einige wenige Bilder kamen noch ergänzend aus der Grabbelkiste hinzu. Vor dem Auftrag des Mattlackes kam nochmals das Weathering Set zum Einsatz, nach dem Trocknen wurden abermals Abnutzungsspuren aufgetragen, so dass ich letztendlich zu dem gewünschten Ergebnis eines recht beanspruchten Flugwerkes kam.

Chance Vought F4U-1A Corsair

Chance Vought F4U-1A Corsair

Das Finish

Dann konnte die Detailbemalung (Positionsleuchten, Ölkühler etc.) erfolgen, ebenso die Montage des Fahrwerkes und der Fahrwerksklappen. An den Fahrwerksbeinen habe ich noch die Bremsschläuche ergänzt, Radfelgen und Schächte wurden mit einem Washing bearbeitet. Auf eine Nachdetaillierung der Schächte habe ich verzichtet, ebenso wie auf die Ergänzung der Trimmflächen am Heckleitwerk. Der Sitz für den Piloten erhielt noch Gurte, dazu habe ich die Schalterleisten auf der Abdeckung des Armaturenbrettes ergänzt. Die „883“ sollte eine Beladung mit Zusatztanks bekommen, die dem Bausatz beiliegenden gefielen mir aber nicht. So habe ich dann die „75 gal. Metal Drop Tanks“ von Eduard verbaut. Lackiert wurden sie mit Hataka Weißaluminium – dieser Farbton ging dann wieder in Ordnung.

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Kopfzerbrechen bereitete mir auch die Cockpithaube – den beiliegenden Klarsichtteilen hatte ich ja in der Kitreview eine Verwendbarkeit abgesprochen. Von Rob Taurus gibt es eine Tiefziehhaube für den Tamiya-Bausatz, die ich mir zugelegt habe. Das Teil ist erste Qualität: sauber gezogen, glasklar, dünn und gleichmäßig von der Materialstärke her, und mit eindeutig erkennbaren Kanten, an denen geschnitten werden muss. Während die Schiebehaube gut passt, ist die Frontscheibe des Academy-Bausatzes flacher geneigt, also länger. Hier musste ich dann das Bausatzteil verwenden, es ist aber das bessere der beiden Klarsichtteile, was jedoch nicht heißt, dass Anpassungs- und Spachtelarbeiten weggefallen wären. Die Schiebehaube wurde noch mit den Griffen für die Verriegelung und Rückspiegeln ergänzt. Mit der Montage des Propellers sowie von Pitotrohr und Antenne war „Pappys Corsair“ dann vollendet.

Chance Vought F4U-1A Corsair

Chance Vought F4U-1A Corsair

Fazit

Obwohl grundsätzlich recht einfach aufgebaut, machen die Passungenauigkeiten den Bausatz nicht gerade anfängerfreundlich. Sauber und scharf detaillierten Teilen stehen an anderen Stellen ordentliche Detaillierungsschwächen gegenüber, so ist doch einiges an Mehrarbeit erforderlich, um ein ansprechendes Modell zu erhalten. Hilfreich bei (Detail-)Bemalung und Dekoration war die Bauanleitung von Tamiyas 1:32er F4U, die sich aus dem Netz herunterladen lässt. Wichtig war es mir diesmal, ein recht beanspruchtes Flugzeug darzustellen, was die Gelegenheit ergab, verschiedene Alterungs- und Weateringtechniken auszuprobieren. Mit dem Ergebnis bin ich recht zufrieden, so zieht mit „Pappys Corsair“ das erste Flugzeug, das ich auf diese Weise bearbeitet habe, in meine Vitrine ein.

Chance Vought F4U-1A Corsair

Roland Kunze

Publiziert am 31. Juli 2021

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