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Fairey Gannet AS.1/AS.4

(Revell - Nr. 03775)

Revell - Fairey Gannet AS.1/AS.4

Produktinfo:

Hersteller:Revell
Sparte:Flugzeuge Militär Modern
Katalog Nummer:03775 - Fairey Gannet AS.1/AS.4
Maßstab:1:72
Kategorie:Bausätze (Plastik)
Erschienen:Februar 2025
Preis:ca. 19,99 €
Inhalt:
  • 3 Spritzlinge in grau
  • 1 klarer Gußrahmen
  • Abziehbilderbogen
  • Anleitung 

Besprechung:

Zum Vorbild

Mit der Fairey Gannet brachte Großbritannien eines der ungewöhnlichsten U-Jagdflugzeuge der Nachkriegszeit hervor. Ihr markantes Erscheinungsbild mit Doppelleitwerk, dreiteiligem Cockpit und gegenläufigen Doppelpropellern machte sie zu einem echten Exoten der Marinefliegerei.

Entwickelt wurde die Gannet in den späten 1940er-Jahren als trägergestütztes U-Jagd- und Aufklärungsflugzeug für die Royal Navy Fleet Air Arm. Angetrieben wurde sie von einem Armstrong Siddeley Double Mamba, einem doppelt gekuppelten Turboprop-Triebwerk, das zwei Propeller unabhängig voneinander antrieb. Dieses Konzept sollte Effizienz und Sicherheit zugleich bieten – bei Bedarf konnte einer der beiden Triebwerksstränge abgeschaltet werden, etwa um Kraftstoff zu sparen.

Revell - Fairey Gannet AS.1/AS.4

Die erste Serienversion AS.1 ging 1953 in Dienst. Ihre Hauptaufgabe bestand in der U-Boot-Jagd über See, wofür sie mit Radar, Sonarbojen und einem internen Waffenschacht für Torpedos oder Wasserbomben ausgestattet war. Die spätere, verbesserte AS.4 erhielt eine modernisierte Avionik und leichte aerodynamische Anpassungen, blieb jedoch technisch weitgehend identisch. Insgesamt entstanden über 340 Maschinen in verschiedenen Varianten, die bis in die frühen 1970er-Jahre bei der Royal Navy, der Royal Australian Navy und der indonesischen Marine im Einsatz standen. Auch bei der Bundesmarine waren 15 Gannets im Einsatz. Diese gehörten ab 1958 zum 1. Marinefliegergeschwader in Schleswig-Jagel und später in Kiel-Holtenau. Im Jahr 1962 wurde die U-Jagd-Staffel an das 2. Marinefliegergeschwader auf Sylt abgegeben. Nach der Teilung des Geschwaders im Jahr 1964 wurden die U-Boot-Jäger dem Marinefliegergeschwader 3 unterstellt, wo sie zur Aufklärung und U-Jagd über Nord- und Ostsee dienten. 1966 wurde die Gannet schließlich durch die größere Breguet Br.1150 Atlantic abgelöst.

Revell - Fairey Gannet AS.1/AS.4

Die Gannet im Modellbau

Die Fairey Gannet ist im Plastikmodellbau kein Unbekannter. Aktuell sind gut verfügbare Bausätze von Airfix im Maßstab 1:48 sowie von Trumpeter und Revell in 1:72 erhältlich. Selbst die mittlerweile veraltete Form, deren Ursprung auf ein Frog-Tooling von 1956 zurückgeht, wird noch heute von verschiedenen Herstellern angeboten.

Achtung: Diese alte Form wurde auch von Revell im Jahr 1996 unter der Nummer 04106 aufgelegt und hat nichts mit dem hier vorgestellten modernen Bausatz zu tun.

Auch Sword bietet eine Gannet an – allerdings in der AEW.3-Variante. Neben diesen gängigen Modellen findet man zudem eine ganze Reihe antiquarischer Bausätze, teils in ungewöhnlichen Maßstäben, die heute vor allem Sammlerwert besitzen.

Bis 2006 sah die Lage auf dem Modellbaumarkt noch anders aus, denn damals gab es lediglich den uralten Frog-Bausatz in 1:72. Danach änderte sich die Situation jedoch zügig: Sowohl Trumpeter als auch Revell kündigten neue Formen an. Trumpeter war etwas schneller und brachte seinen Bausatz zuerst heraus, während Revell im Jahr 2007 folgte. In den anschließenden Reviews schnitt der Bausatz aus Bünde jedoch insgesamt besser ab.

Während Trumpeter noch im selben Jahr die Trainervariante auflegte, folgte diese bei Revell erst 2013. Pünktlich zur „Volljährigkeit“ der Form legte Revell Anfang des Jahres die Fairey Gannet AS.1/4 als U-Bootjäger erneut auf – weitgehend unverändert zur Erstauflage von 2007, lediglich mit neuem Cover und anderen Abziehbildern.

Zum Bausatz

Das Titelbild zeigt eine Maschine des MFG 2 über einem wolkenverhangenen Meer. Es wirkt auf mich persönlich zwar etwas leer, dennoch freue ich mich, dass man in Bünde dem Karton ein neues Bild spendiert hat. Im Seitenöffnerkarton finden sich schließlich drei hellgraue Spritzgussrahmen, ein Rahmen mit Klarteilen sowie Anleitung und Abziehbilder. Die Teile sind sicher in einer Plastikfolie verpackt, einzelne Komponenten drohen sich jedoch gelegentlich zu lösen. 

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Konkret startet der Zusammenbau mit dem Bugfahrwerksschacht und dem Waffenschacht. Anschließend wird der Cockpitboden eingeklebt, worauf die Sitze, Seitenkonsolen und Instrumententafeln der drei Besatzungsmitglieder folgen, ebenso die Zwischenwände. Positiv hervorzuheben sind die detaillierten, erhabenen Strukturen sowie die Decals für sämtliche Konsolen und Sicherheitsgurte. Beim Innenleben hat Revell hier eindeutig die Nase vorn. Allerdings weisen viele Teile Formtrennnähte und leichten Flash auf, die natürlich sorgfältig versäubert werden sollten.

Das fertiggestellte Innenleben wird anschließend in den detaillierten und schön strukturierten Rumpf eingesetzt. Eine Angabe zum Buggewicht fehlt allerdings in der Anleitung – dieses sollte unbedingt ergänzt werden, um einen Tailsitter zu vermeiden. Es werden dann die ersten Klarteile eingesetzt.  Ebenso findet der Fanghaken im hinteren Rumpfteil seinen Platz, der laut Anleitung sogar beweglich bleiben kann. Im Bereich des Radars ist ein Ausschnitt vorgesehen, der mit einem separaten Bauteil verschlossen wird – hier sitzt das ein- und ausfahrbare Radar, das ebenfalls beiliegt. Auch die Rumpfnase wird als separates Teil geliefert; bei meinem Exemplar hatte sie sich bereits vom Gussrahmen gelöst. Dadurch verläuft an der Front – im Bereich des Lufteinlasses – keine Trennnaht, allerdings zeigen sich dort zwei kleine Sinkstellen unterhalb der Nase.

Der doppelt gegenläufige Propeller sollte bei vorsichtigem Umgang mit Klebstoff beweglich bleiben – also lieber sparsam kleben. Eine feine Zierleiste entlang des Cockpits liegt ebenfalls bei. Trotz insgesamt guter Passung sind an einigen Stellen kleinere Spachtelarbeiten erforderlich.

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Fairey Gannet AS.1/AS.4

 

Die beiden Flügel sind in Ober- und Unterhälften aufgeteilt. Eine eingeklappte Darstellung ist im Bausatz nicht vorgesehen, im Aftermarket-Bereich gibt es dafür jedoch passende Umrüstsätze. Die Höhen- und Seitenruder liegen separat bei und könnten theoretisch beweglich dargestellt werden. Dazu müssen allerdings die Halterungen sorgfältig versäubert werden, da hier etwas Flash vorhanden ist. Die Landeklappen lassen sich ausgefahren darstellen, ebenso kann der Waffenschacht geöffnet gezeigt werden. Das Fahrwerk ist schön detailliert und mehrteilig ausgeführt. Nebenher finden noch diverse Kleinteile ihren Platz am Modell. Besonders ikonisch sind die beiden Abgasrohre an den Rumpfseiten – sie sind bereits hohl gegossen und wirken dadurch sehr realistisch.

Die Klarteile sind insgesamt in Ordnung und kratzerfrei, allerdings besitzen die tropfenförmigen Cockpithauben aller drei Sektionen jeweils eine Formtrennnaht in der Mitte. Zudem hängen sie nur locker am Rand des Gussrahmens und können daher leicht abfallen. Die Trennnaht wirkt dabei leider auch als Sollbruchstelle, so dass die Hauben mittig schnell brechen – genau das ist mir beim Abnehmen der Teile ebenfalls passiert. 

Bemalung und Abziehbilder

Der Abziehbilderbogen beinhaltet umfangreiche Decals für die Innenausstattung sowie zahlreiche Wartungshinweise für die Maschine. Diese sind bei allen drei Versionen weitgehend identisch. Die Bemalung ist generell bei allen Varianten gleich: Duck Egg Yellow an der Unterseite und Dark Sea Grey auf der Oberseite. Sehr positiv hervorheben möchte ich, dass der Decalbogen sauber und übersichtlich aufgebaut ist. Man hat die flächenbezogenen Markierungen klar nach den einzelnen Versionen getrennt und zusätzlich einen Bereich mit allgemeingültigen Decals vorgesehen – so bleibt der Bogen nach dem Aufbringen strukturiert und sieht nicht aus wie ein „Schweizer Käse“. Wie bereits erwähnt, erlaubt der Bausatz die Realisierung von einem von drei Flugzeugen:

Revell - Fairey Gannet AS.1/AS.4

  1. Die erste Maschine gehörte zur britischen Marine, genauer gesagt zur 825 Squadron, jenem Verband, der im Zweiten Weltkrieg auch an der Versenkung der Bismarck beteiligt war. Nach dem Krieg wurde die Einheit zunächst der kanadischen Marine angegliedert und ging 1951 wieder an die Royal Navy zurück. Dort wurde das Geschwader mit der U-Boot-Jagd betraut und entsprechend mit der Fairey Gannet ausgerüstet. Zunächst war die Staffel auf der Luftwaffenbasis Eglinton stationiert, während des Koreakriegs wurde sie jedoch auf den Flugzeugträger HMS Ocean verlegt. Nach dem Krieg wurde der Verband zunächst deaktiviert, später aber mehrfach reaktiviert – jeweils mit neuer Ausrüstung und veränderten Aufgaben.
  2. Die zweite Maschine gehörte zur Royal Australian Navy und war bei der 816 Squadron auf dem Flugzeugträger HMAS Melbourne im Einsatz. Der Verband wurde 1948 von der Royal Navy an die australische Marine übergeben und war Teil der 20th Carrier Air Group. 1952 nahm die Staffel an den Atomtests auf den Montebello Islands teil und wurde ab 1953 auch im Koreakrieg eingesetzt. Ab 1956 erhielt der Verband die Fairey Gannet, die bis 1967 auf der Melbourne im Dienst stand, ehe sie im Zuge der Modernisierung des Trägers ausgemustert wurde.
  3. Die dritte Maschine ist auf dem Cover abgebildet und zeigt eine bundesdeutsche Gannet des Marinefliegergeschwaders 2. Im Oktober 1961 wurden die Gannets vom MFG 1 übernommen – im Tausch gegen 18 Sea Hawks. Die U-Jagdstaffel wurde anschließend nach Sylt verlegt. 1964 erfolgte die Ausgliederung aus dem MFG 2 und die Umwandlung in das Marinefliegergeschwader 3, wo die Maschinen bis 1966 im Einsatz blieben, bevor sie schließlich ausgemustert wurden.

Anleitung

Die Bauanleitung liegt als bunt bedrucktes A4-Heft bei und führt in 54 übersichtlichen Bauschritten zum gewünschten Ergebnis. Die Detailbemalung ist farbig dargestellt, allerdings nicht in jedem Punkt ganz korrekt. Wie üblich verweist Revell auf das hauseigene Farbsystem, und leider müssen die beiden Hauptfarben wieder selbst gemischt werden.

Ebenfalls typisch: Vorbildinformationen sucht man in der Anleitung vergeblich. Zudem sind einige Teilenummern vertauscht, und in Bauschritt 50 sind die Höhenleitwerke sogar verkehrt herum dargestellt.

Positiv hervorheben möchte ich hingegen, dass man sich bei den Bemalungsanweisungen für jedes der drei Flugzeuge jeweils zwei Seiten Platz genommen hat. Dadurch ist die Positionierung der einzelnen Decals klar und übersichtlich nachvollziehbar.

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Fairey Gannet AS.1/AS.4

 

Darstellbare Maschinen:
  • Fairey Gannet AS.1 Kennung 860, 816. Sqadron, HMAS Melbourne, Royal Australien Navy 1967
  • Fairey Gannet AS.1 Kennung 340, 825. Sqadron, Eglington, Royal Navy 1957
  • Fairey Gannet AS.1 Kennung UA+01, Marinefliegergeschwader 2, Sylt, Bundesmarine 1961
Stärken:
  • separate Ruderflächen
  • ausfahrbare Landeklappen
  • offen darstellbarer Waffenschacht
  • detaillierte Innenausstattung
Schwächen:
  • Trennnaht auf den Cockpithauben
  • Flügel nicht einklappbar darstellbar
  • kleinere Formtrennnähte, etwas Flash und vereinzelte Sinkstellen
  • kleinere Fehler in der Anleitung
Anwendung: Der Bausatz lässt sich dank seiner guten Passgenauigkeit angenehm verarbeiten, ist jedoch aufgrund der hohen Teilezahl nicht unbedingt für absolute Anfänger geeignet.

Fazit:

Dieser Bausatz ist nach wie vor der beste seiner Art für eine Fairey Gannet im Maßstab 1:72 und insgesamt ein sehr gelungenes Modell aus dem Hause Revell – zumal das New Tool noch keine 20 Jahre alt ist. Für mich ist dieser Bausatz uneingeschränkt zu empfehlen. Wie eindrucksvoll das Ergebnis aussehen kann, zeigen bereits mehrere Galeriebeiträge der Gannet hier auf Modellversium.

Weitere Infos:

Diese Besprechung stammt von Andy Hartung - 11. November 2025

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