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PZL P.23B Karas

von Jaroslaw Kierat (1:48 Mirage Hobby)

PZL P.23B Karas

Das Flugzeug

Als 1932 eine Ausschreibung der polnischen Regierung für einen Bomber - Aufklärer veröffentlicht wurde, hat die Firma PZL die Aufgabe angenommen. Unter Leitung von Ing. Prauss wurde eine für die damalige Zeit moderner Ganzmetall - Tiefdecker mit interner Bombenlast, einem Motor und drei Mann Besatzung vorgeschlagen. Der Prototyp ist 1934 geflogen, Aufgrund von eingeschränkter Sicht durch die Motorverkleidung und von Turbulenzen am Heckleitwerk wurde dieser jedoch schnell wieder überarbeitet. Heraus kam die spätere Version A, mit einem abgesenkten Motor (Pegasus IIM2 mit 590PS) sowie mit automatischen Vorflügeln.

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Auch diese Variante - vor allem wegen Schwierigkeiten mit dem Motor wurde kurzfristig zu der Variante B überarbeitet, welche mit dem Pegasus VII mit 710 PS sowie einer verbesserten Aerodynamik (ohne Slats) ausgerüstet wurde. Diese Maschine, von der in Summe an die 300 Stück gebaut wurden, wurde bis 1938 in die Feldeinheiten eingeführt.

PZL P.23B Karas

PZL P.23B Karas

Das Flugzeug wurde als ein so genanntes Linienflugzeug eingeplant. Das Konzept leitete sich noch aus dem ersten Weltkrieg, wo Flieger die statischen Frontlinien beobachten würden, und wo notwendig den Feind aus einer sicheren Höhe mit Bomben angreifen. Die Realitäten des Blitzkrieges haben gezeigt, daß diese Denkweise überholt war.

Die Maschinen mußten als Erdkampfflugzeuge eingesetzt werden, wozu sie nicht geeignet waren. Wenn man die Operationsberichte liest, meint man, das Flugzeug ist eine fliegende Fackel: sehr viele sind durch die Einwirkung leichter Waffen in Flammen aufgegangen.Ohne Panzerung und Jäger - Begleitschutz haben die Maschinen zwar wertvolle Aufklärungsdaten geliefert, mußten jedoch einen furchtbaren Blutzoll entrichten: während der sechs Wochen dauernden Kampfhandlungen wurden 87% der P-23 vernichtet.

PZL P.23B Karas

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Die dargestellte Maschine ist eine PZL P-23B Karas ( Karpfen), Nummer 3, Seriennummer 44.67, Flügelkennzeichen K-34 des 22 Geschwaders, stationiert in der Nähe von Krakau. So könnte die Maschine auf dem Behelfsflugplatz Kamien, am 3. September 1939 vor einem Angriff auf eine Deutsche Panzerkolonne bei Radomsko ausgesehen haben.

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Der Bausatz:

Der Bausatz der Firma WCM, ist eine VIP-Version des Modells von Mirage Hobby, ergänzt um einige Resin-Teile, wie z.B. die Besatzung, sowie ein großes Geschwaderlogo aus Kunststoff. In der Packung sind zwei Fotoätzteil - Bögen, davon eines nur für die Vorflügel der Variante A (die auch machbar ist), sowie ein Bogen guter Abziehbilder von Techmod welche 3 Bemalungsvarianten erlaubt. Zusätzlich habe ich mir noch einen Satz Masken von Montex SM48207) gegönnt.

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PZL P.23B Karas

Die Bauanleitung ist recht gut gemacht, detailliert und in Farbe. Aufgrund der äußerst genauen Ausarbeitung des Modells selbst, reicht die Anleitung nicht ganz aus, um das Innenleben korrekt aufbauen zu können. Hierzu sind die Originalbilder aus der Betriebsanleitung des echten Fliegers dringend empfohlen.

PZL P.23B Karas

Die Qualität der Teile deutet leider schon auf einen short-run kit hin. Die Spritzlinge haben zum Teil eine Orangenhaut, Sinkstellen oder fehlende Ecken. Es ist jedoch nichts, was nicht mit etwas Spachtelmasse und Schmiergelpapier behoben werden könnte.Die Klarsichtteile sind jedoch perfekt und Einwandfrei.

Die Paßgenauigkeit ist überraschend gut. Die Entwickler des Bausatzes haben sich wirklich viel Mühe gegeben, und vielen der Herstellungstechnischen Probleme vorgebeugt. Dadurch entstehen viele Kleinteile oder dünne Wände - die zwar auch später der Detailtreue zu Gute kommen, jedoch vom Modellbauer viel Geschicklichkeit und Fingerspitzengefühl verlangen.

PZL P.23B Karas

Aufbau:

Angefangen habe ich mit der Besatzung. Bei den Figuren mußten einige Resin - Angüße entfernt werden, die dahinter liegende Form der Figur mit einer Mikrofräse frei aus dem Vollen geschnitzt werden. Die Figuren konnten zum Teil vervollständigt werden. Teile, die später an das Flugzeug angepaßt müssen - wie der lässig heraushängende Ellenbogen des Schützen - können erst nach der Vervollständigung des Modells angebracht werden.

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Im inneren des Rumpfes befinden sich einige separate Decks, auf denen die Ausrüstung angebracht wird. Lt. Anleitung soll das Funkgerät direkt auf so ein Deck angebracht werden. Entsprechend von Originalfotos sollten die empfindlichen, Lampenbetriebenen Geräte auf elastischen Elementen aufgehängt werden. Aus diesem Grund habe ich die Teile auf Drahtfüßen montiert.

Das Instrumentenbrett ist gut brauchbar: die Aufkleber lassen sich auf das Relief des Bretts anbringen, und ergeben nach einer Behandlung mit Weichmacher recht gutes Ergebnis.

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Bei der Fotokamera gab es ein Problem mit der Aufhängung: die vier Zapfen waren viel zu empfindlich, und mußten mit Drahtstiften ersetzt werden. Dann war die Kamera auch noch nach unten zu lang, und mußte ca. 3mm gekürzt werden.

Das Innenleben des Rumpfes kann als eine kompakte Einheit zusammengebaut werden. Das ist sehr sinnvoll, da die vielen komplexen Teile so deutlich einfach zu handhaben sind. Durch die dünnen Wände paßt es gut in den Rumpf, der dann einfach verschlossen werden kann. Zum Zusammenkleben habe ich die Fugen einfach mit Kapillarkleber benetzt.

PZL P.23B Karas

Um die Seitenruderflosse einbauen zu können, muß der Rumpf in diesem Bereich hohlgeschliffen werden. Das Höhenruder habe ich nach oben ausgelenkt, da ich mich noch aus meinen Flugstunden erinnere, daß man bei einem Flieger mit Hecksporn beim Rollen immer den Knüppel ziehen muß, sonst kann man bei einer Unebenheit den Propeller beschädigen.

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Der Anbau der Flügel findet ohne Komplikationen statt. Es sollte höchstens noch die Oberfläche etwas geglättet werden, um die Orangenhaut zu entfernen.

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Der Aufbau des Fahrwerks ist kompliziert: Verkleidung jedes Beins besteht aus vier dünnen Schalen, die in meinem Fall auch noch kleiner Gußfehler hatten. Interessant ist auch das Sternenförmige PE-Teil, daß auf den Scheinwerfer geklebt werden sollte. Zunächst war mir nicht klar, was das ist. Dann habe ich begriffen, daß die Gläser meist mit einer Kappe geschätzt wurden, welche mit Lederriemchen verzurrt wurde, die eben so sternförmig angeordnet waren.

PZL P.23B Karas

Der Aufbau des Motors ist ohne Komplikationen. Ich habe den Propeller frei beweglich gemacht, indem ich eine Metallachse in die Nabe reingeklebt habe, dann einen längs durchgebohrtes zylindrisches Stück Plastik in den Motorblock als Lager. Die Welle wurde durch des Lager geführt, hinten mit einem weiteren Stück Plastik fixiert, so daß sie sich beim Anpusten frei dreht. Das gibt beim Fotografieren einen netten Effekt. Den Kühlerring, der rostig aussieht habe ich mit Humbrol 53 - (natural Metal) angesprüht, und dann mit MiG - Pigmenten eingerieben. Ergibt nach Versiegelung mit Mattlack ein recht überzeugendes Ergebnis. Die langen Auspuffrohre wurden übrigens genauso behandelt.Es sollten aber vor dem Anbringen der Baugruppe die Löcher rechts und links am Rumpf verschlossen werden (kleines Loch für MG rechts aber offen lassen).

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Nach dem sorgfältigen Ankleben der Kabine war die Wanne des Beobachters / Schützen dran. Sie muß aus einem Flachen Teil in U-Form gebogen werden. Dies ist recht schwierig, vor allem nach einem Anstrich von innen. Falls sich das Teil aufgrund von Hinterschnitten wirklich nicht anders fertigen läßt, wären mir drei separate Teile lieber.

Nach dem Anbringen der Bodenwanne wurden alle klaren Teile mit Masken versehen, und offene Stellen Mit Tamiya Band abgeklebt.

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Anstrich

Das Flugzeug erhielt dann eine Grundierung mit Mr.Surfacer 1000, ein Pre-shading mit Tamiya - Schwarz, und die Bereiche an denen später die Farbe abgesplittert werden sollte, wurden mit Alclad 2 silberfarben vorbehandelt.

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In der Anleitung wird für das Polnische Khaki die Mischung von zwei Vallejo Farbtönen empfohlen. In meinem Fall war die Farbe aber viel zu dick zum Sprühen. Nach dem Verdünnen mit Wasser haben sich binnen Sekunden die roten Pigmente am Boden abgesetzt, und oben blieb nur eine klare leuchten grüne Flüssigkeit. Ich beschloß daraufhin meine eigene Farbe zu mischen. Auf IPMS Stockholm findet sich ein sehr interessanter Bericht zu diesem Thema.

(http://ipmsstockholm.org/magazine/2007/05/stuff_eng_polish_colours.htm).

Wie es aussieht, entsprach die Farbe wohl am ehesten FS 34088 (grünlich), konnte aber je nach Alterung eher nach FS 30118 (oliv) oder gar FS 30097 (bräunlich) aussehen.Ich habe letztendlich halb und halb Humbrol 155 und 170 gemischt, was den Farbton nach meinem Geschmack recht gut getroffen hat, und sich dazu hervorragen sprühen läßt. 

PZL P.23B Karas

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Auf der Unterseite bin ich bei der Empfehlung der Anleitung zur Mischung von drei Vallejos geblieben. Diese haben sich zwar nicht ganz so schnell aufgetrennt, sind meiner Ansicht nach jedoch viel zu dunkel.

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PZL P.23B Karas

Nach dem Anstrich gab's eine Lage Future, und die Abziehbilder.

Diese sind sehr empfindlich in der Handhabung. Sie trocknen zwar hervorragen ein, silbern nicht, und haben fast keine Dicke. Dafür lassen sie sich kaum verschieben und trocken sehr schnell ein. Beim Aufkleben der großen Kennungen unter der Tragfläche ist äußerste Versicht angebracht - die Abziehbilder sollte geteilt uns sehr genau von der Anbringen vorpositioniert werden.Ich habe beim Bau eine Markierung falsch abgebracht - nach ein paar Sekunden war an Verschieben nicht mehr zu denken. Ich habe dann Abziehbilder von einem anderen Bausatz verwendet. Netterweise hat Mirage - Hobby nach Anfrage jedoch einen neuen Bogen nachgereicht.

PZL P.23B Karas

PZL P.23B Karas

Die Alterung wurde wie üblich mit Terpentin - verdünnten Künstlerölfarben abgeschlossen. Da die P-23 auf den Bildern recht glänzend aussehen habe ich davon abgesehen, das Modell mit Mattlack zu versiegeln. Statt dessen verwendete ich "trocken" aufgesprühtes Future, um verschiede Graduierungen von Glanz auf die Oberfläche anzubringen.

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Zum Schluß gab es eine Grundplatte aus Hartschaum, mit Eisenbahn-Kunstgras, auf die das große Geschwaderwappen - mit dem legendären Drachen des Krakauer Wawel-Hügels - aufgeklebt wurde

PZL P.23B Karas

Zusammenfassung

Der recht komplexe Bausatz verlangt weil Können und Geduld vom Modellbauer, belohnt die Mühe jedoch mit einem sehr schönen Modell eines eher selten und charaktervollen Flugzeugs.

Jaroslaw Kierat,
www.kierat.de

Publiziert am 12. Dezember 2009

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