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McDonnell Douglas F-4C Phantom II

SerNo. 40829 „Scat XXVII“

von Alexander Jost (1:48 Academy)

McDonnell Douglas F-4C Phantom II

Historisches

Colonel Robin Olds verdiente sich über Vietnam als Geschwaderkommodore des 8. taktischen Jagdgeschwaders großen Ruhm. Olds, der bereits hochdekoriert und mit 14 Luftsiegen aus dem Zweiten Weltkrieg versehen seinen Dienst in Thailand antrat, wurde sehr bald durch seinen ruppigen aber kumpeligen Führungsstil bekannt. Anders als viele Stabsoffiziere in ähnlicher Dienststellung führte er die Einsätze seiner Staffeln „von vorne“ an, meist aus dem Cockpit einer F-4C Phantom II.

McDonnell Douglas F-4C Phantom II

Er machte seinem Ruf als Haudegen alle Ehre, als er am 01.02.1967 entgegen jeglicher technischer Vorschriften und taktischer Einsatzverfahren die Operation „Bolo“ über Nordvietnam initiierte. Dabei täuschten mehrere Phantoms einen Bombenangriff von F-105 Thunderchiefs vor, indem Olds seine F-4-Flotte mit den ECM-Jammern der F-105 ausstatten ließ und die Phantom-Piloten die Anfluggeschwindigkeit und -verfahren der Thunderchief imitierten. Somit lockten die Phantoms des 8th TFW die nordvietnamesischen MiG-Jäger von ihren Basen, bekämpften die überraschten Angreifer erfolgreich und erzielten auf einen Schlag hohe Abschussquoten ohne eigene Verluste.

Olds ging 1973 als General und Kommandeur der US Airforce Academy in den Ruhestand. Er starb 2007 im Alter von 85 Jahren und gilt in den USA als Nationalheld.

McDonnell Douglas F-4C Phantom II

Scat XXVII

Olds taufte die von ihm geflogenen Flugzeuge in Erinnerung an seinen Lehrgangskameraden zu Zeiten der Airforce Academy namens Scat, und versah den jeweiligen Flieger mit einer römischen Ziffer.

Die dargestellte F-4C mit der SerNo. 40829, „Scat XXVII“, 8th Tactical Fighter Wing, Ubon Rachitani RTAFB, wurde im April 1967 nach der Operation „Bolo“ von Olds geflogen (Backseater: Oberleutnant William D. Lafever). Olds hatte zu diesem Zeitpunkt zwei Luftsiege über MiGs erkämpft, erkennbar an den beiden roten Sternen am linken Lufteinlass.

McDonnell Douglas F-4C Phantom II

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Der Bausatz

Bei dem Modell handelt es sich um Academys hevorragende 48er F-4C, in einer Decalversion out of the box, für die Darstellung von Col Robin Olds' "Scat XXVII". Das Academy-Modell ist toll zu bauen und passt trotz der Komplexität mancher Baugruppe super, so dass nur wenig gespachtelt werden musste. Insbesondere die feinen Gravuren des Bausatzes haben es mir angetan, die auf den großen Flächen des Modells gut zur Geltung kommen. Leider ist das Plastik durchweg etwas körnig und hat eine berüchtigte Orangenhaut-Oberfläche, so dass ich den ein oder anderen Farbauftrag immer wieder fleißig poliert und geglättet habe. Ich ergänzte den fein detaillierten Bausatz lediglich mit den interior/exterior-Ätzteilen von Eduard und den Resinrädern aus der Brassin-Serie. Die Ätzteile sind im Bereich des Cockpits wirklich hilfreich und machen optisch was her, allerdings sollte man insbesondere im Bereich der Armaturen des Backseaters noch einmal Vorbildrecherche zur Auskleidung der Cockpitkanzel betreiben. Bei meiner F-4 fehlen dort noch einige Rundinstrumente. Auf die anderen Ätzteile, insbesondere in den Fahrwerkschächten, kann man getrost verzichten, weil man davon beim stehenden Modell eh nicht mehr viel sieht.

McDonnell Douglas F-4C Phantom II

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Das kleine Diorama stellt einen Ausschnitt einer der geschütztene Abstellboxen/ "revetments" der Ubon Airforce Basis dar. Für die "Betonplatten" der Dio-Oberfläche habe ich Moltofill-Spachtel auf eine Styrodurplatte aufgetragen und die einzelnen Betonsegmente mit einem Messer eingeschnitten. Dann wurde fast wie in echt verfugt - hier allerdings nicht mit dem Teerkocher, sondern mit einer Mischung aus Weißleim und Acrylfarbe mit einer Spritzenkanüle. Das Diorama ist so geschnitten, dass man das Flugzeug von allen Seiten betrachten kann, weil das revetment seitlich durchbrochen ist. Dazu habe ich Plastikplatten von der Rückseite eines alten Schreibtischkalenders und zurechtgeschliffene Evergreen-Profile benutzt. Sie wurden in verschiedenen Grüntönen lackiert, mit Metallpigmenten poliert und mit bräunlichen Ölfarben gewaschen.

McDonnell Douglas F-4C Phantom II

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Außerdem wurde noch ein wenig Kleinkram dazugepackt: Generatorwagen von Hasegawa (die waren seinerzeit, wie sämtliche Bodengeräte, in grellem Gelb lackiert), grüne Abdeckplanen für die Intakes (gegen foreign object damage/FOD), Abdeckkappen für die Sidewinders (habe ich aus einer Stromkabelhülle, Weißleim und Draht modelliert), sowie zwei MK-82 Bomben mit Distanzzünder (und Auslösekabel, versteht sich) auf einem Holzrack.

McDonnell Douglas F-4C Phantom II

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Die recht grob modellierte Figur besteht aus Weißmetall und stammt von Airwaves. Den Kopf habe ich von Quickboost geräubert, um Robin Olds samt hinzumodelliertem Schnurrbart etwas näher zu kommen. Bei der Figur erkennt man die typische Vietnam-Pilotenausstattung mit Colt im Holster. Colonel Olds hatte meist noch zusätzlich einen Patronengurt umgehängt und ein Messer an seinem Gurtgeschirr. Beides hat er für die Fotos in diesem Bericht allerdings abgelegt.

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Fazit

Academys Bausatz ist ein Fest für Detailfreaks und Freunde guter Passgenauigkeit. Die Ätzteile der Eduard-Sets sind aber nur für das Cockpit/Canopy und einige Bombenzünder wirklich brauchbar, der Rest ist nette Beigabe.

Referenzen.

  • Unterhaltsam zu lesen und eine gute Primärquelle vom General a.D. persönlich: Robin Olds/ Olds/ Rasimus, Fighter Pilot, the memoirs of legendary ace Robin Olds, ISBN 978-0-312-56023-2, New York, 2010.
  • Klassiker mit guten Infos zur Phantom allgemein: Davis/Greer, Squadron/Signal Publications No. 65 F-4 Phantom II in action, Carrolton/Texas, USA 1984, ISBN 0-89747-154-7.
  • Interessante Story und aussagekräftige Bilder zu Olds und seiner Maschine im Netz auf travelforaircraft
  • Infos vom Nationalmuseum in Dayton/Ohio, USA, mit Olds' restaurierter Maschine auf der Website des Nationlmuseums
  • Statistik bei 8tfw.com: Col Olds' Luftsiege und andere im 8th TFW.

McDonnell Douglas F-4C Phantom II

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Epilog

Wie das immer mal wieder so ist im Modellbau: da wird stundenlang im Internet gesurft und gelesen, es werden hunderte Bilder betrachtet, Bücher gekauft, zahllose Seiten an Literatur verschlungen - und dann baut man ein Flugzeug out of the box, nimmt ein paar Ätzteile dazu, um dann nach „Vollendung“ festzustellen, dass man doch besser noch etwas aufmerksamer hätte recherchieren sollen. Im vorliegenden Falle habe ich AIM9-J-Sidewinder-Raketen montiert, obwohl dieser Raketentyp erst ab Anfang der 1970er Jahre entwickelt und über Vietnam erst 1972 während der Linebacker-Kampagne genutzt wurde – also erst fünf Jahre nach der hier dargestellten F-4C. AIM9-B Sidewinders wären die richtige Wahl gewesen. Witzig ist, dass dieser Raketentyp dem Bausatz beliegt, Academy in der Bauanleitung aber die AIM9-J vorsieht.

Außerdem habe ich die Sprossen der Cockpitleiter mittlerweile schwarz angemalt – beim Original waren sie entsprechend mit Antirutschbeschichtung versehen, wie Originalbilder zeigen...

McDonnell Douglas F-4C Phantom II

Oktober 2016

Alexander Jost

Publiziert am 06. Oktober 2016

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