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R.A.F. TSR.2

(Great Wall Hobby - Nr. L1003)

Great Wall Hobby - R.A.F. TSR.2

Produktinfo:

Hersteller:Great Wall Hobby
Sparte:Flugzeuge Militär Modern
Katalog Nummer:L1003 - R.A.F. TSR.2
Maßstab:1:144
Kategorie:Bausätze (Plastik)
Erschienen:2013
Preis:ca. 28€
Inhalt:
  • 4 Spritzlinge aus weißem Polystyrol
  • 1 klarer Spritzling
  • 1 Ständer aus schwarzem Polystyrol
  • Nasschiebebilder für die drei Prototypen
  • Bauanleitung
  • Farbprofil

Besprechung:

Das Vorbild

1956 stellte die Royal Air Force einen sehr anspruchsvollen Anforderungskatalog für einen leichten Bomber als Ersatz für die English Electric Canberra auf. Das Flugzeug sollte nicht nur Atomwaffen tragen können, sondern sowohl in niedriger als auch in hoher Flughöhe extrem schnell (1,2 bzw. jenseits 2 Mach) fliegen, dabei aber auch von kurzen Pisten einsetzbar sein. Im damaligen Szenario eines Atomkrieges sollte das neue Muster sowohl taktische als auch (nuklear-) strategische Einsätze fliegen wie auch Aufklärung leisten. 1959 wurde der Öffentlichkeit mitgeteilt, dass das neue Flugzeug von Vickers Armstrong und English Electric gemeinsam gebaut und die Bezeichnung TSR.2 bekommen sollte. Diese Bezeichnung reflektierte die genannten Einsatzzwecke Tactical, Strike bzw. Reconnaissance. Auffällig an der TSR.2 war die Konfiguration als Hochdecker mit einem kleinen, zu den Tragflächenspitzen nach unten abgewinkelten Deltaflügel, wodurch die geforderten Flugleistungen erzielt werden sollten.

Das Flugzeug wurde von zwei Bristol-Siddely Olympus–Triebwerken angetrieben, die jeweils einen maximalen Schub von 136,7 kN liefern konnten. Zwischen 11.000 und 16.000 m Flughöhe konnte damit eine Reisegeschwindigkeit von Mach 2,05 und eine Spitzengeschwindigkeit von Mach 2,35 erreicht werden.

TSR.2 Prototyp in DuxfordTSR.2 Prototyp in DuxfordTSR.2 Prototyp in CosfordTSR.2 Prototyp in CosfordTSR.2 Prototyp in Cosford

TSR.2 Prototyp in Duxford

TSR.2 Prototyp in Duxford 

Ein Anfang - und sofort das Ende

Die TSR.2 besaß zahlreiche wichtige technologische Neuerungen; ihre Navigationsradarausstattung ermöglichte einen erheblich wirksameren Autopiloten als bislang, so dass Hochgeschwindigkeitsflüge in geringen Flughöhen über längere Strecken möglich wurden. Rundum war das Muster seiner Zeit voraus und hätte das Zeug zum besten Allzweckkampfflugzeug der näheren Zukunft gehabt. Verzögerungen und Verteuerungen des Projekts sowie wachsende Geldknappheit der britischen Regierung sowie politische Rücksichtnahmen auf den Verbündeten (und Lieferant strategischer Raketensysteme) USA führten jedoch zu einem bitteren Ende.

Der Erstflug des Prototyps XR 219 im September 1964 zeigte, dass die TSR.2 die in sie gesetzten Anforderungen voll erfüllte; trotzdem wurde auf höchster Regierungsebene beschlossen, dieses Projekt wie einige andere abzubrechen. Diese Anordnung wurde im April 1965 bekanntgegeben. Binnen der nächsten sechs Monate wurden die spezifischen Werkzeuge und die halbfertigen Flugzeuge verschrottet; drei der fünf Prototypen wurden auf dem Schießplatz in Shoeburyness an der Themse zu Zielübungen benutzt. Nur zwei noch nicht fertiggestellte Prototypen blieben erhalten und sind heute in den Museen Cosford (XR 220) und Duxford (XR 222) ausgestellt.

Die TSR.2 bleibt als Projekt von großem Potential, das über die nächsten zwanzig Jahre das Rückgrat der britischen Luftstreitkräfte hätte bilden können, aber durch Geldmangel, Mangel an Weitsicht und politische Intrigen zerstört wurde, in Erinnerung.

Vorbildlich die Sicherung der SpritzlingeSpritzling B, oben rechts die (nicht passende) AtombombeDer nicht in der Bauanleitung verzeichnete Spritzling mit AußenlastenDie Klarsichtteile, oben die Kameras nur für XR 220Der Ständer mit KugelgelenkR.A.F. TSR.2R.A.F. TSR.2
Die Pilotenfiguren sind etwas knubbelig ausgefallenBlick auf die RumpfoberseiteIm Cockpit könnte etwas mehr Detaillierung seinBlick ins RumpfinnereR.A.F. TSR.2

Vorbildlich die Sicherung der Spritzlinge

Vorbildlich die Sicherung der Spritzlinge 

Der Bausatz

Great Wall Hobby präsentiert den 2011 vorgestellten Bausatz von Pit Road nun auch unter seinem Namen. Die Verpackung ist exzellent und sorgt mittels Einschweißung, einem Zwischenboden und an eine Pappe angeklebten Spritzlingen dafür, dass wirklich alles heil beim Kunden ankommt. Das Modell ist in weißem Kunststoff gespritzt, die Teile sind gut detailliert und sauber erstellt.

Der Rumpf ist vertikal geteilt, die Rumpfhälften wurden mit geteilten Formen gespritzt. Zahlreiche innere Versteifungen sorgen für eine stabile Oberschale. Wie dem Bausatz ein Ständer beiliegt, enthält er auch Pilotenfiguren zum Ausfüllen der Cockpits. Die Inneneinrichtung ist sehr basal, die kleinen Fenster sollten aber auch nicht allzu viel Einblick ermöglichen. Trotzdem wären Decals für das Cockpit eine deutliche Verbesserung gewesen.

Schön detailliert sind die Fahrwerkschächte und die Fahrwerke. Die Prototypen flogen unbewaffnet, aber die TSR.2 reizt zum Bau einer theoretischen Einsatzmaschine, oder neudeutsch eines „Whiffers“ (von englisch „what if?“ - „was wäre, wenn?“) Von daher umfasst der Bausatz eine Atombombe und alternativ dazu eine Einlage in den Bombenschacht.

Diese entspricht den in XR 220 heute noch vorhandenen Einbauten zur Flugerprobung, hat also in einer Serienmaschine nichts zu suchen. Die Atombombe entspricht dem älteren Modell „Red Beard“, das von der TSR.2 nicht hätte eingesetzt werden können. Die spätere Atombombe vom Typ WE.177A sah deutlich anders aus.

Im Bausatz enthalten, aber nicht in der Anleitung erwähnt, ist ein Spritzling mit vier Luft-Boden-Raketen, vermutlich des französischen Typs AS. 30 und einer unter dem Bombenschacht zu montierenden Verkleidung, vermutlich der für Überführungsflüge projektierte 1000 Gallonen fassende Zusatztank. Von daher erleichtert dieser Bausatz den Bau hypothetischer Varianten.

Der beigelegte Ständer erfordert einen Ausschnitt im Rumpfboden und ermöglicht die Darstellung der TSR.2 im Flug. Die Klarsichtteile sind sauber und schlierenfrei gespritzt.

Die Bauanleitung ist klar strukturiert und leserlich gedruckt. Sie beschreibt den Bau in 14 Stufen. Das Farbprofil auf der Rückseite enthält auch die Anleitung für die Decals und Farbreferenzen, diese nur auf Gunze-Farben. Baubar sind hinsichtlich der Markierungen die beiden Museumsmaschinen und der einzig geflogene Prototyp XR 219. Die Decals sind umfassend, sauber gedruckt und sollten sich gut verarbeiten lassen.

Ein befreundeter Modellbauer hat mich auf ein Problem beim Bau aufmerksam gemacht: Es ergibt sich ein Problem, wenn der Bauanleitung folgend die Tragfläche vor den Verkleidungen der Fahrwerkschächte (Teile A4 und A5) montiert wird. Dann passen diese Teile nicht ohne Beschneiden. Wird im Gegensatz zur Bauanleitung die Tragfläche nach Erstellen der Fahrwerkschächte und ihrer Verkleidungen eingebaut, passt alles problemlos. Ich habe es bei meinem Kit nachgeprüft und es ist tatsächlich so. Hier wäre eine Änderung der Bauanleitung sinnvoll.

R.A.F. TSR.2R.A.F. TSR.2R.A.F. TSR.2R.A.F. TSR.2

R.A.F. TSR.2

 

Stärken:
  • Exzellente Wiedergabe eines historisch bedeutsamen Flugzeuges
Schwächen:
  • Passungsprobleme bei Befolgen der Bauanleitung
  • Wenig Details im Cockpit

Fazit:

Mit diesem Bausatz liegt ein faszinierendes Flugzeug im sehr übersichtlichen Maßstab vor. Die Produktion und Detaillierung ist auf der Höhe der Zeit. Diese TSR. 2 ist in jeder Sammlung von Flugzeugen des kalten Krieges gut aufgehoben und aufgrund ihrer Flügelgeometrie sehr platzsparend unterzubringen – sehr empfehlenswert!

Weitere Infos:

Referenzen:

en.wikipedia.org

Die englischsprachige Seite beschreibt Werden und Scheitern des Projekts wesentlich ausführlicher als die deutsche Wikipedia.

www.thunder-and-lightnings.co.uk

Die Seite des Luftfahrtenthusiasten Damien Burke ist immer empfehlenswert, wenn es um britische Flugzeuge der Nachkriegszeit geht. Hier findet sich sehr viel Material zur TSR.2 und auch einige interessante Whiffer-Profile!

Diese Besprechung stammt von Frank Spahr - 09. Januar 2014

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