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Sopwith Schneider

Rennmaschine für den Schneider-Pokal in Monaco von 1914

von Frank Barkhofen (1:48 Special Hobby)

Sopwith Schneider

Vor einiger Zeit hatte ich bereits eine Sopwith Tabloid in der Form eines russischen Nachbaus als Lebed VII gebaut und auch hier gezeigt. Bereits damals reifte der Entschluss zu einem weiteren Projekt dieses Flugzeugtyps, diesmal als Wasserflugzeug-Rennmaschine um den Schneider-Pokal in Monaco von 1914, die dann in der Folge als Sopwith Schneider Bekanntheit erlangte.

Sopwith Schneider

Erst kurz vor dem Rennen, am 31. März 1914, war das Flugzeug, mit einem stärkeren 100 PS Gnome und einem Zentralschwimmer ausgerüstet, fertiggestellt. Beim ersten Test am 1. April auf dem Hamble River stellte sich das Flugzeug beim Gasgeben sofort auf den Kopf und schleuderte Pilot Howard Pixton ins kalte Wasser! Der Ärmste hatte nach einer schweren Erkältung erst kurz zuvor das Bett verlassen. Nach Bergung der Maschine sägte man den Zentralschwimmer in zwei Teile und brachte diese weiter vorn an. Der nächste Test am 8. April klappte dann, nur der Heckschwimmer wurde noch direkt an den Rumpf gesetzt, um höhere Anstellwinkel zu ermöglichen. In dieser Konfiguration wurde das Flugzeug nach Monaco gebracht. Es blieben aber Probleme mit dem Umlaufmotor, für deren Lösung man vom Motorenhersteller die Empfehlung bekam, eine kleinere Luftschraube größerer Steigung zu benutzen. Eine solche konnte von einem anderen Team geliehen werden (was übrigens die etwas seltsame Befestigung auf der Welle erklärt).

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Am 20. April 1914 vollendete Howard Pixton die geforderten 28 Runden von je 10 km in 2 Stunden und 13 Sekunden, obwohl nach der halben Strecke ein Zylinder des Umlaufmotors ausgefallen war - der Sieg! Mit zwei weiteren Runden vollendete er noch die 300 km mit einer neuen Weltrekordgeschwindigkeit für Wasserflugzeuge. Es gab ein Preisgeld, aber noch wichtiger war der geschäftliche Erfolg für die Firma Sopwith, die Tabloid mit Schwimmern wurde als Sopwith Schneider verkauft und war die Basis der späteren Sopwith Baby. Wikipedia hat einen Artikel dazu, wobei die englische Version wesentlich umfangreicher ist.

Sopwith Schneider

Da es in dieser Form keinen Bausatz dieses historisch wichtigen Exemplars in 1:48 gibt, hatte ich unmittelbar nach Fertigstellung der Lebed mit dem Bau von Schwimmern in Echtholz experimentiert. Dazu hatte ich einen Sperrholzkern (mit teilweiser Bleifüllung - man will ja keinen Tailsitter!) in Form geschliffen und mit über Dampf gebogenem Furnier beschichtet. Die damaligen recht einfachen Formen provozierten regelrecht diese Bauweise. Fehlende Decals ließen das Projekt dann erst einmal einschlafen. Von Special Hobby gibt es den Sopwith Tabloid Bausatz in mehreren Varianten, unter anderem auch als als "Limited Edition" Sopwith Schneider mit Schwimmern. Der Bausatz ermöglicht drei verschiedene Schneider der späteren Serienproduktion mit vielen Optionsteilen wie Leitwerken, Zwei- und Vierblattpropeller, Querruder oder Flügelverwindung usw., sogar mit tollen Decals von Cartograf gedruckt. Der Gewinner von Monaco ist aber nicht dabei, trotzdem diente mir dieser Bausatz als Basis. Statt Decals zu nutzen, habe ich die Beschriftung des Modells mit der Hilfe von Airbrushmasken lackiert, die ich zuvor mit meinem Schneidplotter erstellt hatte.

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Neben den Schwimmern habe ich auch die Streben, viele Teile im Cockpit sowie die Luftschraube aus echtem Holz gefertigt. Auch bei diesem Modell wurde ein Resin-Umlaufmotor von Small Stuff eingebaut, hier ein 9-Zylinder "Gnome Monosoupape 9B2 100 PS". Die Verkleidung des Vorderrumpfes inklusive Motorhaube entstand aus dünnen Aluminiumblechen verschiedener Stärken, da der Motor originalgetreue Abmessungen hat und somit bei korrekten Außenabmessungen kein Platz für dickes Plastik bleibt. Weitere Teile wurden aus Messing und Neusilber gescratched und die Verspannung wird von Metall-Spannschlössern der Firma Gaspatch Models aus Griechenland gehalten. Für die Lackierung kamen Farben von Clou für die Holzteile, Alcald, MR-Paint und Gunze zum Einsatz. Die leichte Alterung erfolgte mit Öl- und Pastellfarben.

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Sopwith Schneider

 

Als Informationsquellen für den Bau dienten mir das Windsock Mini Datafile 9 "Sopwith Tabloid", aber auch das Windsock Datafile 60 "Sopwith Baby". Da das "Baby" als Wasserflugzeug aus der Sopwith Schneider entwickelt wurde, ist die Geschichte der Wasserflugzeuge (inklusive Zeichnungen) in diesem Datafile enthalten. Gerade durch die Teilnahme am Schneider-Pokalrennen mit großem Publikumsinteresse (bis zu 200.000 Zuschauer!) existieren einige Fotos aus Monaco, auch Berichte, Fotos und Zeichnungen im Magazin "Flight", die sehr hilfreich waren. Einen ausführlichen Baubericht kann man hier nachlesen.

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Fazit

Der Bau dieses Unikats aus Holz, Aluminium und Polystyrol hat wirklich Spaß gemacht! Mit der Fertigstellung steigt jetzt die Wahrscheinlichkeit, daß unmittelbar ein Hersteller mit einem Bausatz für diese Version um die Ecke kommt :-)

Sopwith Schneider

Frank Barkhofen

Publiziert am 22. Juli 2020

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