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Royal Louis

von Frank Meißner (1:200 Heller)

Royal Louis

In den Siebziger- und Achtzigerjahren des vorigen Jahrhunderts gab es mal das “modell magazin”. In diesem war der Bau der Heller Victory 1:100 beschrieben. Seitdem ist es mein Modellbauertraum, mal dieses Schiff zu bauen. Das Segeln habe ich auch mal auprobiert! Dabei habe ich aber festgestellt, dass das nichts für mich ist. Auch ist die Größe der fertigen Modelle ein Problem. Warum also die Royal Louis in 1:200 von Heller? 

Royal Louis

Diese Segelschiffe haben bei mir schon immer eine Faszination ausgelöst. Bei der modernen Seefahrt werden Knöpfe gedrückt, oder ein Schalter umgelegt, was dann die entsprechende Reaktion auslöst. Bei alten Segelschiffen musste dies alles durch starke Hände erledigt werden. Es erfordert ein unwahrscheilich hohes seefahrerischen Können, die Abläufe so zu koordinieren, dass daraus gezielter Vortrieb entsteht.

Royal Louis

Zu diesem Bausatz bin ich mal wieder auf eine ungewöhnliche Art gekommen. Bei unserer jährlichen Modelbaushow gibt es eine Verlosung. Unter den zu verlosenden Modellen war auch das der Royal Louis. Da war ich natürlich neugierig und habe den Bausatz mal genauer unter die Lupe genommen. Ok, nach einiger Zeit bin ich dann wieder gekommen und habe ein zweites Mal geguckt und dabei Mike, dem Auktionator, scherzhaft gesagt, dass er doch für den Kit bloß mein Los ziehen soll. Na ja, ich gehe durch die Ausstellung und plötzlich steht Mike neben mir und fragt mich, ob ich denn auch Modelle zum Verkauf anbieten würde. Ich wusste erst gar nicht, warum er fragt, bis er dann vorschlug, den Bausatz der Royal Louis gegen einen meiner Bausätze einzutauschen. Da habe ich natürlich nicht gezögert und habe dafür meinen Revell-Bausatz der Focke-Wulf Fw 190 F-8 1:32 hingegeben.

Royal Louis

In Vorbereitung auf die Victory wollte ich ein Schiff bauen, um die nötigen Fertigkeiten zu erlernen und auszuprobieren. Dies ist ein Bericht, der sich mehr mit dem Weg als mit dem Ziel auseinandersetzt. Es war mir klar, dass das Ergebnis nicht perfekt wird. Auch war mir nicht bewusst, dass mich der Bau an meine Grenzen bringen wird.

Folgende Herausforderungen gab es:

  • naturgetreue Nachbildung des Rumpfs und der Holzstruktur der Masten
  • Wanten
  • realistisches Aussehen der Segel
  • Takelage

Royal Louis

Der Bau ging mit dem Zusammensetzen des Rumpfs los. Das war kein Problem und die Teile haben trotz des Alters des Bausatzes gut gepasst. In der Realität wird das Aussehen des Holzes und des Anstrichs durch Wind und Wetter beeinflusst. Ich habe den Rumpf daher mit dem Pinsel bemalt. Hier habe ich verschiedene Brauntöne gemischt, um eine unterschiedliche Farbgebung der Holzplanken zu erreichen. Bei dem Teil des Rumpfes, der unter der Wasserlinie liegt, habe ich mich entschieden, diesen weiß ohne Alterung zu lackieren. Das gefällt mir so einfach besser. Den gleichen abgenutzten Effekt der Planken wollte ich bei der Gestaltung des Decks erreichen. Oft habe ich gehört, dass im Modellbau mit Ölfarben gearbeitet wird. Also habe ich das ausprobiert. Ich habe dabei Farben aus dem Künstlerbedarf ohne Verdünnung verwendet. Der erste Eindruck war auch positiv. Als die Farbe aber nach fast einer Woche immer noch nicht annähernd trocken war, habe ich diese mit Aceton entfernt und das Deck ebenfalls mit gemischten Brauntönen aus Acrylfarbe bemalt. Das hat gut geklappt und ich bin mit dem Ergebnis zufrieden. Ein ähnliches Vorgehen habe ich bei den Masten angewendet. Anstatt diese einheitlich mit “Holzfarbe” zu bemalen, habe ich wieder Farbe gemischt, um ein lebendigeres Aussehen zu erzielen.

Royal Louis

Nachdem bisher alles ganz gut funktioniert hat, habe ich mir Gedanken über die Takelage und die Segel gemacht. Einen Teil der Takelage habe ich bereits vor Befestigung der Segel angebracht (siehe nachstehendes Bild).

Die ersten Leinen, Seile, Taue
Die ersten Leinen, Seile, Taue

Das hilfreiche Fachbuch
Das hilfreiche Fachbuch

Der Gedanke dabei war, dass ohne die Segel mehr Platz zum Arbeiten vorhanden ist. Ich habe dabei ein Fachbuch (siehe obiges Bild) zu Rate gezogen und wollte dabei natürlich so viele Details wie möglich darstellen. Als Material habe ich Nähgarn und EZ Line (siehe Bild unten) verwendet. Ein Modellbaufreund benutzt dies, um die Verspannungen an WW I-Flugzeugen darzustellen. Es handelt sich um ein schwarzes, gummielastisches Material, das sich mit Cyanacrylatkleber befestigen lässt. Solange es nicht belastet wird, bleibt es auch gerade. Bei der Menge an Takelage wird durch deren Befestigung auch ein Zug an den verschieden Teilen ausgelöst. Grade durch die Spannung der EZ Line wird dieser noch verstärkt. Das führt dazu, dass sich die Teile unnatürlich verbiegen. Ich habe gelernt, dass die Takelage so spannungsfrei wie möglich befestigt werden sollte.

EZ Line
EZ Line

Segel sind ja normalerweise nicht schneeweiß, sondern weisen nach einigen Wochen auf See Gebrauchsspuren auf. Außerdem hängen sie nicht schlaff herunter, sondern werden durch den Wind aufgebläht. Wie lässt sich dies realistisch nachbilden? Bei meiner Recherche ist mir eine Lösung für die Alterung in Form des Einfärbens des Materials mittels Kaffeelauge (sh. Bild unten) aufgefallen. Das funktioniert gut und wie zu erwarten, hängt der Färbungseffekt von der Einwirkzeit ab. Als Material für die Segel wird Japanpapier empfohlen. Das hat bei mir nicht funktioniert, weil es sich schon beim Färbevorgang aufgelöst hat. Danach habe ich Butterbrotpapier ausprobiert - das hat gut funktioniert! Jetzt muss das Ganze nur noch eine entsprechend gewölbte Form bekommen. Dazu habe ich auf einer Holzplatte mit Gips eine Form modeliert (siehe übernächstes Bild).

Bad in der Kaffeelauge
Bad in der Kaffeelauge

Gipsform für Segel
Gipsform für Segel

Segel sind oft mit Seilen verstärkt. Um für diese einen gleichmäßigen Abstand zu erhalten, habe ich Nägel entsprechend befestigt. Wenn nun das Butterbrotpapier die gewünschte Färbung erhalten hat und getrocknet ist, wird es auf die Gipsform gelegt und mit Holzleim eingepinselt. Das Papier nimmt hier die gewünschte Form an. Dann wird mit Nähgarn von Nagel zu Nagel ein Netz gespannt, danach wieder Holzleim aufgetragen, um das Nähgarn zu fixieren. Als nächster Schritt wird dann eine weitere Schicht Butterbrotpapier aufgelegt und verklebt. Es entsteht praktisch ein Sandwich: Butterbrotpapier-Garn-Butterbrotpapier. Das muss nun trocknen und erhält dabei eine stabile Form (siehe Bild unten). Dem Bausatz liegt ein Sheet aus Plastiksegeln bei, diese sehen aber sehr unrealistisch aus. Sie lassen sich jedoch gut für das Ausschneiden der DIY-Segel nutzen. Insgesamt hat sich dieses Vorgehen bewährt. Bei der Gipsform sollte jedoch auf eine ausreichende und gleichmässige Wölbung geachtet werden, damit das Garn gleichmäßig aufliegt. Das hatte ich nicht beachtet (siehe übernächstes Bild), so dass hier Nacharbeit notwendig war.

Segel in Sandwich-Bauweise
Segel in Sandwich-Bauweise

Nacharbeit erforderlich!
Nacharbeit erforderlich!

Wie bereits erwähnt, habe ich vorher schon umfangreich an der Takelage gearbeitet. Bei der Anbringung der Segel stellt sich aber nun heraus, dass hier viele Leinen im Weg sind. Das erfordert eine Entfernung und ein Neuanbringen. Um hier zukünftig Frustrationen vorzubeugen, werde ich vor dem Anbringen der Segel nur einen kleinen Teil der Takelage fertigstellen. Außerdem habe ich festgestellt, dass die EZ Line nicht belastbar ist. Ein gewisses Durchhängen bei Belastung wird sich wohl auch bei Garn nicht vermeiden lassen - die EZ Line ist hier aber völlig unbrauchbar.

Rahmen als Hilfe zum Herstellen von Wanten
Rahmen als Hilfe zum Herstellen von Wanten

Das Herstellen der Wanten wird durch entsprechendes Werkzeug, welches dem Bausatz beiliegt, erleichtert. Dabei wird der Anleitung entsprechend Nähgarn auf einem Rahmen (sh. Bild oben) angebracht. Damit das Ganze bei der Entfernung vom Rahmen nicht auseinanderfällt, müssen die Fäden mit Klebstoff fixiert werden. Ich habe mich dabei für sehr dünnflüssigen Sekundenkleber entschieden. Was ich aber nicht bedacht habe, war, dass sich der Kleber im Bereich der Rahmenverstärkung nicht richtig verteilt hat. Dadurch ist es zum unschönen Verbleib von Kleberesten gekommen. Erst nachdem ich die Verstärkung aus dem Rahmen entfernt habe, war das Problem behoben. Ein Verziehen des Rahmens konnte ich danach nicht feststellen.

Royal Louis

Royal Louis

Mein Fazit nach dem fast dreimonatigen Bau ist, dass der Segelschiffsmodellbau aus meiner Sicht die Königsdisziplin des Plastikmodellbaus ist. Es gilt hier so viele verschiedenen Fertigkeiten zu vereinen und dabei nicht die Geduld zu verlieren. Mit Recht wird in verschiedenen Baubeschreibungen darauf hingewiesen, dass die Takelage besonders herausfordernd ist. Ich habe festgestellt, dass hier etwas weniger manchmal mehr ist. Durch Ausprobieren und Experimentieren wird der nächste Bau gewiss einfacher. Mit dem Bau der Victory werde ich mir allerdings noch etwas Zeit lassen.

P.S.: Die Geschichte der Royal Louis steht im Internet! 

Royal Louis

Royal Louis

Frank Meißner

Publiziert am 13. Dezember 2025

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