M36 U.S. Tank Destroyer(Tamiya - Nr. 35390)
Produktinfo:
Besprechung:Zum VorbildZum historischen Vorbild kann man an dieser Stelle auf den Text anlässlich der Modellvorstellung des M36 von Academy (2017) verweisen. Über seine Einsätze im Zweiten Weltkrieg und in Korea hinaus fand der Panzerjäger M36 noch lange Jahre Verwendung, z.B. auf dem indischen Subkontinent und im früheren Jugoslawien. Aber auch das französische Indochina-Kontingent wurde mit dem Jagdpanzer in der späten Phase des Konfliktes (1951) ausgerüstet, wobei es sich um Fahrzeuge mit der 90 mm Kanone und Mündungsfeuerbremse handelte, über die die letzten 600 Exemplare der Produktion verfügten. Zwar hatte der von der Sowjetunion und der VR China unterstützte Viet-Minh (Vorläufer des Viet-Cong) keine eigenen Panzerfahrzeuge ins Feld geführt, jedoch befürchtete man in Frankreich, dass chinesische Panzer vom Typ IS 2 im Norden Vietnams eingesetzt werden könnten. Der zur Abschreckung eingesetzte Panzerjäger M36 steht für eine Phase des Krieges, in der nahezu ausschließlich amerikanisches Material auf französischer Seite eingesetzt wurde. Als Modell wurde der M36 erstmals 1975 von Tamiya aufgelegt, als M36B2 bereits sieben Jahre zuvor. In den folgenden Jahren und Jahrzehnten folgten immer wieder Modelle des M36 (z.B. Academy), wobei es sich aber auch teilweise um M36B1 (Italeri 1989, 2000, 2017) handelte, eigentlich um einen Sherman mit neuem Turm und 90 mm-Kanone. Modelle des M36 sind teilweise noch heute erhältlich (AFV-Club, Airfix). Die jüngste Umsetzung aus der M36-Familie stammt von Tamiya und ist gegenüber früheren Auflagen eine Neukonstruktion. Der BauplanAuf 20 Seiten im Hochformat (173 x 260 mm) wird der Bau des Modells in 48 Schritten anschaulich dargestellt, so dass beim Zusammenbau keine Probleme zu erwarten sind, da die Übersichtlichkeit durch eine durchdachte Zuordnung der Teile gewährleistet wird. Für den Zusammenbau der Segmentketten wird eine zusätzliche Seitenansicht abgedruckt. Außerdem müsste sprichwörtliche Tamiya-Qualität für ein gutes Gelingen garantieren – Näheres siehe Bauteile. Vermissen könnte man allerhöchstens eine Teileübersicht mit den jeweiligen Spritzlingsrahmen. Das ist inzwischen bei vielen Herstellern so etwas wie Standard; aber es geht auch ohne – alles ist eindeutig zuzuordnen. Dem Bauplan beigegeben ist noch ein Blatt mit allgemeinen Verarbeitungshinweisen und Tipps, das sich v.a. an Hobbyeinsteiger richtet. Daneben findet sich ein sechsseitiges Faltblatt mit Texten zur Geschichte des M36 (japanisch, englisch, deutsch, französisch) - vorbildlich. Nicht zuletzt finden wir auch dort zwei Farbseiten, welche die beiden im Bauplan vorgesehenen Varianten, jeweils in fünf(!) Ansichten zeigen. Optimum! Auch eine Schrägansicht des Fahrzeugs in einer Schwarz-Weiß-Grafik mit der Beschriftung wichtiger Fahrzeugteile finde ich sehr hilfreich. Nicht jeder weiß, wie das Dings vorne links heißt.
Zum BausatzDer Bausatz besteht aus insgesamt 411 Spritzteilen, die separat verpackt und somit gut gegen Verkratzen und Bruch geschützt sind. Dem stabilen Stülpkarton entnimmt man sieben Spritzrahmen:
Die BauteileDie Einzelteile des Bausatzes machen einen sehr guten Eindruck: sauber gespritzt, teilweise sehr filigran. Höchstens die Flächen mögen etwas glatt erscheinen, aber auch das Original wies keine allzu raue Oberfläche auf. Das Deckelbild ist jedenfalls gut geeignet, um als Vorlage für eine farblich strukturierte Oberfläche zu dienen. Linienhaftes wie Schweißnähte sind dafür schön hervorgehoben. Insgesamt zeigt Tamiya mit dem Bausatz, was im aktuellen Herstellungsjahr mit dem klassischen Spritzgussverfahren möglich ist. Und das ist einiges... Das Thema: Panzerketten – persönliche Vorlieben und Aversionen bestimmen (allzu) oft die Diskussion. Bei Academy und Italeri setzte man früher auf die vinylartigen Gummibandagen, die vielen zu wenig Kettendurchhang ermöglichten. Auch Einzelgliederketten sind nicht nach jedermanns Geschmack. Tamiya löst das Problem mit Segmentketten, die aber auch nicht alle Modellbauer überzeugen, da im Bereich der Antriebsräder und Umlenkrollen Einzelglieder zusammengeklebt werden müssen und in Kombination mit den längeren Segmenten ordentlich Potenzial für Ungenauigkeiten bieten. Tamiya löst das Problem eigentlich sehr pfiffig: die längeren Kettensegmente haben auf der Innenseite jeweils eine Vertiefung, in die kleine Kunststoffnippel auf einer Stützrolle nach dem Prinzip Mönch und Nonne exakt hineinpassen. Entsprechende Laufrolle lässt sich durch eine Art Schlüsselloch eindeutig positionieren. Damit müsste sich die Kette problemlos zusammenbauen und „aufziehen“ lassen, wenn man die Reihenfolge beachtet, die durch Ziffern vorgegeben wird. Und es sei extra nochmal darauf hingewiesen: Nur das Abtrennen, was die Bauanleitung ausdrücklich frei gibt. Positiv vermerken darf man die wenigen Angusspunkte, was das Versäubern erheblich vereinfacht. Wer „out of the box“ bauen möchte, dem beschert Tamiya einen echten Convenience-Kit.
Für das Neukonzept des Bausatzes mag auch die beiliegende Figur stehen, die aus elf Teilen zusammengebaut wird. Allerdings folgt die Aufteilung nicht einem klassischen Muster (Kopf – Torso – Extremitäten), sondern versucht die Komponenten baufreundlich und doch detailreich zu konstruieren. So ist beispielsweise eine Hand schon an der Maschinenpistole angespritzt. Den Finger am Abzug schaffte man bei konventionellen Figuren bisher nur sehr schwer. Überhaupt scheint ein wesentliches Konstruktionsprinzip bei Tamiya gewesen zu sein, immer wieder von Seiten der Modellbauer Bemängeltes endlich anzugehen und nicht wieder eine „Neuauflage“ mit neuem Deckelbild aus alten Formen zu präsentieren. Auch das Thema Auslösen der Teile wurde ernst genommen. Das Nacharbeiten an den Teilen sollten sich weitgehend erübrigen.
Vermissen mögen Technikinteressierte die Umsetzung eines Motors und einer Inneneinrichtung im Bereich Fahrercompartment; da war man bei Academy schon weiter. Aber warum etwas aus vielen Teilen langwierig zusammenbauen, wenn man nachher davon nichts mehr sieht? Die Inneneinrichtung beschränkt sich auf den offenen Turm. Übrigens kommt der Bausatz ohne Metallkanonenrohr aus. Trotzdem ist es einteilig (C42) und wird durch das anzuklebende Mündungsteil der Ursprungsversion ( C66, ohne Mündungsbremse) ergänzt. Ein preissparender und gangbarer Kompromiss, der überzeugen kann. Trotzdem gibt es bereits auf dem „Aftermarket“ ein Ergänzungsset mit gedrehtem Kanonenrohr, das teurer ist als das Basismodell selbst. Fotoätzteile……und 3D-Gedrucktes findet man im Bausatz nicht - er kommt ohne aus. Ist das eine Einschränkung? Ein Manko? Man vermisst eigentlich nichts. Kürzlich habe ich sogar eine Modellbesprechung gelesen, welche die berechtigte Frage aufwarf, ob das im Bausatz vorgesehene Fotoätzteil nicht sogar im Hinblick auf die originale Materialstärke zu dünn wäre. Sicherlich kommen wir im Hinblick auf immer mehr Originaltreue und immer feinere Detaillierung auch zu solchen Diskussionen. Der M36 von Tamiya wird uns nicht in diese Situation bringen, aber sehr wohl zu der zu führenden Diskussion. Bemalung und DecalsDer Bausatz sieht zwei Bemalungsvarianten vor, wobei eine mit weißem Kalkanstrich als Wintertarnung ausgeführt ist. Weitere attraktive Anstriche findet man leicht im Netz. Persönlich hätte ich das „Zebra“ gewählt: Weiße Streifen über olivfarbenem Anstrich. Sehr interessant finde ich den Text in der Bauanleitung zum Thema Farbvarianz (S.20), der die eingeschränkte Farbauswahl (zumindest für mich) vergessen lässt.
Die Decals sind überschaubar auf einem Trägerblatt mit den Maßen 68 x 39 mm abgedruckt, sie machen einen guten Eindruck, den ich mir auch für die Verarbeitung erhoffe. Selbst die Beschriftung für den Feuerlöscher wurde nicht vergessen.
Postskriptum
Darstellbare Fahrzeuge:
Stärken:
Schwächen:
Anwendung: Wer nicht durch den Bauplan hetzt und sich an die Vorgaben hält, wird sicherlich mit einem schönen Modell rechnen dürfen – und das zu einem noch überschaubaren Preis. Wer mehr will als das Gebotene, muss und kann selbst Hand anlegen. Auch der "Aftermarket" hat die "Startlöcher" bereits hinter sich gelassen … Fazit:Für alle empfehlenswert, die sich thematisch beim Ende des Zweiten Weltkrieges (v.a. Ardennen und später) und den Folgejahren (u.a. Korea, Indochina) zu Hause fühlen. Der Bausatz ist uneingeschränkt empfehlenswert. Nur: Abgesehen vom Turm entsteht halt eine Black-Box, das muss man wissen. Weitere Infos:Referenzen:
Diese Besprechung stammt von Thomas Ehrensperger - 12. Dezember 2025 © 2001-2025 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |
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